Der Rahmen, den es braucht – Frames bringt Musikvideos ins Kino

Das Frames Network bringt Musikvideos auf die große Leinwand – und die, die sie gemacht haben, auf die Bühne davor.

© Pia Gärtner

Totgesagt, wiederentdeckt, dann ein Revival – man kennt das aus der Popkultur. Zurzeit ist das im Falle von Musikvideos nicht anders. Als Kurzfilmformat wird die Kunstform gefeiert wie nie zuvor und von MusikerInnen wird wieder verstärkt auf die optische Komponente gesetzt, während Views häufig als Bewertungskriterium für den Erfolg eines Videos herangezogen werden. Aber wie konsumieren? Am Handydisplay? Oder Youtube nebenbei laufen lassen? Für visuelle Kunst ist das zu wenig Aufmerksamkeit.

Das Frames Network will dem mit Unterstützung und Vernetzung der Szene entgegenwirken. Seine Veranstaltungsreihe im Schikaneder entstand voriges Jahr, um dort neue, hauptsächlich heimische Videoreleases zu präsentieren. »Ein Piece, in das du urviel Leidenschaft hineingesteckt hast, auf der Kinoleinwand zu sehen, das fühlt sich nach Wertschätzung an«, sagt Matthias Katkowski, einer der Initiatoren, Director Of Photography bei der Agentur Virtue und selbst Musikvideoproduzent.

In den Vordergrund

Damit wäre auch schon einer der zugrundeliegenden Gedanken des Konzepts erklärt: Weil Musikvideos vor allem mit den MusikerInnen in Verbindung gebracht werden, stehen bei den Frames-Abenden verstärkt die ProduzentInnen der Videos im Fokus. Sie sind im Saal anwesend und geben Insights in ihre Arbeit. So wird ihnen erhöhte Sichtbarkeit verschafft: »Das ist halt ein bisschen das Traurige an dieser Art des Gestaltens. Man weiß oft nicht, wer hinter einem Video steht. Wir wollen diese Leute in den Vordergrund stellen.«

Bei der Leinwandpremiere eines gemeinsamen Videos mit Benjamin Keitel, Video-Producer und DJ, letztes Jahr, wollte man den betriebenen Aufwand voll ausnutzen und zeigte dem Publikum, das damals noch hauptsächlich aus dem Produktionsteam bestand, gleich mehrere Videos an einem Abend. Aus vier wurden acht, bei der dritten Frames-Edition musste schon eine Auswahl von zehn getroffen werden, für die bevorstehende vierte Edition gab es bereits 50 eingereichte Videos.

Genauso organisch wuchs auch das Team der Beteiligten: Als logische Ergänzung zum filmischen Know-how kam Benji Agostini, Musikjournalist (u. a. bei The Gap und Vice), dazu, der die Abende moderiert. Um die große Menge an Einreichungen zu bewältigen und höhere Diversität zu repräsentieren, werden die drei bei der Auswahl der Videos von einer Jury unterstützt. Die bevorstehende vierte Edition von Frames wird außerdem von Noisey Austria mitpräsentiert.

Ein schöner Rahmen

Was muss ein Video überhaupt können, um der Kinoleinwand würdig zu sein? »Es ist immer noch ein sehr subjektives Empfinden vom Kollektiv. In der Gruppe selbst haben auch alle unterschiedliche Geschmäcker und Zugänge. Eine Kollegin hatte vor allem auf das Spiel geachtet, während die Creatives dann eher die Ästhetik und die visuelle Komponente bewerteten«, erklärt Katkowski. »Das Video muss halt zum Track passen, wie bei einem Bild. Wenn du ein schönes Bild hast, braucht das auch einen schönen Rahmen.«

Der gemeinsame Nenner Österreich wird dabei aber auch nicht allzu streng genommen. Beim letzten Screening war etwa ein in New York produziertes Video von Cid Rim dabei. Wichtig ist, dass es sich um junge Releases handelt, die nicht älter als zwölf Wochen sind, ansonsten gibt es keine besonderen Spielregeln: »Wir holen uns Videos, die zu uns passen. Das ist ganz klar nicht objektiv. Feier ich das Video so, dass ich mir denke, geil, ich darf das vorstellen?«, erklärt Agostini seinen Zugang.

Im Fachjargon: Networken

An einem Frames-Abend im Schikaneder treffen dann die Beteiligten der verschiedenen Produktionen aufeinander, um zusammen den Facettenreichtum von Musikvideos und die ein oder andere Premiere zu zelebrieren. Ein Publikumsgemisch aus Fachleuten unterschiedlicher Branchen und Fans verschiedener Genres entsteht. Da der Kinosaal zum Vernetzen nicht wirklich gut geeignet ist, bieten DJ-Sets nach dem Screening den nötigen Rahmen. »Meine ideologische Traumvorstellung wär es, dass bei so vielen verschiedenen Zugängen vielleicht Symbiosen entstehen. Dass sich Leute kennenlernen und dann zusammen was Neues machen, vielleicht eine neue Stilistik entwickeln«, so Katkowski. Das Network im Namen ist also nicht nur gewählt, um das Ganze nach Zeitgeist klingen zu lassen, sondern ganz wörtlich zu verstehen.

In Zukunft soll sich das Projekt genauso prozesshaft weiterentwickeln wie bisher. An Ideen mangelt es den drei Initiatoren jedenfalls nicht. Sondereditionen, wie beispielsweise ein Abend für Hochfilmformate, sind eine davon. Die Veranstaltung wächst ohnehin so stark, dass größere und andere Locations aus praktischen Gründen früher oder später angedacht werden müssen. Was hier entsteht, ist nicht nur ein längst überfälliges Netzwerk für das österreichische Musikvideouniversum. Die Vision geht auch in Richtung Plattform für die Szene, wie Katkowski erklärt: »Die Abende fühlen sich großartig an, man bekommt gutes Feedback. Dann ist es vorbei und die Abstände bis zum nächsten Mal sind zu lang. Wir würden gerne eine Plattform schaffen, auch abseits der Events, wo wir beispielsweise auch redaktionell über neue Releases im Musikvideobereich berichten. Aber alles zu seiner Zeit.«

Es ist auch geplant, das Konzept aus dem Saal hinaus unter freien Himmel zu holen: Frames wird heuer etwa auch am Splash Festival vertreten sein. Wie das im Detail aussehen wird, wird gerade – natürlich prozesshaft und im Kollektiv – verhandelt.

Die Frames Edition #04 findet heute, am 22. März 2019, ab 22 Uhr bei freiem Eintritt im Schikaneder Kino in Wien statt – u. a. mit Videos von Ant Antic, Baits und Fauna.

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