Wenn in der Klimakatastrophe die Welt untergeht, wird trotzdem alles gut? Was machen dann die Maschinen? Kunst etwa? Und wie gehen wir mit unseren schwächsten Mitmenschen um? Vor einer Woche begann die Ars Electronica 2017.
Pling. Your data is safe. Das ist kein Phishing, sondern eine zynische SMS, die von einem Maschinenkunstwerk im Keller verschickt wurde. Immerhin, wer weiß, wer wie oft unsere Handies registriert, ohne dass wir es merken? Gänsehaut. Am Kellereingang sammelt ein anderes Werk Fingerabdrücke, die wie Kaulquappen auf dem milchigen Bildschirm treiben. Legt man seinen Finger ein zweites Mal auf das Gerät, löst sich der eigene Abdruck heraus, stürzt wie das Sieger-Spermium der Eizelle gen Scanner und verschwindet aus der Maschine. Und ganz unten, in der Galerie scheinen Instrumente wie von Geisterhand zu spielen.
Welcher Weg führt eigentlich aus diesem Labyrinth raus?
Maschinen und Kunst – geht das überhaupt? Und wenn ja, wie weit? Gerfried Stocker glaubt, „dass es überhaupt keinen Grund gibt, warum Maschinen nicht kreativ sein könnten, warum sie nicht auch Kunst machen könnten. Wenn wir uns das in Ansätzen vorstellen, dann ist klar, dass das nicht vor Dingen wie Kreativität und Kunst haltmachen wird.“ Die Frage sei eher, ob das der Mensch wertschätzen wird, sich diese Kunst wünscht. Mit dem Wissen, das ein Bild von Picasso oder einem anderen großen Namen stammt, werden schließlich ganze Universen „an Geschichten und Werthaltungen verbunden“, die die Rezeption steuern.
Wird sich der Mensch gar überflüssig vorkommen, wenn die Maschinen sogar selbstständig in die Kunst vordringen? Wird das die Maschinen überhaupt kümmern? „Was gibt es Schlimmeres für den Menschen, was ist traumatischer, als nicht geliebt zu werden, nicht ernst genommen, nicht geschätzt zu werden?“, fragt Stocker zurück.
Künstliche Kreativität setzt künstliche Intelligenz voraus. Aber was ist das überhaupt, dieses geflügelte Wort, das den Rahmen des Ars Electronica Festivals 2017 bildet? Gerfried Stocker hatte sich schon im Vorfeld damit schwergetan, den Begriff zu definieren. Schließlich fehle ja auch eine einheitliche Definition für natürliche, für menschliche Intelligenz: „Ich finde das auch befriedigend, da ein Leben lang herumzurennen und zu wissen, dass man bestimmte Fragen nicht beantworten kann.“
In aller gebotenen Kürze: Künstliche Intelligenz wird als Fähigkeit von Maschinen und Software definiert, Probleme selbstständig zu lösen und dabei neue Kompetenzen und neue Informationen in die eigene Architektur zu integrieren. Selbstständigkeit meint dabei die Imitation, Simulation menschlicher Fähigkeiten. Viele Fachleute gehen sogar davon aus, dass noch im 21. Jahrhundert Künstliche Intelligenz, einmal ans Internet angeschlossen, die menschliche übertreffen wird – sie nennen diesen Zeitpunkt auch Singularität.
Technik-Visionär Elon Musk und der renommierte Physiker Stephen Hawking sind unter jenen Experten, die befürchten, dass genau mit der Singularität das Ende der Menschheit beginnt. Musk warnte zuletzt vor einem Weltkrieg um Künstliche Intelligenz und bezeichnete sie als gefährlicher als Nordkoreas Atomprogramm.
Zurück zur Maschinenkunst: Shah, die weniger mit Kunst zu tun hat, sträubt sich gegen Stockers Gedanken: „Maschinen sind gut, wenn es um analytische Dinge geht. Aber Menschen haben doch eine linke, eher analytische und eine rechte, eher kreative Gehirnhälfte. Ich bin mir einfach nicht sicher, wie viel von einem rechten Hirn eine Maschine besitzt.“
Brenda Katwesigye sieht das ähnlich. „Ich habe da einen Künstler mit seinem Roboter tanzen sehen. Was diesen Dingen aber fehlt, ist der menschliche Faktor. Und trotzdem werden sie so gepusht, als ob sie den Menschen ersetzen könnten. Aber sie sind nicht menschlich. Ihnen fehlt Empathie, ihnen fehlen Gefühle, auch, wenn sie heute schon überzeugend klingen.“ Ein Geruch, ein Lied, das alles weckt Erinnerungen, Gefühle, die man einem Roboter nicht einpflanzen könne.
Technik beeinflusst ja nicht nur nachweislich Kultur und Körper, sondern entsteht selber immer aus den kulturellen Gegebenheiten ihrer Umgebung heraus. Der letzte Teil ergründet, warum gerade die japanische Kultur so ein fruchtbarer Boden für neue Technologien ist.