Das zehnte Album von Der Nino aus Wien bietet in zwölf gar unterschiedlichen Kapiteln einen konzisen Überblick über den Status quo der Band rund um Nino Ernst Mandl.
Ernst Molden, Steffi Werger, Wolfgang Ambros, Gigi D’Agostino. Die logische Fortführung? Natürlich Der Nino aus Wien! Wenn ebenjener in »Jukebox« – das Stück markiert den vielleicht »hittigsten« Moment des zehnten, des großen Jubiläumsalbums (inklusive pompös-goldener Schrift auf schwarzem Grund) – von einer Jukebox als lebensverlängerndem Mittel in einem Tschocherl singt, hat man die großen Beislhymnen der vergangenen Jahrzehnte direkt im Ohr. Nachdem sich der Nino eh schon einiger davon angenommen hat – »Das kleine Beisl« oder »Espresso«, um nur zwei zu nennen –, folgt nun seine eigene, im Wiener Dialekt aufgenommene.
»Jukebox« darf man dabei ruhig auch als thematisch zentral sehen. Die Stücke des neuen Albums bilden gar kaleidoskopisch das bisherige Schaffen der Gruppe rund um Nino Ernst Mandl ab: Das bereits live erprobte »Hände« etwa ist feinster Gitarrenpop mit großem Refrain. »Unterwegs« folgt schnell dem Stream of Consciousness. In »Hirschstettner Lebensart« wird versucht, den ureigenen, leicht bedrogt wirkenden Sprachduktus zu dechiffrieren. »Lola« besingt Ninos mit zwanzig Jahren verstorbene Katze gleichen Namens. »Konzert« wiederum adaptiert das bereits von Wolfgang Ambros aufgenommene Thema eines Konzertabends und der zugehörigen Überlegungen zwischen Einsamkeit und Vorfreude.
Die Mittelmäßigkeit des österreichischen Fußballs
Als großes Hightlight des Albums entpuppt sich aber »Unentschieden gegen Ried«, das eigentlich für den Beschwerdechor geschrieben wurde und die Mittelmäßigkeit des österreichischen Fußballs thematisiert. Das Spezialthema – mit choraler Wirkmacht ausgestattet – überzeugt durch großes Mitsingpotenzial. Auf einige Gegenliebe dürfte auch »Wach« – ein Narr, der denkt, man könnte einen Song nicht nach dem Vorgängeralbum benennen –, die Abschlussnummer des Albums, stoßen. Laut Nino ist es sogar »vielleicht das beste lange Lied, das ich je geschrieben habe«. So viel sei gesagt: Es ist auf jeden Fall sehr gut.
»Der Nino aus Wien« ist also ein Album, das zum zehnjährigen Jubiläum den Spagat zwischen Anspruch und Realität, zwischen Konsequenz und Freigeistigkeit mühelos schafft und für alle Liebhaber des Mandl’schen Wahnsinns jeglicher Richtung – bist du eher »Träume« oder »Bäume«? – einiges bereithält.
»Der Nino aus Wien« von Der Nino aus Wien ist am 12. Oktober 2018 bei Problembär Records erschienen. Die nächsten Konzerttermine der Band sind: 8. und 9. November, Wien, Arena — 16. November, Graz, Autumn Leaves Festival — 12. Dezember, Stuttgart (DE), Merlin.