Während das Cafè Prückel einen Ruhtag eingelegt hat, haben wir nach sinnvollen Andersartigkeiten gesucht, die man demnächst dort ausleben kann und sind bei den Arbeiten von Melanie Bonajo fündig geworden.
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Die Diskussion darüber, wer wie wo was machen darf oder es besser bleiben lassen sollte, hört eigentlich nicht auf. Die Debatte rund um das Cafè Prückel hat mehr als deutlich gemacht, dass Öffentlichkeit und ein freier Umgang mit Sexualität nach wie vor schwer zu vereinen sind.
Zwickerbusserl und Zungenpritschler
Homo-Tourismus, Conchita Wurst, Café Prückel. Österreich steht für Vieles. Wo einerseits mit Offenheit und Toleranz geworben wird, distanziert man sich mancherorts gerne davon, einen öffentlichen Umgang mit Sexualität zu begrüßen. Ob das nun eine Gemeinde im Landkreis so und so ist oder ein Café inmitten der Hauptstadt, gleichgeschlechtliches Rumbusserln oder ähnliches wird nicht gerne am Nachbarstisch serviert. Auch die kolossal groteske Presseaussendung eines FPÖ-Sittenwächters verkennt ja, dass eben manche Zungenpritschler eher akzeptiert werden als andere Zungenpritschler. Mittlerweile hat sich die Chefin des Prückel entschuldigt, nachdem der Rauswurf zuvor von internationalen Zeitungen aufgegriffen und selbst vom Wien Tourismus verurteilt wurde.
Kerzenständer und Lattenrost
Der Anlass rund um das Cafè Prückel hat The Gap darüber nachdenken lassen, welche Möglichkeiten es gibt, auf Political Correctness und Kleinbürgertum zu verzichten und zugleich seinen Andersartigkeiten in der Öffentlichkeit nachgehen zu können. Dabei sind wir auf die Künstlerin Melanie Bonajo gestoßen, die uns mit ihrem Projekt "All Cliches are True" begeistert hat.
Die Foto-Arbeiten sind 2009 als Bildband erschienen, passen aber trefflichst in die momentane Situation unserer Kaffeehauskultur. Es sind Bondage-Aufnahmen, nicht diese Art von Fesselspiel, die du von zu Hause, deinen Freunden oder der persönlichen Videosammlung kennst, sondern Bondage mit Möbeln, Küchengeräten und Alltagsgegenständen. Auf lustige und zugleich beklemmende Art zeigen die Bilder Menschen, eingepfercht zwischen Stühlen und Bücherregalen oder gefesselt mit Kabelschnüren des Staubsaugers.
Melanie Bonajos Fotos passen so gut in die Prückel-Diskussion, weil sie die Banalität der Fragen entpuppen, was Sexualität sei, wo Sexualität stattfinden dürfe und wie Sexualität auszusehen habe. Eigentlich sollte es 2015 überall, zumindest in diesem Land, möglich sein, selbst bestimmen zu dürfen, wo und mit wem man sich lieb haben darf. Der Aufschrei zeigt aber immerhin, dass sich die Zeiten ändern.
Die Knebelbilder gibt es in unserer Gallery zu sehen. Dienlich als Spaß, Kunst oder Inspiration. Nach dem Motto, nichts muss, alles darf, auch mit Möbelstücken.
"Furniture Bondage" von Melanie Bonajo ist bereits bei Kodoji Press erschienen.