Stockfotografie ist oft nicht schön, manchmal beängstigend, kommerziell aber jedenfalls irre relevant. Mit dem Einzug qualitativ hochwertiger Digitalkameras in den Hobbysektor fielen die Preise so weit, dass sie dem Microstock-Bereich jetzt auf den Kopf fallen. Die Entwicklung geht währenddessen weiter: Mobil und im Medienbereich.
Jeder hat seine Bilder gesehen. 2005 begann der 26-jährige Däne Yuri Arcurs, seine Hobbyfotos bei einer der zahlreichen aufkommenden Microstock-Agenturen, den Fast Food-Abteilungen der Fotografie, upzuloaden, um sich neben dem Psychologiestudium einen kleinen Nebenerwerb zu schaffen. Das lief ziemlich gut, er verkaufte Millionen und war mit technischen, blitzeblank-perfekten, überaus und oft überzeichnet lächelnden Bildern binnen vier Jahren zum weltweit bestverkaufenden Stock-Fotografen aufgestiegen. Alles gewinnend, immer schön, effizient im Workflow, gephotoshopt wird in Indien, und vor allem viele Bilder – mehr als 1.000 Bilder im Monat. Er hatte früh verstanden, wie der beinharte Quantitätswettbewerb am rasant wachsenden digitalen Bildermarkt gewonnen werden kann, er lieferte.
Renommierte Bildagenturen wie Getty Images (gegründet 1995) und Corbis (1989), deren Wachstumssprünge bis dahin eher auf der Digitalisierung von analogen Bildern sowie dem Kauf kleinerer und größerer Bildarchive basierten, stellte die aufkommende Microstock-Industrie, die – digitally native und äußerst flexibel – den Markt mit digitaler Massenware flutete, vor Probleme. Neuere Agenturen wie Shutterstock, Fotolia oder Dreamstime profitierten von den zahllosen ambitionierten Fotografen mit Internetanschluss, die sich an Yuri Arcurs ein Beispiel nehmen wollten. Erst 2006 sprang Getty mit der Übernahme von iStockPhoto auf den Microstock-Zug auf, der sich durch besonders niedrige Preise "auszeichnet". Da waren andere längst weiter.
"After all, my photography carrier (sic) was born here."
25 Millionen Fotos stapeln sich auf den Servern des 2003 in New York gegründeten Microstock-Unternehmens Shutterstock, das mit geschickten, schlanken und nicht immer ganz sauberen Anwerbemethoden hunderte Medienkooperationen und damit Suchresultatsmacht aufgebaut hat. Dessen Börsenkurs geriet nach stetigem Wachstum im vergangenen Sommer durch einen bemerkenswerten Schachzug Yuri Arcurs allerdings erstmals ins Wanken. Um nun doch höhere Preise für seine Bilder erzielen zu können, ließ er seine Agentur PeopleImages.com – 20 Fotografen, über 100 Angestellte und rund 100.000 Bilder stark – die Zusammenarbeit mit Fotolia, Dreamstime und eben Shutterstock aufkündigen, um zum Branchenriesen Getty Images zu übersiedeln. Dabei ging es für Arcurs vor allem um die erweiterten Vertriebsmöglichkeiten, die ihm das Getty-Netzwerk bot. So fällt es schwer, ihm seinen gebloggten Wehmut – die Unternehmen zu verlassen, die die Geburt seiner fotografischen Karriere ermöglicht hatten – abzunehmen. Sogar ihm selbst, und am Produkt ändert sich ohnehin nichts. "Es geht nicht darum zu sagen, dass wir kein Junk Food mehr produzieren, sondern einfach darum, es mit einem Partner zu tun, der weiß, wie er es vermarktet", so Arcurs.