Das Fest der Familienfehde, auch bekannt als Weihnachten, steht relativ bald wieder ins Haus – ein guter Anlass, sich mit der werten Verwandtschaft auseinander zu setzen. Muss ja nicht die eigene sein.
Fam. AUENHAMMER: 55,4 Jahre
Fam. BOESEL 34 Jahre
Fam. BUCHLEITNER: 26,25 Jahre
Fam. HIRSCHAL: 44,7 Jahre
Fam. HOHENLOHE: 22,8 Jahre
Fam. MERYN: 42,75 Jahre (© Pilo Pichler)
Fam. MUSTER: 24,6 Jahre
Der notorisch wangenkneifenden Tante Herta am Familienfest zum xten mal zu versichern, dass man nicht vom anderen Ufer ist, nur weil man mit Mitte 20 noch nicht geheiratet (und geworfen) hat, ist sicherlich eine Möglichkeit, sich mit Familie zu beschäftigen. Die ungleich bequemere Meta-Variante liefert Pilo Pichler: Das Thema Mischpoke ist auch das Thema seiner Ausstellung „Family Affairs“, in der der preisgekrönte Fotograf das etwas andere Familienportrait präsentieren möchte.
Die Abbilder der Familienmitglieder legt Pichler dabei mit gleicher Bildtransparenz übereinander, sodass sie letztlich zu einer fiktiven Person verschmelzen. Zusammen mit dem Durschnittsalter der abgelichteten Personen, ergibt sich daraus jeweils ein "Familiengesicht". Als lieferte das Thema Familie nicht ohnehin schon genügend Zündstoff, holte Pichler nicht einfach irgendwen vor die Linse, sondern lichtete mehr oder minder bekannte Familienclans, wie Hirschal, Hohenlohe oder Meryn, ab. Schlummernder Ödipuskomplex, kombiniert mit Prominenten-Voyeurismus – Freud lässt grüßen.
Pichler selbst erklärt die Relevanz seiner Ausstellung so: "In einer Wohlstandsgesellschaft wie heute sind soziale und wirtschaftliche Netzwerke unumgänglich. Parallel dazu scheint mir die Mutter aller Netzwerke, nämlich die Familie, an Interesse und Zuwendung zu verlieren." Doch Blut ist bekanntlich dicker als Wasser, daher muss man der Sippe doch eines lassen: Letztlich geht es mit ihr genauso wenig, wie ohne.
"Family Affairs" ist vom 14. bis 18. November 2012 in der Galerie Edition Photo zu sehen.