ORF, ARTE, BR und SRF haben gemeinsam mit der Produktionsfirma Junge Römer einen spielerischen Zugang zu Verschwörungstheorien gesucht … und klassische Videos mit wenigen Auswahlmöglichkeiten gefunden. Willkommen in den 80er-Jahren.
Allerlei Medienhäuser proben sich gerade darin gegen Fake News und Verschwörungstheorien aufzutreten … und das möglichst multimedial und interaktiv. Das ist zum einen ein willkommenes Anliegen und zum anderen wohl teilweise öffentlich gefördert und finanziert. Nicht nur beim ORF. Dieser hat sich nun mit ARTE, BR und SRF zusammengetan und auf der Website Die Weltherrschaft einen spielerischen Zugang zum Thema gesucht. Zwischen Erklärungsvideos darf man sich als User mit einer Auswahl von vier Fragen, seine eigene Verschwörungstheorie basteln – und das Tool lässt daraus eines von 192 möglichen Erklärungsvideos ansehen und teilen.
Als Absender der Verschwörung stehen Clows, Schlagersänger, Hauskatzen oder Zahnärzte zur Verfügung, denen als nächsten vier Ziele zugeordnet werden können: Der dritte Weltkrieg, persönliche Bereicherung, das Ende der Demokratie oder auch die Reduktion der Weltbevölkerung. Als Wahl ihrer Mittel kann zwischen Manipulation der Medien, „biologische/technologische Mittel“ (äh, whatever) und der Unterwanderung von Machtstrukturen gewählt werden. Und letztlich kann noch der untermauernde Bezug gewählt werden: eine geheime Studie, das offizielle Schweigen, ein historisches Beispiel oder auch eliminierte Zeugen. Hat der Nutzer alle Entscheidungen getroffen bekommt er ein tatsächlich relativ humorvolles Video seiner Verschwörungstheorie, das sich auf Facebook teilen lässt.
Der ORF sagt dazu: Das „transmediale Projekt besteht aus dieser interaktiven Web-Doku und einem gleichnamigen TV-Dokumentarfilm, der im September 2017 ausgestrahlt wird.“ Wie erinnern uns an Kinderkrimis in den 80er-Jahren in denen die Reihenfolge der Buchkapitel wählbar war oder an Laser-Dics-Computerspiele die ihre Geschichten ebenso wenig interaktiv erzählten. Keine Frage: Ein so schwieriges Thema in ein interaktives, intuitiv bedienbares Angebot zu stecken ist eine konzeptuell herausfordernde Aufgabe. In dem Fall hätten wir uns aber doch etwas anderes erhofft als mit mehrminütigen Videos und basic Infos gleichsam einem Frontalunterricht zugetextet zu werden. Im Idealfall unterhält das Ergebnis und funktioniert es für die meisten trotzdem und ob der finale Dokumentarfilm mehr hergibt, zeigt sich bei seiner Ausstrahlung am 11. September 2017 auf den beteiligten Kanälen.