DIY-Ethos, feinsinnige Arrangements und aufrichtige Nettigkeit – Catastrophe & Cure bringen alles mit, was eine gute Indie-Band ausmacht. Sänger Johannes Eder über die Jugend, die Musik und die Orientierungslosigkeit.
Wie macht ihr neue Songs – jammt ihr oder komponiert und arrangiert ihr konzentriert von Anfang an?
Meist schreibe ich die Songs in ihrem Grundgerüst mit Akustikgitarre und Gesang. Bei der Bandprobe kann jeder vorerst selbstständig dazu Ideen entwickeln und beim Arrangieren entwickeln wir den Song dann gemeinsam weiter. Die Songs sind dann größtenteils schon sehr komplett, bevor wir ins Studio gehen.
Welche Rolle spielen Handwerk, Emotion und Konzept in eurer Musik?
Der Zugang ist ein sehr emotionaler. Der handwerkliche Aspekt interessiert mich weniger. Es geht uns immer vorrangig darum, was der Song transportieren soll – das Schema und die Strukturen – da greift man natürlich drauf zurück, die Struktur eines Popsongs funktioniert einfach ziemlich gut, um Emotionen zu transportieren. Allerdings, wenn wir für unsere Live-Auftritte proben, soll es schon ums Handwerk gehen. Ein Instrument sehr gut beherrschen zu können, ist gleichzeitig Segen und Fluch. Es ist einerseits total geil, auf dem Instrument technisch nicht eingeschränkt zu sein. Auf der anderen Seite besteht dabei die Gefahr, dass der ganze Prozess zu schulisch wird und weniger Emotionen und Stimmungen transportiert. Die Technik ist immer nur Mittel zum Zweck.
Wie funktioniert das mit dem Texten für dich am besten und worum geht es auf eurem Album für dich persönlich?
Es gibt Texte, die ich während des Spielens zur Musik entwickele, und Texte, für die ich mich hinsetzte, nur schreibe so zu sagen. Es war mir immer ein Anliegen, metaphorisch zu schreiben, damit der Zuhörer das hineinlegen kann, was er selbst empfindet. Es soll kein Storytelling sein, sondern sich die Bedeutung der Texte erst mit der Musik zusammen beim Zuhörer entfalten.
Auf „Like Crazy Doves“ habe ich verarbeitet, wie es für mich war, als die Schule vorbei war, bevor das Studium begann. Es geht um gewonnene Freiheiten, aber auch Orientierungslosigkeit, in die Erwachsenenwelt gestoßen zu sein und dass das auch bedeutet, dass man sich leicht verlieren kann. Ich selbst habe z.B. nach dieser Orientierungslosigkeit eben Jura begonnen zu studieren, was ich einfach tue, ohne es wirklich zu wollen. Der Song „Like Crazy Doves“ z.B. hat etwas Befreiendes, aber im Schlusspart passiert die Wende – die Freiheiten fallen dir auf den Kopf. Das Video greift diese Bedeutung wieder metaphorisch auf: da ist eine Person mit verbundenen Augen, die ihre Maske abnimmt, um am Ende doch wieder in die Blindheit zurück zu kehren. Auch „The Cowards“ oder „Nowhere“ greifen diese Thematik auf.
Macht diese Orientierungslosigkeit auch diese Gefasstheit im Sound des Albums aus? Denn ein exzessives Ausbrechen bleibt auf eurer Platte aus …
Ja, man hat sich ein Stück weit abgefunden im Zuge des Erwachsenwerdens. Weiters liegt das natürlich auch ein bisschen an meiner Stimme – die doch eher sanft und bestimmt auch etwas melancholisch, aber hoffentlich nie pathetisch oder melodramatisch ist.
Im November 2012 wart ihr „Soundpark-Band des Monats“ bei FM4, heuer haltet ihr den FM4 Award des Amadeus in Händen. Welche Locations haben euch auf den Weg gebracht?
Viele kleine Klubs, Caféhäuser, Kneipen, auch Spielunken und zum Glück gibt es in Steyr das Kulturhaus Röda, die viele Konzerte veranstalten. Das ist die Bühne, wo wir schon als Jugendliche Bands wie The Notwist bestaunen konnten und dort hatten wir auch einen unserer ersten Auftritte. Es schult eine Band, in solch kleine Locations zu spielen, weil man lernt, sehr dynamisch zu spielen. Auch der Zugang zum Publikum ist ein anderer. Auf einer großen Bühne ist es leichter, unkommunikativ zu bleiben. Aber in einer Kneipe, wo die Menschen einen Meter von dir entfernt sitzen und dir direkt ins Gesicht blicken, da ist es schwieriger, aber auch interessanter, Kontakt her zustellen.
Ihr seid alte Schulfreunde, alle samt aus Steyr. Identifiziert ihr euch auch als österreichische Band oder ist Musik für euch per sé etwas Internationales?
Für mich ist Musik etwas Internationales, weshalb ich auch auf Englisch singe. Ich bin eben auch einfach mit englischsprachiger Musik sozialisiert. Es gibt Bands, wie Krautschädl, die klingen österreichisch und da ist es geil, dass sie österreichisch klingen. Aber der Sound der Indie-Bands in Österreich klingt sehr international und das ist, glaube ich, schon eine Voraussetzung in dem Genre. Aber prinzipiell ist der Sound einfach so für uns gewachsen – dies war die Klangästhetik, die uns vorschwebte und der sind wir hinterher gejagt.
Your turn, was wollt ihr loswerden, was sollen eure Fans noch wissen?
Wir freuen uns sehr auf das Popfest, auf das Acoustic Lakeside, das Poolbar Festival, Frequency und alle anderen Konzerte! Und ehrlich gesagt, freue ich mich auch schon auf das Ende des Sommers und darauf, wieder ein bisschen mehr Zeit zu haben, um neue Songs zu schreiben. Ehrlich – live spielen macht auch Spaß, einigen in der Band sogar am meisten von allem, aber ich liebe es noch mehr zu tüfteln und neue Songs zu machen. Und im Herbst geht es ja wieder weiter. Ansonsten bedanke ich mich dafür, dass du sehr interessante Fragen gestellt hast und nicht nur die sonst so üblichen… Und schöne Grüße von den anderen in der Band!
Tschüss, bis Freitag!
*Ein Traum*
Catastrophe & Cure live am Freitag, den 26. Juli um 20 Uhr zum Popfest auf der Seebühne
„Like Crazy Doves“ erschien self-released am 06. Oktober 2012
Video zum Titelsong