Das Fahrwasser ist abgestanden

Der Punkrockzirkus war in der Stadt. In der Arena ging das Give It A Name Festival über die große Open Air- und die kleine Hallenbühne. Nikolaus Ostermann hat sich amüsiert.

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"Hey everybody, it’s been eight years since our first gig in Vienna, who was there?", will Deryck Whibley, Sänger der Band Sum 41, von seinem euphorisierten Publikum wissen. Zaghaft recken sich die Zeigefinger. Er macht es ihnen nicht leicht, der gewitzte Ehemann von Avril Lavigne, sind acht Jahre für die Mehrheit der Befragten doch das halbe Leben. Dass 2001 und das damalige Konzert im Flex bereits neun Jahre her ist, dürfte die Fragestellung zusätzlich erschwert haben.

Sum 41, seinerzeit im Fahrwasser der Pop-Blink-Punk-182-Welle zu Money and Fame gelangt, sind wieder da. Ein Schelm, wer einen Konnex zum ebenfalls 2010 gestarteten Comeback der Originale denkt. Viel hat sich nicht geändert bei Sum 41, außer die Generation vor der Bühne und der Gitarrist. Es ist fraglich, ob der 2006 aus der Band ausgeschiedene Dave Baksh das Solo des 2001-Gasssenhauers "In too deep" damals im Flex richtiger gespielt hat, sein Nachfolger hat es 2010 ziemlich versemmelt. Und es war natürlich vollkommen egal, denn das Produkt Pop-Punk hat damals in den Mainstream geschafft und deswegen darf jetzt endlich revivalt werden. Außerdem spielten sie in ihren 60 Minuten alle großen Hits, hatten viel Spaß und holten während dem zweiten Song sogar ein paar überglückliche Fans auf die Bühne, die in Stirnreihe das ganze Konzert lang fröhlich am Bühnenrand auf und ab hüpfen durften.

AFI konnten einem im Anschluss fast leid tun. Hier hatte der große Spaß und die (kein musikalischer Seitenhieb) Bühnenrülpserei ein Ende, abgelöst von großen Gesten und Gefühlen eines Davey Havok. AFI bezeichnen sich nach ihren Hardcore-/Punk-Anfängen seit 1998 als Alternative-Rock-Band. Soll sein, vermarktet werden sie nicht so. Im Gegensatz zu Sum 41 beherrschen AFI ihre Instrumente durchaus, aber schon nach dem matten Auftritt am letztjährigen Frequency Festival war zu befürchten, dass der Funke nicht wirklich überspringen würde. Auch nicht, wenn man wenn man den Headliner gibt. Schade, eigentlich.

Anm. d. Verf.: Nachdem ich am Eingang feststellen musste, dass es mir die Give It A Name-Sicherheitsanweisungen trotz gültigem Fotopass nicht gestatten, das Gelände mit Kamera zu betreten, weil außerhalb der obligatorischen ersten drei Nummern strenges Fotografierverbot besteht, habe ich die Kameratasche durch das kleine Fenster des Kassenhäuschens gepresst und mich an die Vorschriften gehalten. Voll straight edge und so.

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