Bikini-Ärsche auf 4×4 Meter

Zwei Männer im Bikini. Sie liegen im Wald und singen “Holt de Goschn”. Ein Fleischer in Mönichwald wird sauer. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, haben wir sie gebeten ihre Goschn nicht zu halten.

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177.131 Klicks hat das Video “Kohlhauser” von der steirischen Band Koenig Leopold schon. Kein Wunder. Wer interessiert sich nicht für Männer in Bikini und Badeanzug, die sich im Wald im tiefsten Dialekt über den angeblich fiktiven Kohlhauser unterhalten. Kohlhauser hat, nach den zwei Jungs von Koenig Leopold, nämlich “obkassiert, weil er zvü piperlt hot”. Wie bei fast jedem berühmten Youtube-Video gibt es aber auch hier ein Problem. In Mönichwald gibt es einen Fleischer. Der heißt Kohlhauser und findet das gar nicht lustig. Er hat die Band verklagt.

"Schandlied" und "Verleumdung" waren doch keine sehr zimperlichen Vorwürfe. Fandet ihr das anfangs schon lustig oder habt ihr doch lieber mal euren Anwalt angerufen?

Koenig Leopold: Wir fanden das gar nicht lustig, wir sind sofort zur MICA und haben uns dann einen Anwalt und einen Pressesprecher geholt.

ORF, Kurier, Heute, ZiB24 und Kleine Zeitung haben über "Kohlhauser" berichtet – fühlt man sich da nicht etwas überrollt? Bzw. hinterher den Druck etwas nachzulegen?

Koenig Leopold: Überrollt fühlt man sich da ganz bestimmt. Wir wollten zwar immer schon vor großem Publikum stehen, aber mit unserer Kunst und nicht weil sich jemand davon verletzt fühlt. Amüsant und gleichzeitig erschreckend war es jedoch schon, die Funktionsweise des österreichischen Boulevards näher kennen zu lernen – zu sehen, wer von wem abschreibt, wer einfach kompletten Bullshit dazu erfindet, alle sind sensationsgeilstens. Wir haben aber auch herzlich gelacht, als wir unsere Bikini-Ärsche in 4×4 Meter-Größe auf der ZiB24-Videowall gesehen haben.

Den Druck, etwas nach zu legen, machen wir uns schon selber bzw. machten wir uns von Anfang an seit Gründung der Band. Wir lassen uns von außen keinen Druck machen. Schon gar nicht von solchen Medien. Es wird in Zukunft noch Vieles von uns geben. Aufreger und keine Aufreger, neue Musik, Performances, Videos und andere Formate (Theater- & Film-Musik, etc). Es gibt auch schon jetzt so viel bisher Unveröffentlichtes. Und dann gibt es noch 1.000 Ideen für neue Sachen. Außerdem wollen wir ja nicht dem Boulevard und dem Mainstream gefallen und z.B. ab jetzt nur mehr Dialekt-Rap produzieren, nur dass die Kleine Zeitung was zu Schreiben hat.

Jetzt wo klar ist, dass "Kohlhauser" eine Kunstfigur ist, habt ihr seither die Krakauer und Debreziner beim vermeintlich echten Kohlhauser probiert? Man sagt das sei ein pikobello Fleisch …

Leo: Nein, ich esse nach der ganzen Geschichte viel weniger Fleisch. Lieber Lauch Quiche und im Wirtshaus das 2er-Menü: Spiegelei mit Spinat. So sehr hat mich das mitgenommen…

Lukas: Ich hab auch keins probiert. Im Sommer kauf ich mir dann irgendwann dort ein gepflegtes Wurschtsemmerl, inkognito.

Bekommt ihr nun den Amadeus? Und wenn, in welcher Kategorie?

Koenig Leopold: Ob wir ihn bekommen, liegt nicht an uns. Wir würden ihn in allen Kategorien bekommen können, weil es für alle Kategorien passendes Material von uns gibt, das man unterstützen könnte, wenn man es wollte. Wenn es einen allumfassenden Award gäbe, dann hätten wir den verdient.

Wir könnten aber auch gern schnell ein Schandlied machen über den Amadeus-Award, wenn wir dann größere Chancen haben! Und dann noch weltberühmter in Österreich werden.

Wie man in "Heat The Water" sieht, kann in euren Videos viel Konzept stecken. Grant, Irritation und Phrasen aushöhlen waren da schon Bausteine. Seht ihr euch mehr in einer Tradition von Jandl, Jelinek und Thomas Bernhard – oder doch mehr Roland Düringer?

Wir würden gern jedes Jahr ein fettes Video rausbringen und in 12 Jahren dann die erste DVD-Compilation und das war‘s. Dann tragischer Künstlertod als letzte Performance der Gruppe. Was österreichische Künstler angeht sehen wir uns gern irgendwo zwischen der Wiener Gruppe und Drahdiwaberl. Und wenn schon Kasperl, dann Polt.

Den ganzen Song "Kohlhauser" gibt es jetzt für alle zum freien Remixen im FM4 Soundpark.

Bild(er) © Rania Moslam, Leo Frisell, Rania Moslam
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