Der Kraut-Father

Vom 3. bis zum 9. August findet in Lunz am See das Kunstfestival "More Ohr Less" statt. Organisator dieses Festivals ist der deutsche Künstler und Musiker Hans Joachim Roedelius. Warum das ein Künstler ist, den man kennen sollte?

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01 Er hat Krautrock mitbegründet.

Ganz recht, "Krautrock". Dieser leicht hässlich klingende Name war der Sammelbegriff für avantgardistische Rockbands, die in den 1970ern in der BRD aka Westdeutschland ihr Unwesen trieben. Gemeinsam war allen der Hang zu komplexen Soundstrukturen und ein Liebäugeln mit neuen elektronischen Geräten wie beispielsweise Synthesizern.

Bekannteste Vertreter waren Bands wie NEU!, Can und eben Cluster, die Band von Hans Joachim Roedelius. 1969 gegründet, bestand sie faktisch bis heute (dazu unten mehr). Das besondere an Krautrock allgemein, war sein internationaler Einfluss. Musiker wie David Bowie und Bands wie Sonic Youth oder Stereolab wurden in ihrem Stil von den experimentellen Deutschen beeinflusst. Sidenote am Rande: Hans Joachim Roedelius selbst konnte wie so viele andere Musiker, die zu oft in eine Schublade gesteckt werden, die Bezeichnung Krautrock nie wirklich leiden.

02 Seine Hauptband "Cluster" hat sich dreimal getrennt und wiedervereinigt bzw. umbenannt. That’s Rock ’n‘ Roll.

Sie jammen gemeinsam, sie jammen nicht… Nach der Gründung 1969 als "Kluster" kam 1971 die erste Neubesetzung und die Umbenennung zu "Cluster". Dieser Name hatte dann auch über drei Jahrzehnte und unzählige Alben Bestand, bis 2010 aufgrund des Abgangs des Stammmitglieds Dieter Moebius die Umbenennung zu "Qluster" erfolgte. Was ein Buchstabe alles ausmachen kann.

03. Er ist seit über 40 Jahren unglaublich produktiv.

Die Diskografie auf Wikipedia richtig durchgezählt und man kommt allein bei Kluster/Cluster/Qluster auf 23 Langspielplatten. Daneben hat Herr Roedelius noch zahlreiche weitere Platten aufgenommen, sowohl solo, als auch in Kollaboration mit anderen Musikern. Hier bitte selber zählen. Selbst die Labels haben da Probleme den Überblick zu halten und müssen die übergroßen kreativen Output des Musikers gelegentlich zähmen.

04. Er organisiert mit "More ohr Less" ein spannendes Kunstfestival.

Seit 2004 macht sich Hans Joachim Roedelius den Aufwand, das Festival zur organisieren. Anwesend sind Künstler aus der ganzen Welt, egal ob Musik, bildende- oder Videokunst, alles ist vertreten. Der Name ist vielleicht nicht das, womit man heute die EDM-Massen anzieht. Aber die wären dort wohl nicht ganz richtig.

05. Er hat u.a. mit Brian Eno zusammen gearbeitet.

Jawohl, gleich drei Alben hat Roedelius mit dem Ambient-Meister gemeinsam aufgenommen: "Tracks and Traces" (1976), "Cluster and Eno" (1977) sowie "After the Heat" (1978). Eno war ein großer Fan von Cluster als auch Harmonia, dem anderen Bandprojekt von Roedelius. Somit kam auch mit beiden Bands eine Kollabo zu Stande, mit Harmonia auf Tracks and Traces und mit Cluster auf Cluster and Eno und After the Head. Auch mit vielen anderen internationalen Musikern stand Roedelius bereits im Studio. Einen Überblick bietet Wikipedia.

06 Er hat zwischen 2000 und 2001 ganze acht Alben veröffentlicht.

Das neue Jahrtausend ging ja gut los. Tatsächlich waren diese Jahre unglaublich produktiv für Roedelius. Und er war bereits 66 Jahre alt. Vier Alben waren Kollaborationen, drei brachte er in Eigenregie raus. Die Kollabos erfolgten dabei u.a. mit seinem ehemaligen Cluster-Kollegen Conrad Schnitzler, anderen Ambient- und Experimental-Musikerin wie Rapoon und Tim Story und sogar Alquimia, einer Salsa-Band aus Kolumbien.

07 Als deutschsprachiger Künstler genießt er auch international hohes Ansehen. Und Pitchfork reviewt seine Platten.

Also immerhin drei davon. Aber wie viele deutschsprachige Musiker können das schon von sich behaupten. Auch sonst ist Roedelius in der internationalen Künstlerszene ein gefragter Mann. Wenn er bei der Red Bull Academy spricht oder wie letztens die gemeinsame, nicht immer einfache Zeit mit seinem kürzlich verstorbenen Bandkollegen Möbius kommentiert, hören die Leute zu.

Das Kunstfestival "More Ohr Less" findet vom 3. bis zum 5. August in Lunz am See statt. Das genaue Programm mit allen Events und Künstlern findet ihr hier.

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