Based on a True Story

Die sieben Sachen des Dr. Evil 2.0, Kim Dotcom, präsentiert der junge Künstler Simon Denny im Mumok. Wir sprachen mit ihm über das, was alle interessiert: Medien und so.

Ich habe den Eindruck, dass Kunstkritiker und Kuratoren oft recht fern von Digital Nativeness und neuen Medien sind und dann solche Sachen, wie du sie machst, schwer einschätzen können…

Das ist ein komplexes Thema. Es gibt natürlich eine eigene Geschichte der Kunst mit neuen Medien, die mindestens bis in die 60er zurückgeht und ihren eigenen Kanon hat. Aber die ist noch immer getrennt vom eigentlichen Kunstkanon. Ich sehe die Interaktion zwischen diesen beiden Dingen problematisch, aber das wird sich lösen. Kunst ist langsam und Kanonbildung dauert. Aber du hast schon recht, viele Leute, die sich mit Mainstream oder kanonischer Kunstgeschichte beschäftigen, haben es nicht so mit Digitalem. Deswegen lesen viele meiner Freunde das Wire Magazin oder Tech-Blogs mehr als Kunst Publikationen. Man will ja an dort an der Konversation teilnehmen, wo sie stattfindet.

Denkst du wir befinden uns gerade an einem Wendepunkt?

Ja. Wir befinden uns am Ende eines langen Prozesses, oder eben am Beginn eines neuen, wo man Internet in Echtzeit überall hat, Zugang zu Information, Lokalisierung. Die technischen Möglichkeiten gibt es schon länger, aber erfolgreiche Unternehmen wie Google oder Apple haben das demokratisiert und für jeden zugänglich gemacht.

Wenn du jetzt so ein Projekt beginnst, das mit einem Internet Phänomen zu tun hat, dann ist das bei seiner Fertigstellung ja quasi 1000 Internet Jahre alt. Möchtest du solche Momente einfangen bzw. einfrieren?

Das schnellere Zeitvergehen, von dem du sprichst, halte ich für ein Phänomen, das an und für sich genauere Betrachtung verdient. Wenn man Projekte macht, die sich mit aktuellen Themen beschäftigen, die wiederum schnell an Relevanz verlieren, dann illustriert das das Zeitvergehen. Ich habe ein Projekt gemacht, wo ich eine Tech-Konferenz in München namens DLD dokumentiert habe, die im Jänner 2012 stattgefunden hat. Davon habe ich eine grafische Aufbereitung gemacht, die ich ein Jahr später auf der gleichen Konferenz präsentiert habe. In der Zwischenzeit hatte sich so viel verändert: Twitter wurde viel wichtiger, Instagram war auf einmal da. Das war also ein Weg diesen Kreislauf der Obsoleszenz zu verhandeln.

Was sind denn nun die Unterschiede zwischen deinem Heimatland Neuseeland und Deutschland, wo du nun lebst in Hinblick aufs Filesharing. Neuseeland scheint ja offener zu sein…

Deutschland tendiert bei der Gesetzgebung im digitalen Bereich dazu sehr protektionistisch zu sein. Den Impetus hinter Deutschlands Angst und seinen Aktionen halte ich für gut, auf eine Art: weil Deutschland zumindest über diese Dinge nachdenkt. Neuseeland macht das so schnell wie möglich nach, was die USA, Australien und England vorgeben, obwohl es nur eine vergleichsweise winzige Population hat, die mit den großen Ländern ohnehin nicht mithalten kann.

Die gewohnte Abschlussfrage zu Musik: deine Präferenzen?

Ich höre viel Trap. Ich bin ein großer Fan von Gucci Mane, von Juicy J (lacht).

Das hätte ich echt nicht gedacht.

Was hättest du denn gedacht?

Entweder, dass du gar keine Musik magst, oder Klassik. Du hättest auch "alles" oder Rock sagen können.

O Gott, ich muss mehr Kapuzenpullover anziehen.

Simon Denny: The Personal Effects of Kim Dotcom

5.7-13-10.2013

Mumok

www.mumok.at

Bild(er) © 1+2: The New Zealand Herald: Räumung der Villa von Kim Dotcom in Coatesville, 3+4:  mumok / Simon Denny: Ausstellungsansichten, 5: Simon Denny: Simon Denny
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