Berg, Bass und Big Data – Das Elevate Festival 2017

Vergangenes Wochenende ging das Elevate Festival über die Bühne – mit gewohnt gutem Line Up, in einer gewohnt beeindruckenden Location an einem ungewohnt frühen Termin.

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Bereits zum dreizehnten Mal lockt das Elevate mit einer Mischung aus Diskurs und elektronischer Musik – während das Festival bisher im Herbst die österreichische Festivalsaison abschloss, wurde sie in diesem Jahr in Graz eingeläutet. Ein guter Start: Die Mischung aus einem Gratis-Programmteil, vor allem im Forum Stadtpark und einem musikalisch abwechslungsreichen Booking, das sich gerade in Hinblick auf die Kosten für den Festivalpass sehen lassen kann, ist erneut gelungen.

Eröffnet wurde das Festival bereits am Mittwoch im Dom im Berg mit Auftritten von Knower und Sixtus Preiss, am Donnerstag blieb der Berg geschlossen, dafür konzentrierte man sich im Forum Stadtpark auf Experimentelles zwischen Diskurs und Musik – aufgeführt wurde dort ein Vier-Kanal-Hörstück der Grazer Dramaturgin Natascha Gangl in Zusammenarbeit mit den Klangarchitekten von Rdeca Raketa. Thema war dabei, wie auch bei einem Teil des Diskursprogramms, die Bedeutung von Algorithmen in Kultur und Gesellschaft. Diskutiert wurde in diesem Jahr sowohl über die Auswirkungen von Datensammlern wie großen Unternehmen, aber auch über die Auswirkungen der geplanten Copyright-Reform der EU und Informationsfreiheit in Österreich.

Copyright: Jakob Isselstein

Nach den zwei Einstimmungstagen folgten die Hauptabende Freitag und Samstag, bei denen es vor den Bühnen aber auch im Forum Stadtpark voller wurde. Die musikalische Mischung zwischen den sphärischen Klängen von Live Acts wie Jenny Hval oder Tropic of Cancer, hartem Techno von Ancient Methods, bekannten Größen wie Jon Hopkins und Drum’n’Bass von Loxy gelang erneut. Eines der Highlights war mit Sicherheit der Auftritt von Mumdance, der mit seiner Mischung aus Trap und Grime das sonstige Line Up auflockerte und für eine ausgelassenere Crowd vor dem DJ-Pult sorgte. Überzeugen konnte auch das Acid-Live-Trio Paranoid London, das die danach folgende House-Legende Juan Atkins mit seiner Performance fast in den Schatten stellte, zeigte, dass die Kombination von Live Vocals und Acid durchaus eine gute Idee ist und dabei nicht nur den Altersdurchschnitt, sondern auch die Stimmung des Publikums in die Höhe trieb.

Copyright: Johanna Lamprecht
Copyright: Johanna Lamprecht
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Copyright: Clara Wildberger
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Nicht zu vergessen ist natürlich Jon Hopkins, der wohl auch weniger musikaffinen Menschen ein Begriff ist. Wer seine epischen Live-Sets kennt, könnte enttäuscht worden sein, insgesamt war sein DJ-Set durchwegs solide und tanzbar, das danach folgende, abwechslungsreichere Set von Eclair Fifi hatte musikalisch dennoch etwas mehr zu bieten. Insgesamt muss man das Elevate für die musikalische Zusammenstellung loben, die Programmierung der unterschiedlichen Stages gelang am Samstag sicher besser als am Freitag – allerdings hatte man am vorletzten Tag auch mehr bespielbare Venues zur Verfügung. Um das gesamte Programm zu erleben, hätte man sich wohl an Lützenkirchens „Drei Tage Wach“-Motto halten müssen, denn neben dem umfangreichen Diskursbereich ging es nach den Acts im Dom noch im Parkhouse weiter, am Nachmittag gab es Brunch inklusive DJ-Line im Ginko Greenhouse und am Sonntag endete das Festival traditionell mit Konzerten im Orpheum – in diesem Jahr mit härteren Klängen von Drone-Doom-Gott Stephen O’Malley.

Copyright: Clara Wildberger
Copyright: Jakob Isselstein

Wer das vergangene Wochenende in Graz verbracht hat, könnte fast vergessen, dass die Stadt Graz und Clubkultur auf Kriegsfuß stehen. Das liegt zum einen an der Stadtpolitik, die vieles schlichtweg nicht zulässt, zum anderen aber auch am Fehlen einer größeren Clubvenue. Das Niesenberger, das diese Position ursprünglich trotz Vereinsdasein einmal innehatte, hat mittlerweile seine Pforten geschlossen und selbst die kleine aber feine Kombüse hatte kürzlich zu kämpfen.Dass die Afterhour-Vormittage im Parkhouse ohne polizeiliche Auflösung über die Bühne gingen, grenzt dementsprechend fast an ein Wunder. All das war am Elevate allerdings kein Thema, mit dem Dom im Berg und seinen insgesamt drei Floors hat das Elevate wohl noch immer die beeindruckendste und gleichzeitig praktikabelste Location für ein Festival, mit dem Parkhouse einen Afterhour-Spot mit schönster Aussicht. Nicht zuletzt dank diesen Voraussetzungen entstand ein Clubfeeling, das man sich auch abseits von Festival-Wochenenden für Graz wünschen würde.

Das Elevate Festival hat von 1. bis 5. März in Graz stattgefunden. Alle Informationen zum Festival sind hier zu finden. 

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