Mit seinem Debüt-Album hat sich Flume einen Stockerlplatz unter den Elektronik-Newcomern verdient. Zusammen mit Bondax, Disclosure & Co bringt das blutjunge Talent frischen Wind in die Szene der elektronischen Tanzmusik.
Eine Cornflakes-Schachtel – der Rest ist Geschichte: Vor sieben Jahren purzelte dem damals 13-jährigen Flume ein Programm zum Produzieren von Musik in seine Müsli-Schüssel. Abgesehen davon, dass australische Frühstücksflocken-Goodies einiges mehr drauf haben, als die Spielfiguren und Kühlschrankmagneten hierzulande, war das damals der entscheidende Anstoß, der den heute 21 Jahre jungen DJ dazu bewegt hatte, mit dem Musizieren zu beginnen. Hört man sich heute durch sein gleichnamiges Debut-Album, möchte man den Produzenten jener schicksalsträchtigen Cerealien-Packung am liebsten einen sentimentalen Dankesbrief schreiben.
Flume hat ein wirklich bemerkenswertes Talent dafür, aus elektronischen Klängen das Maximum heraus zu holen. Damit schwimmt er derzeit auf einer Welle mit DJs wie Bondax, Karma Kid oder Dislcosure: Sie alle gelten als Wunderkinder der Elektronikszene – im wahrsten Sinne des Wortes, denn keiner der Burschen ist über 21. Ihr subtiler Stil, Elemente aus R’n’B, House, Ambient und Breakbeat in ihre Klangteppiche einzuweben, klingt dafür nach jahrelanger Erfahrung und Expertise. Flume beweist zudem ein gutes Händchen bei der Auswahl der gefeatureten Vokalisten, wie Chet Faker, Jezzabell Doran, T.Shirt oder Moon Holiday, deren Stimmen teilweise zerhackt und bis zur Unkenntlichkeit gepitcht nie minder fantastisch klingen. Es ist nicht einfach, sich auf einzelne Favoriten aus "Flume" festzulegen. "Sleepless" hatte als Album-Auskoppelung bereits die Chance, sich in den australischen Charts zu beweisen, wo sich die Mischung aus einer soliden Bassline und Jezzabells gebrochener Stimme, die wie Zuckerstreusel über den Track gestreut scheint, als Treffer mitten ins Schwarze entpuppte. Flume, der sich in Europa zuletzt als Supporting Act von Größen wie The XX oder Totally Enourmos Extinct Dinosaurs einen Namen gemacht hatte, erhält heute seinerseits Unterstützung von niemand geringerem als Ambient-Techno-Koryphäe Shlohmo. Rechtzeitig zum Release des Debut-Albums des jungen Ausnahmetalents steuert der nämlich einen exklusiven "Sleepless"-Edit bei.
Weiters definitiv unter den Must-Hears vertreten sind Tracks wie "Sintra", "Change" und "Ezra", welche sich alle durch ein nuanciertes Zusammenspiel von flirrenden Synths und unaufdringlichen, doch treibenden Bässen auszeichnen. Flume experimentiert zudem gerne mit Delays, die den Rhythmus immer wieder mal aus der Bahn werfen und zum eiern bringen, kratzt aber doch immer rechtzeitig die Kurve, wenn die Experimentierfreude den Wohlklang zu trüben droht. Fingerspitzengefühl beweist Flume außerdem, wenn es darum geht Vocals bis ins kleinste Detail an Rhythmus und Tonalität eines Songs anzupassen. Oft kann man zwischen synthetisch produzierten Soundeffekten und eigentlichem Gesang nicht mehr unterscheiden, weil die beiden so ausgeklügelt ineinandergreifen.
Flume spielt nicht nur mit der Anordnung von Synth-Klängen, die da mal sphärisch, mal schärfer ausfällt, sondern er versetzt seine Hörer im Laufe des Albums auch in verschiedenste Stimmungen: Chet Fakers leidender Gesang aus "Left Alone" schafft eine wunderschön morbide Atmosphäre, während man zu den klimpernden Soundeffekten und weichen Vocals aus "Warm Thoughts" selbst unter dem grauen Herbsthimmel durch die Straßen tanzen möchte. Erhebender, afrikanischer Tribal-Gesang bildet das perfekte Gegengewicht zu den sonst eher düsteren Wobbles und Industrieklängen aus "More Than You Thought". HipHop-Elemente, wie sie sich in "On Top" oder dem gesondert auf Soundcloud erschienenen "Holdin‘ On" finden, liefern die nötigen Ecken und Kanten, die Flumes Debut-Album letztlich zu einer echten Bereicherung für jeden Plattenschrank machen. Bei so einer stimmigen Erstveröffentlichung, kann man sich nur darauf freuen, was für Geniestreiche da noch folgen mögen (und bis dahin dem Fantum frönen, indem man sich umgehend informiert, wannwiewo man Flume live erleben kann).
"Flume" ist bereits erschienen und via Future Classic erhältlich.