Der September bringt nicht nur schlechtes Wetter mit sich, sondern auch einen Ausblick auf die kommende Saison in der beliebtesten Spielstätte Wiens.
Während der vergangenen Spielzeit hat Brut circa 28.082 Besuchern gezählt. So ungefähr. Und obwohl das wiederum ungefähr 87 Prozent Auslastung bedeutet, hat die Stadt Wien noch immer keine verbindliche Budgetzusage für das Jahr 2012 gemacht.
Video killed the radio star, aber nicht den Schauspieler
Nachdem der Einsatz von Film und Video auf der Bühne schon fast alltäglich geworden ist, eröffnet das brut die neue Saison mit dem Themenschwerpunkt "Video gehört auf jede Bühne!". Der Titel eines Stücks von Christoph Schlingensief dient als Namensgeber von elf Produktionen.
Gin/i Müller gibt den Ton an mit der Wiederaufnahme der Produktion "Who shot the Princess? Boxstop Telenovelas", die am Umschlagpunkt von Melodr ama zu Militanz operiert. Ein begleitendes dreitägiges Symposium will das Verhältnis von Melodrama und Politik, Gender und Kunst neu analysieren. Die Videopioniere von Gob Squad präsentieren Ende September ihre aktuelle Produktion "Before Your Very Eyes", eine Liveshow „mit ECHTEN Kindern“ und deren Leben im Schnelldurchlauf. Das Ensemble ist mittlerweile häufiger Gast auf Österreichs Bühnen und hat schon früher in der Brut oder beim Donaufestival gezeigt wie interaktive Performances, die immer wieder rasant Stimmungen wechseln, funktionieren können.
Abseits des Themenschwerpunkts zeigt Toxic Dreams eine Oper. "Collapsonomics" setzt den politischen Zyklus der Gruppe fort und lässt zwei der g rößten ökonomischen Vordenker singend gegeneinander antreten. Und schließlich kehrt der Club Burlesque Brutal im Oktober 2011 mit neuem Programm aus der Sommerpause zurück.
Vorhang auf!
God’s Entertainment besetzt im Oktober das Brut für zehn Tage, um ein temporäres Filmstudio einzurichten. An der Grenze von Tanz und Film bewegt sich Doris Uhlich, die eine Skizze im und für das Stadtkino Wien entwirft. Wie Theater ganz ohne Liveperformer auskommen kann, zeigt die Gruppe Berlin mit dem außergewöhnlichen filmischen Stadtporträt "Bonanza" . Im November wird der Themenschwerpunkt "Video gehört auf jede Bühne!" unter anderem mit Lisa Kortschak, Chris Kondek, den Rabtaldirndln und Angela Richter fortgesetzt.
Im Rahmen eines Künstleraustauschs mit dem Baltic Circle Festival Helsinki wird Brut im Februar 2012, unter dem Titel "Baltic Games", fünf Produktionen aus Finnland, Estland, Schweden und Russland zeigen. Ebenfalls für 2012 sind Koproduktionen mit den Wiener Festwochen und dem Donaufestival Krems geplant.
Kein Tag ohne brut!
Das Brut führt ab dieser Saison eine Mitgliedskarte ein, mit der man ermäßigten Eintritt bei Partnerinstitutionen des Brut bekommt, nicht mehr für die Garderobe zahlen muss und freien Eintritt bei ausgewählten Brut-Parties, -Konzerten und -Showings hat. Unter anderem bei Kristof Schreuf am 11. November, jener Tag, an dem just auch ein neues The Gap-Magazin präsentiert wird.
Mehr zum laufenden Programm und zu den Festivals gibt es auf www.brut-wien.at
Symposium Melodrama und Rebellion
Politik und Ästhetik in Europa und Lateinamerika
23. bis 25 September, 17.30
Who shot the Princess? Boxstop Telenovelas
Gin/i Müller, Flor Edwarda Gurrola, Nils Olger u. a.
23. bis 24. September, 20 Uhr
Before Your Very Eyes
Gob Squad & CAMPO
30. September bis 2. Oktober, 20 Uhr