Man liest dieser Tage recht oft, dass ein "Concept Store" in 1070 Wien aufmacht. Sneak In in der Siebensterngasse will jedoch weder hip noch hop sein, sondern einfach nur gutes Müsli und Sneakers verkaufen. Die Inhaber im Interview.
Wie sieht eure Zielgruppe im Normalfall aus?
Eine leichtere Frage hattest du nicht? 😉 Gerade jetzt in der Anfangsphase ist das wirklich schwer herauszufiltern, aber wenn wir uns festlegen müssten, würden wir vermutlich sagen, sowohl Männer als auch Frauen zwischen 20 und 60 Jahren – also quasi in der Blüte ihres Lebens – die gewillt sind, für Kleidung oder Schuhe gerne auch mal ein bisschen mehr auszugeben. Und natürlich Kaffeeliebhaber, Genießer aber auch Kreative und Individualisten – also eigentlich haben wir keine richtige Zielgruppe, wir freuen uns tatsächlich über jeden, der Zeit bei uns und mit uns verbringt. Wir sind davon überzeugt, dass man mit seinen Kunden bzw. Gästen auch wächst, man entdeckt eventuell von Zeit zu Zeit auch neue Seiten an "sich selbst" – es bleibt also spannend.
Anfang Juli gab es einen Wasserrohrbruch bei euch. Ihr wart gerade noch in den Kinderschuhen, schon musstet ihr wieder vorübergehend schließen. Wie fühlt man sich da? Wie groß war der Schaden?
Kein gutes Thema… Anfangs dachten wir, der Wasserschaden sei überschaubar und schnell wieder behoben, aber dem war leider nicht so. Und dann trat ein, womit wir alle nicht gerechnet hatten: Es waren vermutlich die vier härtesten, nervenaufreibendsten und gleichzeitig seltsamsten Wochen. Wir mussten dutzende Reservierungen ablehnen, obwohl wir doch gerade erst aufgesperrt hatten, fix eingeplante, externe Veranstaltungen absagen. Da steigt natürlich auch der finanzielle Druck.
Hat sich nach eurem Re-Opening was verändert?
Sowohl im Lokal, als auch im Kopf. Nach der anfänglichen Verzweiflung, dem ersten Schock, haben wir versucht das Beste daraus zu machen und gleich noch ein paar kleine Schönheitsfehler ausgebessert – Dinge, auf die man in den ersten Wochen der Eröffnung nicht so achtet, die einem erst im Laufe der Zeit, während gewissen Arbeitsabläufen auffallen. Es war gleich zu Beginn eine Zerreißprobe für uns, die uns aber trotz allem auch gezeigt hat, was es heißt, durchzubeißen – positiv denken ist manchmal schwieriger als gedacht! Was uns auf jeden Fall ungemein aufgebaut hat, war die Unterstützung von Freunden, Verwandten und Bekannten. Das ist so unfassbar viel wert und hat uns schnell wieder aufatmen und nach vorne schauen lassen.
Der Store hat fast 25 Stunden am Tag geöffnet. Ihr wollt eher bald im Burnout landen, oder?
Ja, soll gerade ziemlich im Trend liegen… Nein, damit ist absolut nicht zu scherzen und das geht wohl schneller als man denkt. Wir stehen ganz am Anfang, da muss man ausprobieren, was sich rentiert und was nicht – so ist es auch mit den Öffnungszeiten. Über die Sommermonate haben wir bereits ein wenig runtergeschraubt, mal sehen was Herbst und Winter bringen.
Warum wird Berlin eigentlich immer so viel cooler gemacht als Wien?
Ist das so? Berlin ist größer, hat eine unfassbar spannende Geschichte, die nicht nur die Stadt sondern auch ihre Menschen geprägt hat. Aber Wien ist wirklich nicht schlecht unterwegs, es tut sich so viel, man muss nur wissen wo. Aber vor allem einfach mit offenen Augen durch die Straßen laufen und nicht immer ins gleiche Lokal um die Ecke gehen, mal was Neues ausprobieren. Und was Wien so besonders macht ist sicher auch, dass es zwar einen gewissen Großstadt-Flair hat, dennoch aber so gut wie jeder jeden kennt. Das macht es familiär und freundschaftlich und verleiht der Stadt eine persönliche Note, die man vermutlich in anderen Großstädten nicht so leicht verspürt.
Wenn man sich die Pressestimmen so durchliest, muss vor allem euer Müsli saugut sein. War der Titel "Bestes Müsli der Stadt" von Anfang an anvisiert oder ist das einfach passiert?
Du wirst es nicht glauben, aber Stefan Linsbichler (Bäckerei Linsbichler), der nicht nur unser Haus- und Hofbäcker ist, sondern obendrein auch noch einer unserer längsten und engsten Freunde, hat mit seiner ersten Kostprobe sofort ins Schwarze getroffen. Wir hatten eine genaue Vorstellung, wie es schmecken, was drinnen sein soll und auch die Optik war uns nicht unwichtig – und da war es zwar nicht geplant das beste Müsli der Stadt zu werden, aber hat man den Titel mal, stößt man ihn nur sehr ungern von der Bettkante.
Bald soll es die Mode von Marina Hoermanseder bei euch zu kaufen geben. Wie gut passen Avantgarde und Sneakers zusammen?
Ja, es wird ausgewählte Kollektionen von Marina geben – wir persönlich freuen uns schon sehr darauf! Ihre Mode ist einzigartig und fern von jeglichem Mainstream. So ist das auch bei den meisten der Marken die wir bei uns im Shop führen. Unser Konzept steht auch für Individualität, Eigensinnigkeit – den ganz persönlichen Stil. Da ist die Kombination aus Sneakers, die man nicht an jeder Ecke bekommt, und außergewöhnlicher Avantgardemode gar nicht so weit hergeholt.
Das Sneak In ist in der Siebensterngasse, Nähe Museumsquartier, in 1070 Wien daheim. Öffnungszeiten von sehr früh fürs Frühstück, tagsüber für Sneakers und Mode bis sehr spät für DJs und Drinks. Genau steht das hier:
www.facebook.com/sneakin.vienna
