Die Musik macht das Konzept

Mit Cid Rim kann man hervorragend über Fußball, Selfiestangen und Kanye Wests Lächeln reden. Weil darüber, dass seine Musik fantastisch ist, muss man nur wenig Worte verlieren. Und mit der Video-Premiere zu "Charge" gibt es auch was Neues.

Amira: Gibt es eigentlich so Momente, wo du ganz anstehst und gar nichts mehr geht?

Ja, gibt es. Da muss man halt dann schauen, wie man damit umgeht. Manchmal ist es in den Momenten dann wichtig, noch mehr Sitzfleisch zu beweisen, obwohl man überhaupt keine Lust mehr hat und super unkreativ ist. So lange arbeiten, bis dann eine Idee kommt. Und manchmal ist es wichtig einfach rauszugehen, mit Freunden essen, sich ansaufen.

Stefan: Bei einem fertigen Text gibt es einen Trick: wenn man ihn in einer anderen Schriftart ausdruckt, sieht man ihn anderes und das hilft…

Da gibt’s ein perfektes Äquivalent in der Musik: Denselben Track, an dem man arbeitet nicht dort zu hören, wo du ihn machst. Einfach von den Studiomonitoren wegkommen. Ich gehe irrsinnig oft raus, ein kleines Bier beim Würstelstand kaufen, zwei Zigaretten dazu rauchen und dreimal um den Häuserblock gehen und den Track hören. Oder im Auto. Das Beste ist, wenn man den Track mal im Club spielt. Das ist dann eher schon die Wahrheit, die man hört. Gut ist es auch den Bildschirm abzudrehen, dass man das Computerprogramm nicht sieht. Das ist so der allererste Schritt, wie man ein bisschen Objektivität reinbringen kann.

Stefan: Pumpst du, zeichnest, lötest oder kochst du?

Ein bisschen Workout muss ich machen zur Körperinstandhaltung und für’s Fußballspielen – man tut sich nicht weh, wenn man halbwegs fit ist. Es gibt kaum jemanden, den ich so schlecht zeichnen gesehen habe, wie mich selbst. Löten tu ich nicht, weil ich auch nie reingekommen bin. Wäre aber durchaus realistisch. Kochen mitunter sehr gerne, weil ich auch sehr gerne esse.

Amira: Es gibt ja bei vielen Leuten, die etwas Kreatives machen, oftmals eine Überlegung: Werde ich Schauspieler, schreibe ich oder werde ich Musiker. War’s bei dir immer Musik?

In Sachen Kreativität, ist es definitiv das Einzige, was für mich im Angebot war. Ich war auch einige Zeit nicht so schlecht im Schreiben, aber das war eher immer so Blödsinn. Eine Art Sachen auszudrücken, die mich nerven, weil ich kein Tagebuch schreibe. Wenn man kein Tagebuch schreibt, muss halt einmal in zwei Monaten das Word herhalten um vier in der Früh und dann wird halt einfach einmal alles zerlegt. Das ist aber auch schon wieder länger her, weil keine Ahnung… vielleicht bin ich zu ausgeglichen momentan.

Amira: Ist dir ein Video als Medium wichtig?

Ich finde Musikvideos super. Vor allem Schnitt ist irrsinnig ähnlich mit dem Feinschliff von einem Track. Du hast jetzt zwei oder drei gute Loops und machst einen Track draus. Oder du hast zwei, drei gute Shots wo du denkst, damit kannst du was machen. Damals wie ich bei meinem Mitbewohner (Anm. Kameramann vom Charge-Video) zum ersten Mal hinter dem Video-Programm Premiere gesessen bin und wir Videos geschnitten haben. Da habe ich mir damals gedacht, wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich das machen.

Stefan: Welchen österreichischen Producer unter 25 sollte man im Auge haben?

Wandl und Salute. Sonst müsste ich überlegen.

Stefan: Hast du Produzenten-Aufträge oder wirst du eher als Remixer angefragt?

Ich hab Produzenten-Anfragen bekommen, auch welche, die nichts geworden sind. Es gibt ja viele Sachen wie: sieben Songwriter schreiben eine Nummer und dann kommen sieben Produzenten, und machen möglichst unterschiedliche Nummern daraus. Das ist mir zu strikt, damit kann ich nichts anfangen. Bei Theophilus London hat das aber super funktioniert. Da habe ich einfach Beats vorgespielt, so ein klassisches Hip-Hop Ding. Wir haben uns zwanzig Beats angehört und er sucht sich drei aus. Aber ich habe mehr Remix-Anfragen.

Stefan: Was sich jeder fragt: Hast du dann eigentlich mit Kanye West (Anm. Produzent des Theophilus London-Albums) gesprochen?

Nein, den habe ich nicht getroffen. Aber heute hab ich auf Instagram oder irgendwo ein Foto gesehen mit Kanye und Theophilus London. Theophilus hat einen rosa Plüsch-Hut auf und Kanye lacht nicht.

Stefan: Welche Apps hast du am Lockscreen? Welche Apps sind dir besonders wichtig?

Von einem schottischen Comedian namens Brian Limond, das Spiel Jumping. Das ist einfach so ein Geschicklichkeitsspiel. Das kann man nur in einem durchspielen, dauert 90 Sekunden. Ich habe dafür drei Monate gebraucht, um es zu schaffen. Hat ma taugt. (lacht.) Ansonsten so klassische Sachen. Wenig Candy Crush und mehr Cid Rim-Mailing eben. Es gibt einem das Gefühl, dass man einen halbwegs normalen Job hat.

Amira: Wann war der Moment, wo du wusstest: Musik ist jetzt echt mein Job?

Zweimal gab es diesen Moment. Einmal zwei Jahre vor Ende des Schlagzeugstudiums. Wenn man dann mal acht Stunden Schlagzeug spielt im Proberaum, wird’s irgendwie klar. Das zweite Erlebnis war, als ich meine ersten sechs Tracks herumgeschickt habe. So ist die Kooperation mit Luckyme entstanden und das war dann irgendwie so das Letzte, was man braucht, um zu sagen: das macht Sinn.

Stefan: Habt ihr bei Affine eigentlich Leute auf dem Weg verloren? Wo man sich denkt: der oder die hätte eigentlich voll das Potenzial gehabt.

Nein. Das, was man halt braucht um Musik rauszubringen ist Musik. Es ist oft von den Artists abhängig, was mit ihnen passiert. Aber verloren gegangen ist niemand.

"Charge/Kano" ist am 23. März auf Affine Records erschienen und hält neben den zwei Nummern noch einen Remix von Jameszoo bereit. Regie zum Video zu Charge führte Gregorl Lehrl. Es feiert bei uns seine Österreich-Premiere.

The Gap 150 – Twin Shadow, Cid Rim, Mavi Phoenix, 15. Mai 2015, Grelle Forelle. Infos und Tickets gibt es hier.

Bild(er) © Fotos: Nikolaus Ostermann
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