Bei ihrem Wien-Stopp erzählen uns Sänger/ Bassist Robert Levon Been und Sänger/ Gitarrist Peter Hayes über ihre Tourerfahrungen, ihren Songwriting-Prozess und die bessere Bandchemie dank Drummerin Leah Shapiro.
Was ist eure persönliche Philosophie bezüglich analoger und digitaler Aufnahmetechniken?
Peter: Das Problem ist, dass viele Dinge, wie analoge Mischpulte und Bandmaschinen für Durchschnittsmenschen unerreichbar sind, da es viel Geld kostet, in ein Studio zu gehen. Das ist sehr schade, aber so hat es sich entwickelt. Die digitale Welt hat ermöglicht, dass jeder Musik aufnehmen könnte. Und ich bin nicht sicher, ob es wirklich darauf ankommt, womit man aufnimmt. Natürlich geht es darum, dass es besser klingt, aber ich finde es ein bisschen versnobt, ewig in einem analogen Studio rumzuhängen und anderen Leuten unter die Nase zu reiben, dass es da draußen bessere Dinge gibt. So etwas zu tun, ist beschissen, weil es für viele gar keine Option ist. Wenn man schon ein Connaisseur sein will, sollte man sich lieber einen eigenen Weinkeller zulegen.
Robert: Insofern hat der Film einen guten Job getan, indem er zeigt, dass es nicht nur entweder das eine oder das andere gibt. Es ist keine reine Lobeshymne auf analoges Aufnehmen, da beide Seiten beleuchtet werden. Aber es ist eine interessante Debatte, da es weit über das Musikmachen hinausgeht. Dasselbe gilt ja auch für den Film, sprich Tod von Analogfilm und Geburt von Digitalfilm. Es breitet sich auf alle Bereiche aus, alles wird digitalisiert (deutet auf mein – digitales – Aufnahmegerät). Wir bewegen uns mit schnellerer Geschwindigkeit als jemals zuvor. Was nehmen wir mit, was lassen wir zurück, was wird einfach in Vergessenheit geraten?
Ihr seid gerade auf Tour in Europa, dann in den USA, seht ihr einen Unterschied zwischen den Konzerten hier und in Amerika?
Peter: Zu Beginn gab es größere Unterschiede, vor allem mit dem ganzen NME-Hype und so (New Musical Express, brit. Musikmagazin, Anm.). Da gab es viele Shows, wo man das Gefühl hatte, dass viele denken: „Jetzt beweist mal, dass ihr es wert seid“. Wir haben vor 500 bis 1000 Leuten gespielt, bei Festivals bis zu 5000. Dann sind wir zurück in die Staaten gefahren, wo wir vor 150 Leuten gespielt haben. Nun ist es in etwa ausgeglichen was das Publikum und auch die Atmosphäre betrifft. Vielleicht ist das Publikum in Europa etwas wilder und freier. In den USA ist es gedämpfter und reservierter und nicht willig, sich auch mal dreckig zu machen und richtig Spaß zu haben.
Robert: Sie trinken nicht so viel, zumindest nicht öffentlich, sie trinken nur privat (beide lachen). Wir haben große Trinker in unseren kleinen, stillen, dunklen Orten. Außerdem wird bei uns alles mehr kontrolliert. In Europa gehen an den Wochenenden alle aus und lassen so richtig die Sau raus. Aber es ist nicht mehr so extrem wie früher. Manchmal kommen wir in Städte, wo wir eigentlich ein verrücktes Publikum erwarten würden. In Belfast oder Dublin etwa haben wir gedacht, dass uns die Leute auseinander nehmen werden, aber dann haben sie uns wirklich richtig zugehört. Ich habe keine Ahnung, warum das so war, aber es ist schon okay so, das hält einen auf Trab.
Peter: Es ist wirklich interessant, besonders beim Akustikteil der Show. Bei vielen Konzerten ist es so, dass dann der Großteil des Publikums quatscht. Einerseits verständlich, „aber Mann, ein paar Leute wollen auch wirklich gerne zuhören“. Und dann gibt es Abende, da ist es völlig aus heiterem Himmel still wie in einer Kirche. Auf einmal wollen dir 2.000 Leute wirklich zuhören, das bringt mich dann völlig durcheinander und ich muss mich richtig drauf konzentrieren, was ich singe (lacht).
Wenn ihr auf eure doch schon recht lange Karriere zurückblickt, gibt es etwas, auf das ihr besonders stolz seid?
Robert: Das ist Teil der ersten Frage. Ich bin stolz auf das neue Album, weil ich stolz bin auf alles, was davor kam. Ich bin dankbar, dass wir etwas über all die Jahre vorzuweisen haben. Das hat ein Gewicht und es hat einen Wert. Es gibt kaum Dinge, die einem leicht zufliegen und einen großen Wert haben. Es war ein harter Weg, aber wir haben dran festgehalten. Und diese Platte spiegelt dies wider. Ich weiß nicht, ob es notwendig ist, zu sagen, dass es das Tollste ist, was wir je gemacht haben, aber es ist schön, das gesamte Bild zu betrachten, und nicht nur das eine Kapitel. Das ist das schöne, wenn man schon lange als Band existiert, dass manche Dinge erst nach einiger Zeit zu Leben erwachen.
Hat Leah einen großen Einfluss auf euer Songwriting und den Bandsound?
Robert: Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, das ist eine schwierige Frage (lange Pause, beide lachen).
Peter: Wir wollen nicht schlecht über Nick (Nick Jago, erster Drummer bei B.R.M.C., Anm.) reden. Wir haben mit Nick begonnen, haben mit ihm gemeinsam Songs geschrieben, aber es war relativ bald klar, dass er möglicherweise bald gelangweilt davon sein würde. Er brachte nicht das notwendige Interesse auf, er machte es mehr aus Zeitvertreib und Spaß. Doch je länger wir zusammen arbeiteten, desto deutlicher wurde es, dass er nicht mehr daran interessiert war.
So lange Zeit mit jemandem zusammen zu spielen, den man immer wieder dazu bringen musste, dabei zu bleiben, war auf die Dauer echt scheiße. Dann sind wir eines Tages Leah begegnet, und auf einmal war nach sechs Jahren jemand da, der wirklich dabei sein will. Das macht einen Riesenunterschied. Aber wer weiß, wohin das führt, vielleicht mag sie nächste schon Woche nicht mehr dabei sein. Ich weiß nicht mal, ob ich nächste Woche noch da sein werde (lacht laut).
Aber die heutige Show wirst du schon spielen?
Peter: Ja, sofern wir heute auftreten, bin ich dabei (lacht).