Die Diagonale sieht schwarz

Für eine Woche ist Graz wieder der Nabel des österreichischen Films. Bei der Diagonale 2011 setzt die Nacht einen auffallenden Akzent. Der Dok-Film ist wie gewohnt stark vertreten, wirklich neue Spielfilme gibt es nur wenige.

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Der Eröffnungsfilm der diesjährigen Diagonale ist gleich in zweierlei Hinsicht vielsagend für das Festivalprogramm. Zum einen, weil Nikolaus Geyrhalters „Abendland“ ein Dokumentarfilm ist. Zum anderen, weil das Motto des Films („Manche Dinge sieht man in der Nacht klarer“) gut in den diesjährigen assoziativen Rahmen der Diagonale passt – eben die Nacht (siehe Programm: „Farben einer langen Nacht“, „Nachtschichten“, „Tag und Nacht“).

Letztes Jahr hat die Romanverfilmung von Thomas Glavinics „Der Kameramörder“ zwar große Aufmerksamkeit erregt, im Endeffekt aber großteils Enttäuschung bei den Kritikern hervorgerufen. „Abendland“ ist nun der deutlich leisere Startschuss. Ob er besser ankommt, wird sich am 22. März herausstellen.

Was Spielfilme betrifft, hat die Diagonale 2011 nur auffallend wenige Premieren in petto. Viele der gezeigten Filme waren oder sind schon im Kino zu sehen und laufen deshalb im Programm „Jahresrückblick“ (z.B.: „Jud Süss“, „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“, „Black Brown White“ oder „Mein bester Feind“).

Zu den spannendsten Premieren im Bereich Spielfilm zählen eher kleine, verspielte Produktionen wie Ludwig Wüsts „Tape End“. Der 60-minütige Film kommt mit einer einzigen Kameraeinstellung aus. Auch Peter Kern ist dieses Jahr wieder vertreten. „Mörderschwestern“ hat den Anspruch, ein interaktiver Film zu sein. Mittels sogenannten „Mörderama“ sollen die Zuseher selbst abstimmen können, wer stirbt. Beide Filme werden während der Diagonale wohl mehr Diskussionsstoff aufwerfen als andere.

Diagonale-Intendantin Barbara Pichler spricht von einem „vielfältigen, dynamischen Programm“, in dem auch „viele junge Filmemacher“ vertreten sind. Insgesamt stehen 104 Filme im Wettbewerbsprogramm. Außerdem gibt es neue Preise: Neben „Bestes Kostümbild“ und „Bestes Szenenbild“ wird dieses Jahr auch erstmals der Preis für den bester Kurzspielfilm vergeben. Gestellt wird er von Servus TV und ist mit 4000 Euro dotiert. Damit will die Diagonale ein Zeichen setzen und den teils unterschätzten Kurzfilm aufwerten.

Die Personale ist dieses Jahr dem österreichischen Avantgarde-Filmer Peter Tscherkassky gewidmet, internationaler Gast ist Elfi Mikesch (etwas verwunderlich aufgrund ihrer steirischen Wurzeln – allerdings hat sie bisher noch nie in Österreich gearbeitet).

Diagonale – Festival des österreichischen Films

22. – 27. März 2011, Graz

Hier geht es zum vollständigen Programm.

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