Creative Industries Austria: Sandra Reichl im Porträt

Sandra Reichl hat als freie Art Direktorin in Stockholm, Berlin und New York gearbeitet und dabei verschiedenste nationale und internationale Kunden betreut. Mittlerweile ist sie wieder in Wien und hat mit »wow creatives« ein Kreativnetzwerk aufgebaut. Im Interview spricht sie über ihren Werdegang, aktuelle Projekte und den Weg in die Selbstständigkeit.

Art Direktorin Sandra Reichl arbeitet für nationale und internationale Kunden aus den Bereichen Tech, Medien, Mode, Kultur und Musik. Gemeinsam mit Agenturen und Studios räumte sie so ziemlich alle wichtigen Werbe- und Designpreise der Welt ab und hat trotzdem Zeit sich neben der Arbeit als Goldschmiedin auszutoben.

Wie sieht dein bisheriger Werdegang aus?

Aufgewachsen bin ich am Land in Buchkirchen bei Wels. Meine Jungend habe ich in Linz verbracht und dort die HTL für Grafik und Design besucht. Studiert habe ich in Wien an der Universität für angewandte Kunst im Studiengang »Grafik und Werbung«.

Wie ging es dann weiter?

Als Art Direktorin habe ich in diversen österreichischen Werbeagenturen gearbeitet. Unter anderem bei Jung von Matt/Donau, Himmer, Buchheim und Partner, gantnerundenzi und viele mehr. Danach bin ich nach Stockholm ausgewandert um digitales und interaktives Know-how zu erweitern und habe angefangen bei Hyper Island zu arbeiten.

Als freie Art Direktorin habe ich in Stockholm, Berlin und New York gearbeitet und bin schließlich nach Wien heimgegehrt um selbstständig mit Top Kreativen und Teams und interessanten Kunden zu arbeiten und mein eigenes Netzwerk »Wow Creatives« aufgebaut.

Warum hast du dich für die Selbstständigkeit entschieden?

Einerseits hat es sich nach meinen Auslandsaufenthalten mehr oder weniger ergeben, andererseits gab es keine Agentur bzw. kein Studio wo ich mich persönlich gesehen hätte, als ich 2012 zurückgekommen bin.

Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Ich komme aus der klassischen Werbung, bin aber über die Jahre immer stärker ins Branding gerutscht und mache viel strategische Markenarbeit, bevor ich zu designen beginne. Branding, so wie ich es verstehe, greift sehr weit und jeder Kunde, oder jedes Unternehmen braucht etwas anders. Ich liebe es, mir für jedes Projekt die besten Leute zu holen und mit ihnen zu arbeiten. Eine riesen E-Commerce Plattform braucht andere Professionalisten als ein Magazin-Redesign und somit besteht jedes Team aus andere Leuten und wird zum Mini-Studio – wenn man so will. Ich denke meine Art zu arbeiten und der Glaube daran, dass Kollaborationen aus flexiblen Teams das beste entwickeln können, hat mich automatisch und natürlicherweise selbstständig gemacht.

Auf welches Projekt bist du besonders stolz?

Es gibt eigentlich kein Projekt in den letzten 5 Jahren auf das ich nicht stolz bin. Ich kann jeden Tag tun, was ich gerne tue und bin von tollen Leuten umgeben. Die Projekte die mich am meisten bewegen sind jene, bei denen tolle Zusammenarbeit (mit dem Kunden und mit anderen Kreativen) was Besseres rausbringen, als wenn ich es alleine gemacht hätte. Egal ob das der „Falter Kinospot“ gemeinsam mit Salon Alpin und gemeinsam mit Jung von Matt war oder „Manner“ mit den LWZ Jungs mit Merlicek & Großebner.

Manner, umgesetzt mit LWZ

Außerdem natürlich auch Positionierungen und Branding-Projekte mit Philip Reitsperger, „Bestseller Redesign“ mit Nina Havlicek, diverse digitale Projekte mit den Jungs von Huangart, Hands-On-Geschichten wie „Sacher“ mit Daniel Leitner, Projekte mit Stereochrome und so viele mehr!

 

Bestseller Redesign

Worauf ich persönlich stolz bin, ist dass ich die letzten Jahre eigentlich auch immer neben meiner Arbeit Projekte gestartet habe. So kann ich seit Jahren Goldschmieden, gehe Drechseln, habe Illustration und Drucktechniken unterrichtet und als Sommelier ausgeholfen. Jetzt gerade arbeite ich an einem Magazin-Format.

Was motiviert dich immer weiter zu arbeiten?

Gute Leute, gescheite Kunde, gute Produkte und geile Unternehmensideen. Und natürlich meine Tochter – die will ja auch verpflegt sein.

Zudem bin ich mir sehr bewusst, dass ich super schnell gelangweilt bin – ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich schon so lange in der Kreativ-Branche arbeite. Mir taugt es einfach, bei jedem neuen Projekt etwas Neues zu lernen. Egal ob über Dinge, Menschen oder mich selbst – und das motiviert mich.

Wie wählerisch bist du gegenüber den Kunden und Projekten, die du annimmst?

Ich denke ich bin mittel-wählerisch. Schön ist natürlich, wenn man die gleiche Geisteshaltung wie der Kunde einnimmt und hat, aber wenn man Kommunikation macht, muss man da auch oft drüberstehen können. Ich denke man zieht schon die Projekte und Menschen an, die zu einem passen. Wenn es sich falsch anfühlt sage ich schon nein.

Ich habe aber auch eine Liste an Dingen, für die ich nichts mache: Ich mache keine politische Werbung, nichts für Zigaretten oder Waffen.

Was beeinflusst dich am meisten?

Ich würde sagen alles, was mich umgibt. Und ich versuche mich tunlichst mit interessanten Leuten und schönen Orten zu umgeben. Zudem esse und trinke ich für mein Leben gerne gut. Das hilft auch immer.

Welche Techniken und Tools benutzt du am liebsten?

Mein Hirn, mein Bauch und meine Hände.

Der ganze technische Schmafu ist Pflicht und nichts worauf ich reinkippe. Ich bin weder »Programm-Nerd« noch »Technik-Freak«. Für mich sind Techniken und Tools Mittel zum Zweck auf dem Weg gute Kommunikation und Design zu machen und damit ich Ideen so umsetzen kann, wie ich es mir vorstelle.

Wie wichtig ist Networking?

Sehr wichtig – aber ich denke jeder hat da so seine eigene Definition davon oder muss diese finden.  Ich würde zum Beispiel nie auf ein Networking-Event gehen, das sich selbst so nennt. Ich glaube aber fest daran, dass man sich zwei Mal im Leben trifft und dass sich Projekte und Aufträge über Empathie und echtem Interesse am Gegenüber ergeben.

Woher nimmst du deine Inspiration?

Ich muss gestehen ich habe ein etwas zwiegespaltenes Verhältnis zu dem Wort »Inspiration« weil ich nichts von der fantastischen Eingebung von außen halte. Ich habe mal einen Artikel darüber geschrieben. Ich bin der Meinung, dass Inspiration sehr viel von Insights in einem Projekt kommt. Außerdem sind Recherche und allgemeine Wissbegierde inspirierend und dass man sich, wie schon gesagt, mit den richtigen Leuten umgeben soll. Für mich persönlich, sind Prozesse oft viel inspirierender als fertige Dinge.

Gibt es zukünftige Projekte, über du bereits sprechen kannst?

Ich arbeite gerade mit dem größten Frauenmagazin Österreichs und mit Tobias Federsel an einer Kampagne, mit einer Schmuckfirma aus Oberösterreich an einer Repositionierung der Marke. Amongst Giants bringt gerade seine neue Platte raus für die ich die Visualisierungen gemacht habe und auch mit »Narducci«, einem New Yorker Künstler, habe ich an seinem Platten Cover gearbeitet.

Persönlich arbeite ich gerade an einem Magazin-Format – mit Machern aus diversen Branchen. Um zu beleuchten wie unterschiedlich Prozesse und Zugänge sein können und dass man mit Passion einiges schaffen kann.

Hier geht’s zur Homepage von Sandra Reichl. Weitere Texte zu Creative Industry Austria findet ihr hier.

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