Chefsache

Der Konsolenstart von „Jotun“ erinnert daran, wie wohltuend es sein kann, die Großen und Mächtigen zu ärgern.

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Über „Dark Souls“ ist dann bald schon zu viel geschrieben worden. Über die Rückkehr der spielerischen Herausforderung, über eine neue Form des Erzählens in Videospielen und natürlich auch über die Aufeinandertreffen mit all den fürchterlichen Bossen. Letztere erleben schon seit ein paar Jahren eine Renaissance und rücken nach langjährigem Herumdümpeln als Randphänomen wieder immer öfter ins Zentrum der Spiele.

Eine wachsende Zahl an Spielerinnen und Spielern hat sich wieder gewöhnt, an das Gefühl der Chancenlosigkeit, dass beim ersten Ansturm auf unübersichtlich große Spielabschnitts-Widersacher in ihnen aufsteigt. Sie haben ihre Frusttoleranz ins unermessliche gesteigert und sehen eine sperrige Steuerung nicht mehr als Designfehler, sondern als Herausforderung.

Vor diesem Hintergrund fühlt sich das jetzt endlich auch für Konsolen erschienene Wikinger-Abenteuer „Jotun“ dann ein Stück weit vertraut an: Kurze, rätselbasierte Levels die primär dazu dienen, die axtschwingende Heldin ein wenig stärker werden zu lassen, damit sie in den elendslangen Kämpfen gegen diverse Gestalten der nordischen Mythologie ein bisschen mehr Licht sieht. Die wirken in ihren Reaktionen auf die kleine Angreiferin dann auch eher genervt als beängstigt und geraten erst mit fortlaufender Kampfzeit immer mehr in Rage, etwa so wie ein Schlafbedürftiger, der versucht die Gelse im Schlafzimmer zu erschlagen.

Vielleicht liegt in diesem Verhalten auch ein Stück der Erklärung für die wiedergekehrte Freude an aussichtslos erscheinenden Boss-Kämpfen: Hier gelingt es, den Mächtigen lang genug in die Waden zu piksen, bis die uns schließlich doch ernst nehmen müssen. Nicht umsonst werden viele Bosse nicht müde, permanent auf ihre haushohe Überlegenheit hinzuweisen. Und wenn sie dann ihre Lebensgeister schwinden sehen und ihre Überheblichkeit langsam in Verzweiflung umschlägt, steigert ihre Überraschung das herrliche Gefühl der Wirkmächtigkeit, dass ohnehin schon ein zentraler Grund dafür ist, dass digitale Spielwelten so viel Freude bereiten.

"Jotun" ist bereits PS4, Xbox One und Wii U erschienen.

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