Die volle Ladung Nagetier

»Crash Bandicoot 4« spielt sich wie damals und macht doch einiges grundlegend neu – mit guten und ein paar unausgegorenen Ideen und viel Liebe für’s Design.

Der Nasenbeutler in Hose, Handschuhen und Sneakers war so etwas wie das Maskottchen der ersten PlayStation-Generation und ein bedeutender Eintrag in der facettenreiche Erfolgsgeschichte von Naughty Dog. Neue 3D-Optik gepaart mit altbekanntem Platformer-Gameplay, Fluchtpassagen Richtung Kamera und ein punkig doofer Held, nicht ganz so glatt und everybody’s darling wie Genrekollege Mario, waren damals die Bausteine des Erfolgs. Und natürlich ein Schwierigkeitsgrad, der die Kinderzimmer hinter sich lassen wollte, um erwachsene Reflexe zu fordern.

Scheitern ist immer noch ein Kernelement der Crash-Erfahrung. Allerdings kann in „Crash Bandicoot 4: It’s About Time“ aufs Game Over verzichtet werden. Das gute alte Leben-Zählen hat im Genre nahezu ausgedient und die Leute vom neu zuständigen Studio Toys for Bob haben sich diesem Trend – dankenswerter Weise – angeschlossen. Wer wie früher zurückgesetzt werden will, sobald die Leben aufgebraucht sind, kann das weiterhin so haben. Aber das Standard-Setting des 4. Teils der Hauptreihe verzichtet auf diesen Frust.

Stattdessen spielt die Häufigkeit des Scheiterns nur bei der Jagd nach Kristallen ein Rolle, die für Zusatzherausforderungen vergeben werden; und beim Freischalten von Bonuslevels. Dazu muss nämlich ein bestimmtes Item im Level eingesammelt werden, ohne den Nasenbeutler davor sterben zu lassen.

Apropos Nasenbeutler: Wie schon des Öfteren, wird auch diesmal nicht nur Crash gespielt. Seine Schwester Coco kann ihn wahlweise ersetzen und im Verlauf des Spiels werden weitere Charaktere freigeschalten, die dann allerdings auch ihre eigenen Levels bekommen, deren Wege die der Bandicoots kreuzen – ein hübscher Kniff, der besonders bereichert, da sich die Zusatzlevel auch recht grundlegend anders spielen.

Macken hat das neue System in Bezug auf die Wertigkeit der zu sammelnden Früchte und Kisten. Da neue Outfits für die Charaktere nur freigeschaltet werden, nachdem alle Kristalle eines Levels gesammelt wurden und dazu 100 Prozent der Kisten gesammelt werden müssen, bringt es nichts, einen Großteil der Items einzuklauben. Ganz oder gar nicht ist die Devise. Und wer aufs Ganze geht braucht ordentlich Zeit und Nerven.

Viel Freude macht dieses Mal das Welten-Design. Die namensgebenden Zeitsprünge sind nicht neu, aber atmosphärisch humor- und stimmungsvoll umgesetzt. Vom Gegnerdesign bis zum Sound und den optischen Details lohnt sich hier das aufmerksame Beobachten.
Neben dem Extra-Levels sorgen die im Spielverlauf zu sammelnden Masken mit zusätzlichen Fähigkeiten, die sie den Bandicoots verleihen, für immer wieder neue Herausforderungen. Und wenn das Spiel erst einmal durchgespielt ist, gibt es immer noch jede Menge zu tun. Ein lohnender Trip ins Spielgefühl der 90er also, zu dem »Crash Bandicoot 4« hier einlädt.

»Crash Bandicoot 4: It’s Abaout Time« ist bereits für PS4 und Xbox One erschienen.

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