Das schöne Leiden

Son Lux schafft ein imposant funkelndes Wechselspiel aus Licht und Schatten, verliert sich dabei irgendwann unausweichlich und schicksalhaft im Melodramatischen.

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Das ist keineswegs schlecht, immerhin lebt „Lanterns“ zu einem sehr großen Teil von diesem Pomp und Kitsch, diesem spektakulär inszenierten Orchester-Melodram und das ist es eigentlich auch, dass es zuallererst einmal richtig großartig macht. Außerdem war diese Enthemmung und Pracht wohl eine unausweichliche Notwendigkeit für den in New York lebenden Komponisten und Produzenten, nachdem sich seine ersten beiden Alben „At War With Walls And Mazes“ und „We Are Rising“ noch eher mit vornehmer Zurückhaltung rühmten. Auch die 2012 ins Leben gerufene Kollaboration S / S / S mit Serengeti und Sufjan Stevens war vermehrt von dieser geprägt. Es wurde also höchste Zeit für etwas Extraversion.

Glitzer-Eskapismus

Dass dabei elektronisches Klimbim in Kombination mit klassischen Instrumental-Schnörkeln besonders gut und avantgardistisch klingen kann, weiß man nicht erst seit James Blake, These New Puritans und allen voran Pantha Du Prince & The Bell Laboratory, dennoch haben diese wahrscheinlich zumindest ein Stück des Weges geebnet. Unter anderem eben hierfür, für Ryan Lott und seinen bunt glitzernden (Pop-)Eskapismus. Diesen glorifiziert er bereits im ersten Song „Alternate World“, wenn er mit zärtlich-schwacher Flüsterstimme von der Sehnsucht nach einem anderen Leben und Zeitalter singt. Man beginnt mit dieser Zerbrechlichkeit zu sympathisieren, mitzufühlen, wenn diese immer wieder heftig gegen den Bombast der Realität knallt. Es ist ein schönes Leiden, das Son Lux da wach kitzelt. Owen Pallett tut dies zum Beispiel auch. Oder Arcade Fire bis zu einem gewissen Grad.

Ausbrennen

Die Single „Lost It To Trying“ und „Easy“ führen diese schmerzlich-schöne Tradition fort. Mit glamourösen Flöten, Sopran-Chören und schweren Bässen wird mit Emotionen gespielt, es werden immer wieder aufs Neue Herzen zerschmettert und geheilt, das zehrt. Schlussendlich auch an den Songs. Während in den ersten zwei Dritteln von „Lanterns“ noch stroboskopische Licht-Schatten-Spielchen alle erdenklichen affektiven Wogen hochgehen lassen, laugt das letzte Drittel aus. Es brennt aus. Funkelndes Glockenspiel, melodramatischer Chorgesang und ein sphärisches Finale, alles scheint weiterzulaufen wie zuvor. Und doch fühlt man es nicht mehr. Das ist aber auch okay so.

"Lanterns" von Son Lux ist bereits auf Joyful Noise Recordings erschienen.

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