Katharina Seiler kreiert und designed in ihrem eigenen Studio in Graz und St. Leonhard. The Gap traf die Designerin um über fixe Arbeitszeiten, ihre liebsten Projekte und zukünftige Trends zu sprechen.
Wie sieht dein bisheriger Werdegang aus?
Bis 2010 habe ich an der Ortweinschule und an der FH Joanneum Informationsdesign studiert. Danach ging es für zwei Jahre ins Grazer Agenturleben und 2012 hab ich mich auch schon selbstständig gemacht. Das war zwar nicht geplant, aber manchmal muss man „ins kalte Wasser springen“ und mit seinen Aufgaben wachsen.
Was gefällt dir am meisten am selbstständigen Arbeiten?
Man weiß immer, wo man gerade steht. Man kann direkt auf Probleme reagieren und kennt alle Abläufe ganz genau. Wenn am Ende alle glücklich sind, dann bekommt man das natürlich auf eine ganz besondere Art zu spüren. Das liebe ich.
Auf welche Arbeiten bist du besonders stolz?
Auf die, wo man zusammen mit dem Kunden die beste Lösung erschaffen konnte und sich beide Seiten darin wiederfinden können. Mein Baby ist immer noch das Café Mitte in Graz, weil ich mich da seit 2013 austoben darf. In der Zwischenzeit sind aber viele weitere kleinere und größere Projekte entstanden, wie z.B. eine Verpackung für Saubermacher, die Geschenkskorb und Lampenschirm zugleich ist. Oder auch eine Verpackung für Seeoo, das sind die Lesebrillen, die man auf sich auf die Nasenspitze klemmt, die ebenso in puncto Nachhaltigkeit überzeugt. Ein aktuelleres Projekt kommt vom neuen Mangolds Onlineshop, wo man mir auch volles Vertrauen geschenkt hat. Das spürt man dann beim Ergebnis.
Was ist die Geschichte hinter deinem Studio-Namen?
Nebulabor ist eine Mischung aus Nebula und Labor. Eine „Nebula“ ist ein galaktischer Nebel, der diese unglaublichen Form- und Farbkompositionen zeigt, aber auch mein Spitzname und ein Labor ist für mich immer etwas wo probiert und erschaffen wird. Für mich braucht es aber beides – etwas Faszinierendes und auch etwas Handwerkliches.
Wie kann man sich als kleine Agentur gegen große Player behaupten?
Diese Frage bekomme ich wirklich häufig gestellt und ich glaube, dass es immer eine Vorliebe des Kunden ist, wo er sich wohler fühlt. Will man direkten Kontakt zum Designer oder eben mehrere Ebenen innerhalb einer Agentur durchlaufen? In der Zwischenzeit konnte ich gut zeigen, dass ich auch große Projekte stemmen kann und bin sehr dankbar, dass man mir auf diesem Weg schon so oft vertraut hat. Ich habe wirklich tolle Kunden.
In der Kreativwirtschaft vermischen sich Arbeit und Freizeit oft. Technologie ermöglicht es uns, von überall und zu jeder Zeit zu arbeiten. Wie gehst du persönlich damit um?
Fixe Arbeitszeiten habe ich keine. Wenn mitten in der Nacht Notfälle passieren, dann bin ich natürlich da. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Kaspar. Damit Struktur in meinen Arbeitsalltag kommt, habe ich mir vor drei Jahren einen Windhund ins Büro geholt, der seine fixen Zeiten einfordert, da kann der Job noch so wichtig sein – Kaspar ist wichtiger.
Wie beginnst du ein neues Projekt?
Indem ich mich lange mit dem Kunden darüber unterhalte. Ich lass‘ mir das Produkt, die Dienstleistung oder das Projekt erklären, als wäre ich ein Kleinkind. Da passieren oft die spannendsten Dinge, denn Design soll ja nicht kompliziert sein.
Was ist für dich der spannendste Teil deiner Arbeit?
Struktur! Der Moment, indem man den gesamten Prozess strukturiert hat. Quasi wie ein Inhaltsverzeichnis. Die einzelnen Kapitel werden noch befüllt, aber man weiß bereits, wo die Reise hingeht. Ich liebe Moodboards und könnte stundenlang visuelle Welten erschaffen.
Zu welcher Uhrzeit arbeitest du am liebsten?
Am liebsten ab dem frühen Abend. Da wird das Telefon still, die Termine sind erledigt und man kann die Gedanken, die man tagsüber gesponnen hat, in Ruhe sortieren und endlich loslegen.
An wie vielen Projekten arbeitest du gleichzeitig?
Das ist schwer zu sagen. Im Moment sind es fünf … so um den Dreh bewegt es sich meistens.
Wie betreibst du Nachforschungen? Welche Arbeiten von Anderen inspirieren dich?
Inspiration passiert und begegnet einem überall. Vom Magazin, über Blogs bis zu Schmierereien, die man an Hauswänden findet, ist da alles dabei und auch sehr wichtig. Dazu sammle ich seit Jahren alles Mögliche an Flyern, Foldern, Stickern oder Ähnlichem zusammen und stöbere hin und wieder in dieser Kiste herum. Beeindruckend finde ich immer, wenn Designer auf den Punkt kommen und mit minimalistischen Mitteln eine Message transportieren. Ich sag immer: „Das was es braucht, das braucht es und dekoriert wird nur zu Weihnachten.“
Was beeinflusst dich am meisten?
Fashion bzw. Mode ist ein zentraler Punkt, der mich beeinflusst. Ich interessiere mich persönlich sehr dafür und sehe Kleidung quasi als Identitätsausdruck für den Menschen, Brands erschaffen Identitäten für Produkte. Im Modebereich passiert sehr schnell Entwicklung (ob Farbe, Details, verschiedene Epochen…) – das stellt eine schöne Analogie zu den Designprozessen, wie ich sie betreibe, dar.
Wie akquirierst du neue Kunden? Passiert das durch Mundpropaganda oder Pitches?
Meistens kommt man auf mich zu, weil meine bestehenden Kunden meinen Kontakt weitergegeben haben. Dann lernt man sich persönlich kennen und dann sieht man eh, ob das passt. Man geht doch mit jedem Projekt, so etwas wie eine kleine „Beziehung“ ein. Das soll schon auch auf persönlicher Ebene passen.
Welcher Trend wird sich auch noch in 100 Jahren durchsetzen?
Minimalismus. Das war schon immer so und wird meiner Meinung nach auch so bleiben. Symbole, die auf einfachste Weise zeigen, worum es geht, sind immer und überall wichtig – ob im Straßenverkehr, bei Hinweisen auf Verpackungen oder als Wiedererkennungsmerkmal im Gestaltungsbereich. Genau dieser Bereich ist einer meiner liebsten, wenn es darum geht, komplexe Dinge auf das Wesentliche herunter zu brechen.
Wie verändern neuen Technologien deine Arbeit?
Man kann so wieder einige Schritte weiterdenken und kollaborieren – man muss ja auch nicht alles selbst können. Es gibt viele tolle Designer, mit denen ich gerne zusammenarbeite und so wird plötzlich ein Logo in Bewegung gesetzt oder eine Illustration animiert. Überhaupt lösen sich die Grenzen zwischen „Design“ und „Funktion“ teilweise auf. Das darf jetzt alles gleichzeitig stattfinden. Es wird alles ein bisschen lebhafter und das mag ich so an Design.
Hier geht’s zur Homepage von Nebulabor. Weiter Texte zu Creative Industry Austria findet ihr hier.