Ars Electronica 2017: Drohnendämmerung

Wenn in der Klimakatastrophe die Welt untergeht, wird trotzdem alles gut? Was machen dann die Maschinen? Kunst etwa? Und wie gehen wir mit unseren schwächsten Mitmenschen um? Vor einer Woche begann die Ars Electronica 2017.

Für Shah ist das Internet zentral, verbunden mit datengestützter, individualisierter Bildung und Gamification. Deshalb begrüßt sie Initiativen von IT-Riesen wie Facebook und Google, in entlegenen Gebieten in aller Welt Internetzugang zu ermöglichen. „Natürlich, there‘s nothing as free lunch, es gibt nichts umsonst, diese Konzerne spielen mit unseren Daten. Dessen müssen wir uns einfach bewusst sein. Deshalb hat ja Indien Facebook den Zugang zu manchen Bezirken verwehrt, weil der Konzern nur zu einzelnen US-Angeboten weiter verlinken wollte. Das hätte aber ein Meinungsmonopol bedeutet.“

Brenda Katwesigye aus Uganda ist begeistert. In ihrem Land gäbe es zwar Internetzugang, aber nicht überall und auch nicht erschwinglich. „Ich denke, dass das womöglich die beste Sache ist, auf die Facebook je kam. Das wird internetbasierte Innovationen nur stärken und fördern.“ Natürlich habe Facebook seine eigenen Interessen, mache Geld mit den Daten. Aber sie weiß auch: „Wenn niemand online ist, wird Facebook kein Geld machen.“ Es sei also im Interesse des Konzerns, Schranken niederzureißen.

Katwesigye hat mit Wazi Vision einen Service mit erfunden, dessen Ziel es ist, augenärztliche Dienstleistungen 80 Prozent billiger zu machen. Mit einer mobilen App können User Bilder ihrer Augen machen und ein Rezept für eine Brille bekommen. Die wird dann von Partnern der kleinen Firma angefertigt.

Der iranisch-amerikanische Künstler Foad Hamidi (l.) mit unseren Gesprächspartnerinnen Amy Karle (m.) und Brenda Katwesigye (r.) auf der Ars Electronica. © Florian Voggeneder

Diese Freiheiten bringen eben auch Verantwortung mit sich, und die Notwendigkeit der Medienkompetenz. Geht es nach Shah, muss sich dieses Bewusstsein sich im Umgang mit anderen Technologien durchsetzen, nicht nur mit Videospielen oder Optiker-Apps, sondern etwa mit Künstlicher Intelligenz. „Es ist gruselig, wo das schon überall drinnen ist. Otto Normalverbraucher weiß nicht genau, was alles an seinen Daten eingefangen, gespeichert wird, er kennt sich mit seinen Rechten nicht aus.“

Ähnlich sieht das Amy Karle: „Ich bin ein großer Verfechter medizinischer Freiheit.“ Sie plädiert nicht für Eugenik oder zwanghafte Augmentierung, sondern für die Selbstbestimmung jedes Menschen. Ob sich ein Gehörloser operieren lassen will oder nicht, sei seine freie Entscheidung. Was Karle beunruhigt, ist ein möglicher Klassengegensatz zwischen denen, die sich dereinst teure Implantate und Prothesen leisten werden und der armen, abgehängten Masse. Die Checks and Balances hierfür, wie auch für Genetik, seien einfach noch nicht ausgereift. Gerade die Änderungen, die durch Gentechnik möglich werden, sind nicht mehr rückgängig zu machen, fürchtet Karle.

 

Wenn das so weiter geht: Wie kreativ können dann Maschinen sein? Und was macht der Mensch künftig mit seiner Zeit? Gerfried Stocker hat ein paar Ideen dazu …

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...