Cinema Next präsentiert sechs ausgewählte junge österreichische Filme für kurze Zeit exklusiv on demand. Einer davon: »Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin«. Regisseur Bernhard Wenger über seinen Film, Schweden und Drehen im Luxus-Hotel.
Es ist ein Kurzfilm mit dem wohl längsten Titel seit langem: »Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin«. Ein junges Paar aus Schweden verliert sich darin in einem Osttiroler Wellnesshotel. Bernhard Wenger beweist mit dem Film, dass er was vom unterhaltsamen Erzählen mit fein-skurrilem Humor versteht. Cinema Next präsentiert den preisgekrönten Film bis 1. Juli 2019 exklusiv online beim Kino VOD Club.
Cinema Next: In deinen eigenen Worten: Worum geht es in »Entschuldigung, …«?
Bernhard Wenger: Inhaltlich ist »Entschuldigung, …« ein Film über ein Paar auf Wellnessurlaub, bei dem die Partnerin verschwindet und der suchende Partner sich nicht sicher ist, ob er nach ihr oder sich selbst suchen soll. Thematisch geht es für mich darum, loszulassen und sich bewusst zu werden, was man wirklich will oder sucht. Wenn Beziehungen nicht mehr funktionieren, halten wir oft trotzdem noch lange daran fest. Es gibt oft den Punkt, wo man sich fragt: »Hat das noch Sinn?«, und dieser Moment wird im Film erzählt. Das Ganze zusätzlich durch einen extrem passiven Hauptcharakter im skurrilen Mikrokosmos Wellnesshotel zu erzählen, fand ich eine interessante Herangehensweise.
Die Frage muss gestellt werden: Warum dieser sehr lange Filmtitel?
Der Titel war vor dem Film da. Als ich mal bei einem anderen Projekt nach einem langem Drehtag komplett erledigt war und am Set etwas gesucht habe, hat mir ein Freund zugesehen und meine Erschöpfung mit den Worten »Entschuldigen Sie, ich suche den Tischtennisraum und meine Frau« kommentiert. Das fand ich so gut, dass ich es mir aufgeschrieben habe. Als ich ein Jahr später nach einem neuen Filmstoff gesucht habe, bin ich über diese Notiz gestolpert und habe gemerkt, dass darin ja bereits eine Geschichte steckt. Durch die Kombination dieses Satzes mit dem wahren Erlebnis eines Freundes entstand dann die Idee zum Film.
Die Location des Films ist sehr beeindruckend: Wie schwierig war es, in diesem Luxus-Hotel zu drehen?
Gedreht wurde im Gradonna Mountain Resort in Kals am Großglockner in Osttirol. Als wir das Gradonna beim Locationscouten besichtigten, war sofort klar: das wäre der perfekte Drehort. Es gab viele Dinge, die bereits vorhanden waren und wunderbar in die Geschichte passten, wie die Holzfiguren. Das war ein Geschenk, das ich dankbar ins Drehbuch einarbeitete. Von Seiten des Gradonnas war man offen für das Projekt und es wurde uns sehr entgegengekommen und geholfen. Wir haben in der Zwischensaison gedreht, in der das Hotel zwei Monate geschlossen ist. Somit haben wir niemanden beim Saunieren gestört und konnten uns frei im geschlossenen Hotel bewegen. Der Dreh war somit eine Mischung aus »Shining« und Wellnessurlaub. Nein, es war natürlich harte Arbeit, aber so ein einzigartiger Drehort und das Zusammensein vor Ort schweißt ein Team natürlich auch zusammen. Der Dreh in den Bergen war großartig.
Du hast eine schwedische Hauptfigur gewählt und der Film erinnert in seiner Erzählweise auch an skandinavisches Kino. Hattest du Vorbilder?
Ja klar, ich bin eine großer Bewunderer von skandinavischem Kino. Regisseure wie Kaurismäki und Östlund haben mich immer schon begeistert und sicherlich auch geprägt. Aber ich bin auch ein großer Fan von englischem Humor und griechischem Film. Ich selbst habe und lebe einen recht skurrilen Humor, der mir sonst etwas abgeht in Österreich, daher dachte ich mir irgendwann, ich würde das gerne in meinen Filmen ausprobieren.
Dass das Paar im Film aus Schweden kommt, hat aber auch einfach dramaturgische Gründe. Es ist wichtig, dass das Paar von weit her ist, und da Österreich in der Mitte liegt, bot sich für die passive Hauptfigur eher ein Skandinavier an, als ein feuriger Südländer. Bei der Suche nach skandinavischen DarstellerInnen fand ich im Internet schließlich am meisten Schauspielagenturen aus Schweden, daher flog ich nach Schweden zum Casten.*
Welches ist deine Lieblingsszene in »Entschuldigung, …« und warum?
Das ist sehr schwer zu sagen, da man ja immer 1000 Dinge hat, die man anders machen würde, je öfter man den eigenen Film sieht. Ich denke, wenn ich mich festlegen muss, wäre es die Barszene. Ich mag die Dynamik und dass so viele Charaktere zusammenkommen, sowie die Band-Performance. Ich habe den Song »Happy together« beim Schreiben rauf und runter gehört, er passt so schön ironisch zum Film und ich bin unglaublich glücklich, dass wir die Rechte bekommen haben, davon 2:30 Minuten verwenden zu dürfen, das haben wir dann auch auf die Sekunde genau ausgereizt. Es war auch die aufwendigste Szene im Film und sie ist nicht schiefgegangen, vielleicht auch einfach deswegen.
Eine Interview-Reihe in Kooperation mit Cinema Next – Junges Kino aus Österreich.