DJ Fetisch im Interview

Der Name hat nichts mit Sex zu tun. Fetisch geht es um Musik, Liebe, Labradors und seine Ortsfreiheit.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Berlin, London, New York, Paris. Egal, wo sich der Berliner DJ Fetisch gerade aufhält, Musik steht für ihn immer an erster Stelle. Sein langjähriges Projekt Terranova, das derzeit mit dem Berliner Produzenten &Me läuft, hat gerade auf dem Kölner Label Kompakt das neue Album "Hotel Amour" released. Die Songs werden in vielen Clubs der gerade genannten Städte rauf unter runter gespielt, denn sie sind ortsunabhängig, so wie auch Fetisch, der im Interview über seine Musik, seine Metropolen und das Heimweh spricht.

Hallo erst mal. Wieso Fetisch? Bestimmte Vorlieben?

Vorlieben? Musik und Frieden. Love…. Meinen Labrador Rocco. Der Name Fetisch hat nichts mit Sex zu tun.

Du hast die Formation Terranova gegründet. Was war damals deine Absicht oder Intention?

Gute Frage. Von Absicht und Intention kann nicht wirklich die Rede sein. Es hat sich damals einfach richtig angefühlt. Ich habe ja schon davor in London ein paar Singles gemacht und bei einer Plattenfirma gearbeitet. Auflegen alleine hat mir nicht mehr gereicht. Ich wollte einen Weg finden Ideen festzuhalten, etwas herzustellen, das über eine Nacht hinausgeht und immer wieder abrufbar ist. I needed a dayjob.

Terranova war ja Anfangs viel mehr Hip Hop und Bass. Das neue Album, ist doch sehr clubbig und housy. Ist das im Moment der Sound, der zu den Städten Berlin und Paris passt?

Stimmt eigentlich so nicht. Meine frühen Tracks waren Clubtracks. Das gilt auch für die ersten Terranova Singles. Hip Hop war immer Terranova Ansatz – aber nicht im Sinne von Rap – sondern eher in der Verbindung von Samples mit elektronischer Musik. es gibt inzwischen seiben LPs und einem Haufen Singles, auch Rap und Rock Tracks dazwischen.

Wenn ich mich nicht irre, ist "Hotel Amour" auch das erste richtige Album der Formation? Wenn ja, warum war es jetzt Zeit ein Album zu produzieren?

Das ist nicht das erste Album, wir haben Lottergirls zusammen gemacht. Warum es an der Zeit war, ein Terranova Album zu machen, kann ich gar nicht genau sagen. Es hat sich einfach so ergeben. Ich war 2010 ein bisschen faul, da hat sich wohl Energie aufgestaut.

Es ist bekannt, dass du schon früh in der Szene unterwegs warst. Wann hat es begonnen, dass du in der internationalen DJ­‐Szene groß rauskamst?

Ich glaube, ich bin niemals "groß" rausgekommen, eher viel rumgekommen…

Inwiefern bist du auf die Clubmusik gestoßen? Du hast in den meisten Metropolen dieser Welt gelebt, in denen sich auch die Clubkultur entwickelt hat.

Ich bin seitdem ich 13 bin in Clubs gegangen. Dort habe ich die Realität kennengelernt, mit der ich leben kann und auch will. Ohne Musik halte ich das Leben gar nicht aus. Das ist nicht unbedingt nur Clubmusik.

Terranova wechselt seine Mitglieder ständig. Wieso so oft?

Terranova war nie als Band gedacht, eher als ein Projekt mit ständig wechselnden Gästen. Wenn man bedenkt, dass es Terranova seit 1996 gibt, ist "ständig" vielleicht ein bisschen übertrieben. Das Projekt muss leben und relevant bleiben. Ich kann mir vorstellen, dass es Terranova noch gibt, wenn ich nicht mehr da bin. Sozusagen eine fließende Geschichte …


Was macht den Produzenten &Me so besonders, dass er jetzt schon seit ein paar Jahren dabei ist. Wofür sorgt er?

Ich arbeite seit 2007 mit &Me zusammen, also seit 5 Jahren, und hoffe, es werden noch weitere 50 Jahre mehr. Sein Input ist einzigartig. Er hat klare Vorstellungen und es gibt eine perfekte Kommunikation, ohne viel zu sagen.

Hat eure Zusammenarbeit unter den Fetisch&Me Produktionen begonnen?

Wir haben 2007 zusammen mit Princess Superstar die Lottergirls LP (Minstry) gemacht, danach einige Singles unter Fetisch&Me (Gigolo Records), Soundtracks für Filme, Terranova Remixe, etc.

Wer holt öfter Mittagessen, während ihr im Studio sitzt?

Wir essen nie im Studio, eher nach der Arbeit. Kaffee, beziehungsweise Tee mache meist ich.

Meine These: Du organisierst die Vocalisten, &Me mischt sie ab? Er ist berüchtigt für die Vocals in seinen Produktionen. Stimmt die These?

Er ist berüchtigt für Vocals? Ich dachte, er mag am liebsten Instrumentals. Es stimmt aber, dass er Tontechnik studiert hat und technisch sehr versiert ist. Es gibt eigentlich keine These, kein sicher wiederholendes Konzept. Wir gehen so ziemlich jeden Track anders an. Die Stücke bekommen ab einem gewissen Punkt eine Eigendynamik, der wir dann zuarbeiten. Wir sind dann sozusagen die Angestellten des Tracks. Es kommt vor, dass er eine Zeit alleine an Details schraubt, oder ich den Track mitnehme und rumschiebe. Am liebsten aber zusammen.

Auf „Hotel Amour“ gibt es ziemlich viele Vocalisten. Darunter der Berliner Clubtauerbrenner Khan, Thomas Hoffding von Who Made Who und auch die Hollywood-Größe Udo Kier. Wie kamst du auf Udo? Hast du früher seine Musik gehört?

Nein, ich habe früher nicht Udo Kiers Musik gehört. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er Musik gemacht hat – er ist Schauspieler und ich bin ein großer Fan von ihm. Nicolette Krebitz hat ihn mit ins Studio gebracht. Also eher ein Zufall, so wie die meisten Gastauftritte auf allen Terranova LPs. Es gibt selten einen Masterplan. Thomas Hoffding habe ich in einem Club kennengelernt, in dem wir beide am gleichen Abend gespielt haben. Das war nicht im Zusammenhang mit Who Made Who, sondern seinem großartigem Solo Projekt "Bonne Homme".

Was ist das für ein Synthesizer oder Bass, der den Terranova Sound der letzten Jahre so geprägt hat? ("I wanna got out" / "Hello Gorgeous" / "So Strong")

Möglichst jedes Mal ein anderer Synthie. Zuletzt ist vieles auf dem Laptop entstanden, um an verschiedenen Orten weiterarbeiten zu können. Neuerdings fummeln wir aber wieder an den Kisten rum. Wir machen gerade ein paar neue Tracks in dem Pariser Studio Motorbass. Da gibt es eine Haufen selbstgebaute Synthesizer von dem Pariser Projekt Torb.

Du pendelst ständig zwischen Berlin und Paris hin und her. Was macht die einzelnen Städte so besonders? Croissants und Currywurst?

Ich bin kein Fan von Currywurst. Ich bewege mich gerne, ziehe oft um, neue Herausforderungen, neue Energien, neue Leute. Ich habe lange in London und New York gewohnt und habe immer von Paris geträumt. Paris für die Schönheit und Berlin für die Härte. Obwohl Paris eigentlich härter ist. Ich wäre am liebsten in allen vier Städten gleichzeitig. Ein Fluch – Ich habe, egal wo ich bin, immer Heimweh.

"Hotel Amour" von Terranova ist bereits via Kompakt Records erschienen.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...