Customer Driven

Andreas Klinger, Co-Founder von Lookk.com, über eine der wichtigsten Strömungen der letzten Jahre – Lean Startups bzw. Customer Driven Development. Kaum ein Managementhype verbreitet so naheliegende Thesen, die derart wahr und notwendig sind. Lookk musste umdenken, junge Startups machen hier vom Fleck weg einiges richtig.

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Schritt 1: Wir gründen ein Startup

Huch, auf einmal ist ein Geistesblitz da. Die Lösung für ein Problem, das seit Jahren offensichtlich war, eine Tätigkeit, die tausende Menschen tun, aber ohne ein eigenes Online-Service hierfür, die Weiterentwicklung der Technologien und die Anwendung eines Best-Practice auf einen neuen Bereich. Wir machen das Groupon-Spezialangebote-Service für Meerschweinchenbesitzer. Nein, doch eine Social Mobile App für Pensionistenvereine und deren typische Big Data-Probleme. Das ist es! Wir haben den Facebook-Film von David Fincher gesehen, haben brav mitgeschrieben und sowieso grundsätzlich alles verstanden.

Also legen wir los: Den Bruder vom besten Freund hat man schnell überredet und die nächsten fünf Monate Development-Roadmap sind aufgezeichnet. Wir brauchen die Social Features. Ohne Social geht heute gar nichts mehr. Wir wollen klarerweise sicher gehen, dass niemand unsere Idee stiehlt und wir mit einem großen WOW auf den Markt treten können. Also behalten wir unsere coole »Something big will happen« Warte-Page und machen mysteriös auf Stealth-Mode. Peter kennt da einen deutschen Investor. Der hat zwar Schwerpunkt Schwermetallindustrie, aber gute Geschäftsmänner lassen sicher keine Gelegenheit aus. Jetzt fünf Monate eingraben und dann geht es ab.

Schritt 2: Wir sind Idioten. Zurück zum Anfang

Jeder, der den Fehler im oberen Paragraphen nicht findet, gehört mit Steve Blanks Buch »Four Steps to Epiphany« geschlagen, bis die Birne weich ist. It’s the customer, stupid! Das Beispiel oben ist aber leider so normal und häufig in Mitteleuropa, dass es schmerzt. Und ich wünschte, wir von Lookk wären selbst kein Paradebeispiel dafür gewesen. Denn es gibt keine größere Ineffizienz, als nicht zu 100 Prozent das zu bauen, was Kunden wollen. Aber wie kann ich systematisch herausfinden, was Kunden wirklich wollen? Hier und jetzt kommen die Methoden von Customer Driven Development und Lean Startup ins Spiel.

Schritt 3: Kunden-Feedback und Experimente

Das frühe Kundeninterviews der Eckpfeiler jeden Unternehmens sein sollten, ist so logisch wie selten getan. Qualitative und Quantitative Experimente und die Analyse der Resultate in Form von Metrics ist einer der Grundpfeiler von Lean Startups. Metrics sind nichts anderes als (relative oder absolute) Zahlen, die den Erfolg des Unternehmens abbilden können (bzw. sollen). Das Schwierige ist die Auswahl der Metrics, die einem Einsicht in neue Aktionen bieten. Der größte Fehler, den wir bis vor Kurzen gemacht haben, ist, dass wir New Users und Verkaufszahlen als Indikator für Erfolg genommen haben.

Beide Werte sind naheliegend, sagen aber nichts über den Erfolg eines neuen vermeintlichen Killer-Features aus. Der Prozentsatz der User, der seit Feature-Launch wiederkommt, jedoch schon. Je nachdem, ob ein neues Feature in Tests bereits diese Erwartungen validiert oder nicht bestätigt, wird weiter entwickelt bzw. das Feature wieder entfernt. Denn subjektive Perfektion (aus unserer Sicht) und objektive Perfektion (aus Marktsicht) können viele Meilen auseinander liegen. Nackte runtergebrochene Zahlen können sehr kalt und sehr schmerzhaft sein. Wir mussten erst lernen, dass es nichts gibt, was einen weniger lieb hat als die eigene wöchentliche »Cohert Matrix«: jener Prozentsatz an Usern, die wirklich wiederkommen und wieder aktiv sind. Gleichzeitig hilft aber nichts anderes besser und schneller zu erkennen, welche Schritte notwendig sind. Und so verfolgt nun das gesamte Team eine Handvoll wichtiger Metrics und validiert durch Zahlen und direktes Kundenfeedback jede Woche.

Schritt 4: Vernetzen und Lernen

Dank Eric Ries hyped das »Lean Startup Movement« und bei Lookk ist hier in den letzten Monaten einiges intern passiert, um dem Hype gerecht zu werden. Wir lernen wiedermal auf die harte Tour, aber können diesmal auf Know-how von nachkommenden Teams zurückgreifen. Denn Europa hat mittlerweile einige neue Experten in diesem Bereich, und auch ein paar der Besseren hiervon sitzen in Wien: die Jungs von EfficientCloud.com und Blossom.io. Beide Teams sind gerne bereit, bei Fragen zu helfen. Sie sind z.B. im Wiener Startup Coworking Space (www.Sektor5.at) persönlich anzutreffen.

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