5.754 Fotografen, 132 Nationalitäten, 98.671 Bilder. Seit 1955 lädt der Vorstand der World Press Photo Foundation zur Teilnahme am World Press Photo-Wettbewerb ein. Die diesjährigen Siegerfotos kommen nun ins Westlicht.
World Press Photo 2013 (© John Stanmeyer, VII National Geographic)
Strand von Dschibuti. Migranten aus Afrika versuchen Netz aus Somalia einzufangen. Der Hafen der Hauptstadt der ostafrikanischen Republik bietet Take-off für Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia und Äthiopien auf der Suche nach einem besseren Leben im Mittleren Osten. Im Zentrum Stanmeyers Arbeiten stehen Darstellungen menschlichen Elends. Sein Fokus liegt besonders auf Ländern aus Asien und dem Mittleren Osten, wo politische und menschenrechtliche Probleme besonders drastisch sind. Seit kurzem setzt er sich in seiner Fotografie ebenfalls mit Umwelt und Nachhaltigkeit auseinander. Bekannt wurde er durch seine Beiträge für das Time Magazine, sowie National Geographic, außerdem ist er einer der Gründer der VII Photo Agency. stanmeyer.com viiphoto.com
1. Preis Reportagen Einzelfotos (© Alessandro Penso, Onoff Picture)
Bulgarien ist eines der ärmsten Länder der Europäischen Union. Die stark angestiegene Zahl der Asylbewerber konnte kaum aufgefangen werden. Die auf dem Foto abgebildete Sporthalle einer leer stehenden Schule in Sofia diente als Notaufnahmezentrum für Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan. Die Regierung konnte den Menschen weder heißes Wasser, noch Heizung, Essen oder medizinischer Versorgung bieten. Weltweit gab es für 2,4 Millionen syrische Flüchtlinge nur 18.000 Aufnahmeplätze. Eigentlich studierte Alessando Penso in Rom Klinische Psychologie. Ein Stipendium ermöglichte ihm seinen Abschluss auf der Scuola Romana di Fotografia. Internierungslager in Malta, Probleme der Arbeiterklasse in Italien und die Perspektivlosigkeit junger Leute in Griechenland sind in u.a. seinen Fotografien zu finden. alessandropenso.com onoffpicture.com
3. Preis Harte Fakten Einzelfotos (© Taslima Akhter)
Das Foto entstand nach dem Gebäudeeinsturz in Sabhar, in der Nähe Hauptstadt Dhaka in Bangladesch am 24. April 2013 sind. Der Einsturz des Rana Plaza, in der fünf Textilfabriken untergebracht waren, ist eines der schwersten Industrieunglücke der Geschichte. Dabei wurden 1127 Menschen getötet und 2438 Menschen verletzt. In welcher Beziehung die zwei Personen auf dem Foto zueinander standen, ist nicht bekannt. Talisma Akhter war als lange Aktivistin für Frauen- und Arbeiterorganisationen tätig. Ihre Dokumentarfotografie sieht sie als Fortsetzung ihrer Arbeit. taslimaakhter.com
1. Preis Harte Fakten Einzelfotos (© Philippe Lopez, Agence France-Presse)
Nachdem der Taifun Haiyan 4 Millionen Menschen auf den Philippinen zur Flucht zwang, trugen Überlebende auf der Insel Leyte in Zentralphilippinen religiöse Statuen in einer Prozession. Nach dem tropischen Wirbelsturm zogen viele Menschen in weniger betroffene Städte, von denen einige später meldeten, dass sich ihre Einwohnerzahl fast verdoppelte. Der Franzose Philippe Lopez arbeitete größtenteils in Asien bzw. als Freelancer in Kambodscha, bevor er sich 2011 in Hong Kong niederließ. Er ist auch Mitglied der Agence-France Presse. portfolios.afp.com/philippe-lopez afp.com
1. Preis Harte Fakten Fotoserien (© Goran Tomasevic, Reuters)
Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) gehen beim Angriff in Ain Tarma, nahe Damaskus, zwischen Schutt und Granatsplittern in Deckung. Am 30. Januar 2013 wurde von ihnen ein Checkpoint der Regierung angegriffen. Der serbische Fotograf Goran Tomasevic reist seit 20 Jahren um die Welt und dokumentierte sowohl Konflikte am Balkan, Syrien oder Lybien, als auch Sportereignisse wie die Olympischen Spiele oder Fußballweltmeisterschaften. 2014 wurde für den Pulitzer Preis für Aktuelle Fotoberichterstattung nominiert. reuters.com/gorantomasevic reuters.com
2. Preis Harte Fakten Fotoserien (© Tyler Hicks, The New York Times)
Letzten September okkupierten Mitglieder der somalischen Jihadisten-Gruppe Al-Shabaab vier Tage lang das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi. Während dieser Zeit wurden mindestens 60 Menschen getötet und 200 verletzt. Das Foto dokumentiert eine Frau, die sich mit ihren zwei Kindern verletzt - sie kamen unversehrt aus der Belagerung heraus. Der Fotojournalist Tyler Hicks arbeitet vorwiegend in Kenia, wo er aktuelle Konflikte und Krieg ablichtet. Aktuell arbeitet er für die New York Times. worldpressphoto.org/tylerhicks nytimes.com
3. Preis Aktuelle Themen Einzelfotos (© Christopher Vanegas La Vanguardia/El Guardian)
Seitdem die mexikanische Regierung 2006 anfing, die Armee gegen die lokalen Drogenkartelle einzusetzen, wurden mindesten 60.000 Menschen ermordet. Am 8. März treffen Polizisten in den frühen Morgenstunden in Saltillo, Coahuila, im Nordosten Mexikos an einer Straßenüberführung ein, unter der fünf Leichen gefunden wurden. Christopher Vanegas hat bereits als Produzent und Kameramann für das Fernsehen gearbeitet. Heute ist er als Fotojournalist für das mexikanische Blatt Vanguardia tätig. worldpressphoto.org/christophervanegas
1. Preis Aktuelle Themen Fotoserien (© Sara Naomi Lewkowicz, Time)
Sara Naomi Lewkowicz wollte mit der Fotoserie "Die Hölle daheim" dokumentieren, wie ein Straffälliger zurück in den Alltag findet. Shane (31) ist seit einigen Monaten mit Maggie (19) zusammen und lebt mit ihr und ihren Kindern Kayden (4) und Memphis (2) unter einem Dach. Als er eines Abends handgreiflich wird, drückt Sara auf den Auslöser. Häusliche Gewalt wurde zum zentralen Thema der Serie. Lewkowicz ist in New York aufgewachsen und hat an der University of North Carolina Journalismus studiert. Ihre Bilder wurden bereits im Time Magazine, dem Stern und zahlreichen anderen Zeitschriften veröffentlicht. Derzeit lebt sie in London. saranaomiphoto.com time.com
1. Preis Alltagsleben Einzelfotos (© Julius Schrank, De Volkskrant)
Eine Gruppe burmesischer Unabhängigkeitskämpfer trinken und singen bei der Beerdigungsfeier einer ihrer Kommandanten. Vor einigen Jahren brach in der Stadt Laiza, die vom Militär belagert wurde, ein ethnischer Konflikt aus. Bereits in den 60ern war es zu Aufständen im Norden Birmas gekommen. Julius Schrank hat in Hannover Fotojournalismus studiert und hat seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile nach Amsterdam verlegt. Dort arbeitet er hauptsächlich für die Tageszeitung De Volkskrant. kollektiv25.de/julius-schrank
1. Preis Alltagsleben Fotoserien (© Fred Ramos, El Faro)
Funddatum: 1. Februar 2013. Zeit 15:45 Uhr. Ort: Zuckerplantage in Apopa, San Salvador. Geschlecht: weiblich. Alter: zwischen 17 und 18 Jahren. Zeitpunkt des Verschwindens: unbekannt. El Salvador hat aufgrund von Bandenkonflikten eine der höchsten Tötungsraten weltweit. Die Opfer können meist nur durch ihre Kleidung identifiziert werden. Fred Ramos lebt und arbeitet in El Salvador. Nachdem er sein Grafikdesign-Studium abgeschlossen hatte, begann er, als Fotograf zu arbeiten. Zur Zeit ist er hauptsächlich für die Zeitschrift El Faro tätig. worldpressphoto.org/fredramos
2. Preis Sport Action Einzelfotos (© Andrzej Grygiel, PAP-Polska Agencja Prasowa)
Hier hält Andrzej Grygiel den Sturz des polnischen Skiläufers Pawel Starzyk während der Internationalen Polnischen Alpinen Skimeisterschaften am Super-Kombi-Slalom der Männer fest. Der polnische Fotograf studierte Journalismus an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in Katowice. Seit 2005 arbeitet er bei der Polnischen Presseagentur PAP. andrzejgrygiel.pl
1. Preis Sport Action Einzelfotos (© Emiliano Lasalvia, La Nación)
Am 1. Dezember stürzt Pablo MacDonough während der offenen argentinischen Polo-Meisterschaften. Seit 1893 jährlich ausgetragen sind dies die wichtigsten Polo-Meisterschaften der Welt auf Vereinsebene. Seinen Sturz festgehalten hat der Fotograf Emiliano Lasalvia. Lasalvia studierte Astronomie als er seine künstlerische Arbeit begann. Mittlerweile kollaboriert er auch mit Agenturen wie Getty Images. emilianolasalvia.com
1. Preis Sport Feature Fotoserien (© Peter Holgersson)
Der Siebenkampf ist eine äußerst strapaziöse, zweitägige Veranstaltung mit Hürden- lauf, Hoch- und Weitsprung, Kugelstoßen, Speerwerfen und einem 200- und 800-m-Lauf. Nadja Casadei nahm bereits an einigen Meisterschaften teil, bevor ihr Lymphkrebs diagnostiziert wurde. Wild entschlossen ihre Karriere fortzusetzen, trainierte sie auch während der Chemotherapie weiter. 2016 möchte Nadja an den Olympischen Spielen teilnehmen. Der Schwede Peter Holgersson war bereits als Sechsjähriger Fotograf. Sein Vater erklärte ihm den Umgang mit einer Kamera. Später machte er sein Hobby zum Beruf und ist heute Freelancer. Nebenbei lehrt er an der Universität Linköping. peterholgersson.se
1. Preis Spontane Porträts Einzelfotos (© Markus Schreiber, The Associated Press)
Nelson Mandela starb im stolzen Alter von 95 Jahren nach einer langen Lungenentzündung. Über 100.000 Menschen erwiesen dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten die letzte Ehre. Viele schafften es jedoch nicht, rechtzeitig zum Sarg vorzudringen. Diese Frau konnte keinen Blick mehr erhaschen und wendet sich enttäuscht ab. Markus Schreiber kommt aus Bonn und begann seine Karriere bei einer Regionalzeitung. Heute ist er freischaffender Fotograf und lebt in Berlin. markusschreiber.com ap.org
1. Preis Spontane Porträts Fotoserien (© Carla Kogelman)
Die Geschwister Hannah (7) und Alena (9) leben in Merkenbrechts im Waldviertel. Obwohl die beiden zwei ältere Brüder haben, verbringen sie ihre Zeit lieber spielend zu zweit. Der Wald und der Garten sind ihre Lieblingsorte. Die holländische Fotografin Carla Kogelmann kommt aus der Theaterindustrie. 2011 machte sie ihren Abschluss an der Foto Academie Amsterdam. Im Auftrag der Szene Bunte Wähne arbeitete sie an einer Doku über das Waldviertel. carlakogelman.nl
1. Preis Gestellte Porträts Einzelfotos (© Brent Stirton, Reportage by Getty Images)
In der indischen Vivekananda-Missionsschule stehen blinde Albino-Schüler in einem Schlafsaal. In dem speziell für Blinde eingerichtetem Internat lernen sozial benachteiligte Kinder überlebenswichtige Fähigkeiten. Der gebürtige Südafrikaner Brent Stirton arbeitet für Getty Images und wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Momentan lebt er in New York. brentstirton.com
2. Preis Gestellte Porträts Fotoserien (© Denis Dailleux, Agence Vu)
Der ägyptische Bodybuilder Aid posiert gemeinsam mit seiner Mutter. Eine perfekte Statur ist in Ägypten hoch angesehen und ist der ganze Stolz der Familie. Die Serie zeigt Sportler mit ihren Familien. Denis Dailleux wurde 1958 in Frankreich geboren. Inzwischen lebt der Fotograf in Kairo und hat sich auf Portraits spezialisiert. Er ist außerdem Mitglied er Agence VU. denisdailleux.com agencevu.com
2. Preis Natur Einzelfotos (© Markus Varesvuo)
Trottellummen sind eine der am häufigsten vorkommenden Meeresvogelarten der Nordhalbkugel. Die Lummen leben in Gruppen von bis zu zehntausenden Tieren. Das Bild dokumentiert ihren Flug über Vardø, im Nordosten Norwegens. Markus Varesvuo ist Natur-Fotograf, sein Spezialgebiet sind Vögel. Ehemals leidenschaftlicher Beobachter, konnte er schließlich sein Hobby zum Beruf machen. Varesvuo hat mittlerweile mehrere Bücher veröffentlicht und lebt in Helsinki. worldpressphoto.org/markusvaresvuo
1. Preis Natur Fotoserien (© Steve Winter, National Geographic)
Gerade eben noch zwei stark befahrene Highways überquert, stolziert dieser edle Puma über einen Pfad im Griffith Park, Los Angeles. In Kalifornien und Florida werden die immer seltener werdenden Tiere geschützt. In 13 anderen Staaten sind sie eine beliebte Jagdbeute. Der Fotograf Steve Winter hat sich auf wilde Tiere spezialisiert, vor allem aber auf große Katzen. Mittlerweile war er vor allem für den National Geographic tätig und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. stevewinterphoto.com nationalgeopgraphic.com/stevewinter
2014 dreht sich die Welt schneller als je zuvor, noch nie gab es mehr Medien für Nachrichten, noch nie war die Menge an Berichterstattungen und Instant-News so hoch. Mit all den Devices und kleinen Fotomaschinen für unseren Alltag hat sich auch die Anzahl der der geschossenen Fotos vervielfacht. Der Überfluss an Bildmaterial ist kaum zu bändigen, wie kommt man also sinnvoll zu den guten Inhalten? Instagram? Möglich.
Der wichtigste Filter ist jedoch immer noch die World Press Photo Foundation, die die ganz großen Bilder des Jahres auszeichnet und Fotografen eine Plattform bietet. Die preisgekrönten Fotojournalisten erzählen mit ihren Arbeiten bewegende Geschichten, die um die Welt gehen. Und manchmal landen diese Geschichten eben im Museum.
Die World Press Photo 14 läuft vom 5. September bis zum 12. Oktober im Fotomuseum Westlicht. Extra für die Ausstellung gibt es verlängerte Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 19 Uhr und donnerstags von 11 bis 21 Uhr.
Im Rahmen der Ausstellung gibt es am 5. September einen Vortrag der Preisträgerin Carla Kogelman, sowie am 10. September eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Alles Wahrheit! Alles Lüge! Inszenierung in der Pressefotografie".