Die Rampensau Austrofred im Interview über Speditionskaufmänner, seine Jugend und Thermenurlaub.
Mit seinem aktuellen Buch "Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben – Mein Briefwechsel mit Wolfgang Amadeus Mozart" (Czernin Verlag) hat Austrofred den heimischen Literaturbetrieb abermals nachhaltig durcheinander gewirbelt. Das Buch ist eine in Briefen enthaltene Auseinandersetzung zweier Musikgenies Made In Austria, hin und her pendelnd zwischen hochgradig witzig und absolut tiefgründig. Die Wahrheit findet sich, wie so oft, irgendwo dazwischen. Grund genug also mit dem Autor, Musiker und Showmaster Austrofred bei einem Kaffee ein bisschen zu plaudern, einen Talk zu führen, wie es heutzutage allenthalben ein gängiger Begriff zu sein scheint.
Der gebürtige Steyrer ist ein überaus angenehmer Gesprächspartner: Völlig unprätentiös präsentiert sich der heimische Freddie Mercury, erdig wie eh und je, ein Mensch wie du und ich und Freddie Mercury. Als er ein Rave Up-Sackerl auf den Tisch leg, spricht man noch kurz über dieses ehrwürdige Plattengeschäft.
Im Interview spricht er über den Beruf Speditionskaufmann, seine Jugend und Thermenurlaub. Aber Achtung beim Lesen: Ironie inklusive!
Ist Austrofred der einzige österreichische Künstler, der eine Ausbildung zum Speditionskaufmann hat?
Austrofred: Mit Sicherheit nicht. Es ist witzig, denn für mein letztes Buch „Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben“ habe ich auch eine Hörbuch-Version pressen lassen. Gelesen wurden die Briefe Mozarts von Heinz Zuber, den sicher einige Leser noch von „Clown Enrico“ (legendärer Fernseh-Clown des ORF; Anm. d. Red.) aus dem Fernsehen kennen. Als ich ihn angerufen und gefragt habe, ob er bei diesem Hörbuch vorlesen möchte, hat er geantwortet: „Ja, Herr Austrofred, von Ihnen habe ich schon gelesen, Sie sind ein gelernter Speditionskaufmann!“ Und da denke ich mir, wenn der Herr Zuber und Austrofred Speditionskaufmann sind, wird es wohl noch einige weitere geben.
Was sagt uns das über die deutschsprachige Kunst/Kabarett-Szene?
Das ist jedem selbst überlassen, ich kann das nicht sagen…
Oder soll ich so fragen: Was sagt es uns, dass gerade ein gelernter Speditionskaufmann die größte Rampensau Österreichs ist?
Wenn man es dann ausweitet, kann man folgendes festhalten: Wie man es bei Herrn Zuber, dem beliebtesten Clown, und mir, dem beliebtesten Nicht-Clown eigentlich – wie ich mich selber nennen möchte – sehen kann, dann zeigt das, dass ein praktischer Beruf einen direkteren Zugang zum Publikum ermöglicht. Nicht so wie bei diesen maturierten oder sogar studierten Kabarettisten, die den ganzen Tag verkopft herumrennen und eigentlich das Volk nicht mehr erreichen. Der Austrofred hingegen hat eine Ahnung von Logistik und Controlling und kann so ein wenig näher auf die Menschen zugehen, weil er die Probleme des LKW-Fahrers oder anderen Menschen versteht.
Wenn mich jemand nach einem guten Symbol für Österreich fragen würde, meine Antwort wäre Austrofred. Diese Mischung aus katholisch geprägten ständigem Hinterfragen einerseits und andererseits der „erlösende“ Schmäh …
Mir wird ja immer nachgesagt, ich beschäftige mich so viel mit Österreich. Der Witz dabei ist, ich beschäftige mich überhaupt nicht mit Österreich! Aber dadurch, dass ich mein Leben hier verbracht habe und aus diesem Urgrund, oder eigentlich: Ursumpf, diesem österreichischen, komme und viel daraus schöpfe und meine Kreativthemen als Künstler hervorhole, ist es natürlich automatisch klar, dass es eine österreichische Färbung hat. Auch der ungarische Rockstar wirkt auch auf irgendeine Art ungarisch, das ist ja nur natürlich so!
Wenn man deine Jugend Revue passieren lässt, kann man davon ausgehen, dass du in der Schule bereits humoristische Züge hattest?
Nicht wirklich. Ich war schon eher auf der „pfiffigen“ Seite unterwegs, weniger sportbegabt, muss ich ehrlich sagen. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass ich überhaupt nicht sportbegabt wäre, ich bin ja ein erstklassiger Skifahrer, ein super Fussballspieler. Ich bin jung eingeschult worden, die anderen waren damals alle schon einen Kopf größer als ich, außerdem war ich auch ein Spätzünder, so war ich also immer der „Kleine“ in der Klasse. Ich musste mir also andere Felder suchen, Deutsch, Musikerziehung, Flötenspielen und das Witzemachen. Da konnte ich brillieren. Allerdings war ich schon noch sehr feige, nicht wie andere Kids, die während dem Unterricht in Richtung Lehrerin geschrieen haben…
Wann hast du gewusst, du bist der Austrofred, das ist dein Ding?
Das ging eher schleichend. Ich war Musiker in einer Unterhaltungsband, was ja hinlänglich bekannt ist, nämlich bei den Crazy Diamonds, damals im Raum Steyr und Umgebung. Ich war dort als Keyboarder tätig. Als es mit dieser Tätigkeit vorbei war, hab ich mich gefragt, was ich jetzt machen soll. Ich habe gewusst, dass das ein Projekt sein muss, bei dem ich mir die Gage nicht teilen muss, wenn das auf ökonomischen Beinen stehen soll. Das heisst, ich musste selber an die Front gehen. Ich habe gefühlt, dass ich das kann und habe gleichzeitig, wie ein Wink des Schicksals, gemerkt, dass die Queen-Hits, die ich früher mit dieser Band gespielt habe, für den Österreicher kaum verständlich sind. Mittlerweile ist der Englisch-Unterricht ja schon weiter gediehen, er fängt schon früher an, aber damals hat in meinem Alter niemand Englisch gekonnt…
Mir war es aber wichtig, dass die Menschen die Textebene verstehen und so kam mir die Idee: Ich mache jetzt den Freddie Mercury auf österreichisch! Danach ging alles schnell, ich habe mich damit identifiziert, das war genau meins. Das hat mich gefunden in Wirklichkeit!
Wie viel Oberösterreich steckt eigentlich im Austrofred? Oder sollen wir das auf Steyr lokalisieren…?
Das ist schwer zu beantworten. Oft wird behauptet, ich habe einen Wiener Schmäh. Davon gibt es wahrscheinlich auch ein paar Partikel in mir. Vor kurzem bin ich in Göttingen in Niedersachsen aufgetreten, dort kam eine junge Dame zu mir und fragte mich: „Woher kommst du denn? Weil du redest genauso wie bei uns daheim in Kirchdorf an der Krems…“ (Ort in der Nähe von Steyr, woher Austrofred auch komm; Anm. d. Red.)
Kommen wir zu deinem aktuellen Buch „Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben“. Wie kam es eigentlich zu der Idee, ein Buch bestehend aus einem Briefwechsel zwischen Austrofred und Mozart zu schreiben?
Eigentlich war das die am wenigsten geplante Sache der Welt! Als ich mein letztes Buch „Ich rechne noch in Schilling“ dem Verlag abgegeben habe, sind wir, also mein Assistent, ein Grafiker und meine Lektorin herumgestanden. Plötzlich fragt mich die Lektorin, was ich denn demnächst so vorhabe. Währenddessen schaue ich mir die Bücher an, die dort beim Verlag herausgekommen sind, das waren viele Briefwechsel, die waren so schön eingebunden. Dann habe ich gesagt: „So ein Buch will ich als nächstes machen, das ihr mir genauso schön einbindet, nicht immer so ein billiges Taschenbuch!“ Was sie dann eh nicht gemacht haben… Worauf meine Lektorin gemeint hat, dass ich dann eben einen Briefwechsel schreiben muss. Und da kam ich dann irgendwie auf Mozart…
Warum Mozart?
Das hat verschiedene Gründe. Erstens natürlich aufgrund des vorhandenen Briefmaterials, welches für meine Verarbeitung wichtig war. Zweitens weil er eine Größe darstellt, auch für Leute, die sich nicht mit den Mozart’schen Kompositionen beschäftigen. In meinem Publikumssegment sind das die wenigsten. Er stellt etwas dar und ist für das österreichische Selbstbild wichtig. Und drittens ist er interessant, weil er in seinen Briefen viele Themen aufgegriffen hat, die auch der Austrofred aufgreift.
Sei es Themen aus dem Musikerleben, Tourneen, die Konzerte, das Komponieren, wie man sich Gigs beschafft, das Umfeld, die ökonomischen Schwierigkeiten, wie vereinbart man Kunst mit dem Privaten usw. Also alles Themen, die auch mich interessieren und ich den jungen Rockmusikern, welche immer mein erstes Publikum bleiben, lehren möchte. Auf der anderen Seite spielen diese Themen in einer anderen Zeit .
Das ist wie in der Mathematik: Minus mal Minus ist Plus, glaube ich. Di
e Äusserlichkeiten löschen sich irgendwie aus, es ist nicht wichtig ob der eine mit dem Opel Astra fährt und der andere mit der Kutsche, weil die Essenz von dem Ganzen eigentlich etwas anderes ist. Und ich gehe davon aus, dass diese Dinge bei dem Vergleich gut sichtbar sind. Meine Motivation dabei war das Erkennbarmachen von Strukturen in dem Kunstschaffen, das sich nicht auf zeittypische Äusserlichkeiten festmachen lässt.
Du hast dich im Zuge deiner Recherche intensiv mit der Figur Mozart auseinandergesetzt. Würde sich Mozart heute mit Austrofred auf ein Packl hauen?
Ich glaube schon. Man müsste natürlich überlegen, ob er heutzutage ein Rockmusiker wäre. Die Antwort von Falco auf diese Frage war „Ja!“. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht würde Mozart auch etwas ganz anderes machen. Vielleicht würde er gar nicht Musik machen, sondern Energy Drinks produzieren. Irgendetwas würde er auf jeden Fall machen. Man weiß es nicht. Aber wir hätten uns sicher etwas zu erzählen, in einem Jour Fixe zum Beispiel.
Jetzt ist der Frühling endlich da, inwiefern machen sich beim Austrofred gewisse Frühlingsgefühle bemerkbar?
Schon sehr, das Herz geht einem dabei wieder auf. Man geht mit anderen Augen durch die Straßen, beobachtet auch andere Leute intensiver, vielleicht auch gerade Damen. Aber ich bin nicht winterdepressiv, denn das ist eine Zeit, bei der man viel drinnen ist und sich viel überlegen kann, was ich auch gerne mag. Ich mag alle Jahreszeiten! Im Winter ist es mir oft zu kalt, im Sommer oft zu heiß, der Frühling ist perfekt…
Jammert der Austrofred oft?
Nein! Ich bin keiner, der über Gebührt jammert. Es gibt in diesem Land so viele Missstände, die ich beschreibe, während Leute sagen: "Eigentlich könnte er da jammern!" Ich habe viel an meinem Beruf oder auch Journalisten, mit Verlaub Trotteln, zu leiden, sodass ich an dieser Stelle gerechte Klage erheben kann – aber Jammerer bin ich nicht!
Hat der Austrofred schon einen Sommerurlaub geplant?
Eigentlich nicht, ich mache das immer ganz spontan, weil es oft lukrative Festivalgeschichten gibt, bei denen ich dann wieder fit sein muss. Aber kleine Sachen sind schon geplant, ein Thermenurlaub zum Beispiel…
Wozu braucht der stets „fresh“ wirkende Austrofred einen Thermenurlaub?
Brauchen tu ich das nicht, aber es ist ganz angenehm. So habe ich nie ein Burn-Out.
Kommende Termine:
5. Mai: Graz, Postgarage
6. Mai: Weyer, Bertholdsaal
Das Buch "Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben" ist im Czernin Verlag erschiene.