Die Musik macht das Konzept

Mit Cid Rim kann man hervorragend über Fußball, Selfiestangen und Kanye Wests Lächeln reden. Weil darüber, dass seine Musik fantastisch ist, muss man nur wenig Worte verlieren. Und mit der Video-Premiere zu "Charge" gibt es auch was Neues.

Auch wenn wir hier in der Redaktion jeden Release, jedes Video und jeden Remix des Wieners Cid Rim aufmerksam verfolgen, ist es nun doch schon einige Zeit her, dass wir uns mit dem Musiker zum Plaudern getroffen haben. Nach Veröffentlichung von "Mute City" arbeitete Cid Rim zusammen mit seinem langjährigen Freund The Clonious an Holy Oxygen, steuerte zwei Tracks zum aktuellen Theophilus London Album bei und kam als ein Drittel des Dorian Concept-Trios ordentlich herum. Daneben produzierte er natürlich auch selbst fleißig. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist "Charge/Kano", die im März auf Affine erschien.

Wir sprachen mit Cid Rim über die Abgründe der menschlichen Seele, die Candy Crush Saga, Klangkarussel und natürlich auch über seine Musik. Ah, weil wir ihn auch live sehr toll finden, wird er bei der The Gap 150-Feier am 15. Mai in der Grellen Forelle seinen einzigen Live-Gig in Wien vor dem Sommer spielen. Infos hier, Tickets hier.

Wir bedanken uns bei Robert Ziffer für’s Transkribieren und bei Nikolaus Ostermann für die spontane Foto-Action.

Stefan: Was bedeutet Fußball für dich?

Das hab ich mich als Teenager schon gefragt. Das erste Mal auf EF-Sprachreise. Da hab ich gemerkt, es gibt zwei Sachen, die sind für mich in meiner Zukunft extrem wichtig, wenn ich allein reise: Fußball und Bier. Wenn du dich für beides interessierst, dann hast du in jeder Stadt auf der ganzen Welt zehn Typen, die an einer Bar herumhängen, gleich alt sind und mit denen du leicht ins Reden kommst.

Amira: Wie war’s in Tokyo, warst du vor deinem Auftritt mit Dorian Concept schon mal dort?

In Japan war ich noch nie. Es war super interessant, weil das halt ein völlig eigenes Volk ist. Japan war extrem flashig – für einen Hobbypsychologen eine absolut grandiose Spielwiese um die Oberfläche und Abgründe der menschlichen Psyche zu erkunden.

Stefan: Bekommt man nicht die Oberfläche und Abgründe der menschlichen Psyche auch hier mit?

Doch, definitiv. Nach Südafrika und nach Japan ist es schon so, dass man auch immer ein bisschen eine Stimmung mitbringt und da aus einer anderen, objektiven Sichtweise Wien betrachten kann.

Letztens hat mich wieder wer gefragt, wie ich die Wiener Partyszene im internationalen Vergleich sehe. Manchmal find ich es voll cool, manchmal oasch. Es kommt immer drauf an, wo du gerade herkommst. Die Kontraste zählen.

Wenn du aus London nach Wien zurückkommst und es steht ein ziemlich cooler Gig am Ankunftstag an, dann denkst du dir "Wow, Wien hat eine ziemlich coole Partyszene. In London war ja gar nichts los". Natürlich gibt es das Ganze auch umgekehrt. Aber generell finde ich es ziemlich interessant, was man für die kurze Phase, nachdem man länger im Ausland war, ins Inland mitnehmen kann.

Stefan: Kommt dir die Stadt auch schizophren vor?

Ich glaube das ist überall so, wo es eine offensichtliche Sache gibt. In Wien sind das die schönen alten Häuser und die Klassik, dieses alte groß-österreichische Hauptstadtding. Das ist natürlich etwas, gegen das viele Leute ankämpfen. Es gibt, glaube ich, zwölf Millionen Nächtigungen in Wien im Jahr. Das weiß ich, weil ich immer früher auf der Wien Tourismus Weihnachtsfeier gespielt habe. (lacht.) Da waren dann immer die Renate Brauner und der Chef vom Wien Tourismus und die haben einfach jedes Jahr noch mehr Rekorde geknackt. Ich bin davon überzeugt, 4/5 davon liegt eben genau an solchen Dingen wie, dass der Musikverein immer gut renoviert ist. Es ist nicht außer Acht zu lassen, was das eigentlich für ein riesiger Wirtschaftsfaktor ist.

Stefan: Glaubst du, dass Affine Records bzw. du manchmal vor so einen Karren gespannt werdet, unter dem Motto: „Das ist jetzt das jüngere Österreich und wir schicken euch jetzt zur Expo oder zum Eurosonic?“

Also da geht es um Ambition und unsere Ambition war es immer, dass wir auch aus einem ziemlich kleinen Freundeskreis heraus ein internationales Publikum ansprechen wollen. Wenn man dann zusätzlich "vor einen Karren gespannt wird", ist das mehr eine Begleiterscheinung, über die ich mich eigentlich eher freue. Mich stört überhaupt nicht, wenn sie uns zum Eurosonic schicken uns das Mica die Flüge zahlt, oder irgendwas mit der Expo – völlig okay.

Amira: Verfolgst du, was Bilderbuch, Wanda oder The Makemakes machen?

Bilderbuch verfolge ich seit ich "Maschin" zum ersten Mal gehört habe. Hat mich damals ziemlich umgeblasen, auch das Video. Die find ich super. Wanda verfolge ich, weil die bei mir im Proberaum sind.

Ich habe mich schon auch letztens eine halbe Stunde lang durch die Videos von Seayourecords durchgeklickt. Oft ist es so, dass ich die Künstler persönlich kennenlerne über eine Ecke – oder im Wirtshaus – und sie dann auschecke.

Stefan: Ich habe Klangkarussel mal gefragt, mit wem sie in Österreich gerne mal zusammenarbeiten würden und sie meinten: Dorian Concept, Cid Rim und Crack Ignaz.

Ur geil, wusste ich nicht. Ich kenne sie auch persönlich nicht.

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Bild(er) © Fotos: Nikolaus Ostermann
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