Der Prediger und seine Schäfchen

Aloe Blacc predigte Soul im Wiener Porgy und das gläubige Publikum huldigte ihm.

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Vergangenen Dienstag hatte das Warten auf den Messias endlich ein Ende. Aloe Blacc war im Rahmen des Run Vie Festivals nach Wien gekommen, um die bekehrten Herzen im Feuer des Soul brennen zu lassen. Sein Ruf war ihm von Orange County (Kalifornien) her schon lange vorausgeeilt und dank massivem Airplay sangen die Jünger seine frohe Botschaft schon ebenso lange beglückt im Chor: „I need a dollar dollar, a dollar is what I need. Hey, hey!“.

Bei Aloe Blacc geht es zwar auch ums Geld, doch mittlerweile erledigt sich das mit den Dollars für den Rapper, Sänger und Multi-Instrumentalisten fast von selbst. Die Soul-Songs seines neuen Albums „Good Things“ (Stonesthrow Records) erobern ohnehin die internationalen Charts. Dass seine Hit-Single „I Need A Dollar“ als Intro für die HBO-Serie „How To Make It In America“ ausgewählt wurde, hilft da seiner Karriere genauso wie seiner persönlichen Mission. Ihm geht es bei seiner Kunst nämlich auch um soziale Veränderung, um sprichwörtlich gute Dinge wie Gerechtigkeit „Love“ und „Happiness“. Im Geiste seiner hörbaren Inspirationsquellen Marvin Gaye und James Brown, will er mit seinem Soul Kraft für individuelles Empowerment spenden.

So verwundert es auch nicht, dass er am besagten Abend den Konzertsaal des Wiener Porgy & Bess ausgesprochen erfolgreich in eine, wie er sagte, „Church of love and happiness“ verwandelte und das euphorische Publikum dann auch zu mehr „Love“ und mehr „Happiness“ aufforderte. Einbalsamiert von der sanften Stimme des Predigers, wurde auch die Aufforderung, am Folgetag mindestens zwei Menschen auf der Straße zum Lächeln zu bringen, mit tosendem Applaus begrüßt. Doch der Höhepunkt der Huldigung war noch nicht erreicht, als Aloe Blacc „I Need A Dollar“ in einen Reggae-Stampfer verwandelte und die Menge tobte, sondern vielmehr, als er aus MJ’s „Billie Jean“ eine bittersüße Ballade werden ließ. Verliebte Menschen wandten sich mit schmachtenden Blicken zueinander und ergaben sich der allgegenwärtigen Liebe, mit der Prediger Blacc den Raum erfüllte. Mission erfüllt, in der Ewigkeit eines fantastischen Konzertabends – Amen.

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