Bier, Schweiß und Tränen

Der Erfolg im volkstümlichen Schlager verlangt Knochenarbeit und Überzeugungstäter. "Schlagerstar" gewährt einen außerordentlichen Blick auf die Selbstinszenierung und das Arbeitsleben von Marc Pircher.

Was genau ist so zum Kotzen?

Das es zum Beispiel immer schwieriger wird, in Sendungen reinzukommen. Es geht immer mehr um solche privaten Geschichten wie zum Beispiel die Geschichte mit der Anna (seine erste Tochter). Heutzutage ist nicht mehr der im Fernsehen, der am schönsten singt und am besten ist und die meisten Leute hat, sondern es sind die im Fernsehen, die die beste Story haben. Bei gewissen Volksmusiksendungen geht es nicht mehr darum, ein neues Lied zu spielen, sondern man muss rückwärts die Sprungschanze hinunterhüpfen und so einen Blödsinn. Das ist einfach etwas, was ich nicht verstehe – warum man nicht die Leute ihre Lieder singen lässt und warum die Musik nicht die Hauptrolle spielt.

Stichwort Schanze: Du hast doch auch selbst bei den ORF-Shows „Dancing Stars“ oder „Das Rennen“ mitgespielt.

Das war halt eine andere Sache, das hat mit der Musik nichts zu tun. Da konnte ich eben beweisen, dass man mich nicht auf meine Musik reduzieren sollte. Sondern dass ich mich in anderen Sachen genauso anstrengen und erfolgreich sein kann. Bei „Das Rennen“ habe ich gewonnen und bei „Dancing Stars“ bin ich erst in der vorvorletzten Sendung ausgeschieden. Das hat ja auch sehr viel mit Kondition und Disziplin zu tun.

Wie wichtig sind dir politische Inhalte?

Ich bin als Künstler immer bestrebt, mich politisch herauszuhalten. Ich habe schon ganz oft irgendwelche Anfragen von politischen Veranstaltungen abgelehnt. Egal ob das jetzt die SPÖ, ÖVP oder FPÖ war. Ich habe einmal einen Auftritt für den Landeshauptmann Erwin Pröll gemacht, weil das ein persönlicher Freund von mir ist. Ich habe von ihm in Niederösterreich politisch überhaupt nichts, aber ich habe mit der Familie Pröll öfters zu tun. Deswegen verstehe ich mich mit ihnen sehr gut. Ich habe ihn einmal bei einer internen Veranstaltung, wo keine Öffentlichkeit war, musikalisch überrascht und er war zu Tränen gerührt. Ich bin Musiker, ich habe Fans, die grün, schwarz, rot oder blau wählen. Ich bin da einfach neutral als Künstler. Als Mensch habe ich natürlich meine politische Einstellung und die möchte ich geheim bewahren wie jeder andere auch. Ich mag politische Diskussionen, aber ich würde sie nie öffentlich führen.

Das stimmt so nicht. In einer Szene im Film sieht man etwa, wie du bei einem Konzert wortwörtlich dafür Stimmung machst, dass Österreich in der EU mehr auf den Tisch hauen sollte, damit Österreich auch weiterhin das Österreich bleiben kann wie es immer war.

Ja, mit dieser Aussage wollte ich weder den Strache noch irgendeinen anderen stärken. Aber wenn eine Partei in Österreich, egal welche Farbe, nicht der Meinung ist, dass wir Österreicher Österreicher bleiben sollten, ja dann um Gottes Willen, was ist für eine Partei! Man muss doch trotz der Europäischen Union noch ein Österreicher im Herzen sein dürfen, ohne einer politischen Richtung zugeordnet zu werden. Ich glaube, der Grüne will doch genauso Österreicher sein wie der Schwarze oder Blaue. Europa – das ist schön und gut. Europa ist ein super Gedanke, dass wir alle gemeinsam stärker sind als einzeln. Aber unterm Strich will doch der Grieche der Grieche sein und der Österreicher der Österreicher. Gewisse Sachen sollten wir einfach selber zu entscheiden haben, egal ob unter grüner, schwarzer oder blauer Führung.

Was bedeutet das konkret?

Ob in meiner Wohnstraße daheim 30km/h oder 40 km/h besser sind, weil da Kinder spielen, das kann der nicht in Brüssel entscheiden. Das muss ich in Tirol entscheiden. Wie soll der Brüsseler wissen, wie es in meiner Wohnstraße aussieht, oder wie es auf meinem Skihang aussieht? Das muss einfach die örtliche Politik in der Hand haben. Und das ist das einzige, was ich meine. Mir ist das völlig wurscht, ob das ein Blauer, ein Grüner oder ein Roter sagt. Aber die sollten doch uns so sein lassen, wie wir immer waren. Wir sind doch Österreicher!

Aber ich bin weder Fan von Stronach, Strache oder sonst wem. Mir ist politische Orientierung wichtig, aber die würde ich nie in meiner musikalischen Tätigkeit zum Thema machen. Mir ist nur wichtig, dass wir friedlich miteinander leben können. Der Rest ist mir wurscht. Aber nochmal: das hat überhaupt keinen politischen Hintergrund. Das ist mir viel zu extrem. Die Parteien, du weißt, wen ich meine, die mit diesem Thema hausieren gehen, die sind mir viel zu radikal. Die würde ich sowieso nicht wählen.

"Schlagerstar" läuft am 31. Mai in österreichischen Kinos an.

Bild(er) © Mobilefilm
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...