Dü Übrüchnüng bütte!

Tour verhaut, Steuerprobleme und Journalisten im Genick – der Austrofred ist in „Hard On!“ kurzfristig in die Türkei geflüchtet. Mit dem Orient Express kommt er aber wieder zurück. Eine putzmuntere Persiflage.

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Mit literarischen Formen hat der Austrofred, respektive Franz Adrian Wenzl, der Mann hinter der Kunstfigur, immer schon gerne experimentiert. So gibt es etwa vom Schmähführer der Nation bereits Tagebuchveröffentlichungen und auch einen Briefwechsel mit Wolfgang Amadeus Mozart. Nun pirscht sich der größte, lebende österreichische Entertainer an den Roman heran.

„Hard On!“ heißt das schmale Büchlein, das auf keine 150 Seiten kommt, es aber trotzdem in sich hat. Denn was Wenzl/ Austrofred so aufführt, ist mehr als bloß geblödelter Edel-Trash. Auf engstem Raum, werden kleine erzähltechnische Volten vollzogen, die – sehr erbaulich – einiges an Stilmitteln der Postmoderne mit leichter Hand persiflieren. Gleichzeitig zitiert sich Austrofred in seinem ureigenen Ton aus Naivität, Bauernschläue und Größenwahn durch die (Austro-)Popgeschichte. Gewohnt gekonnt wie immer, wird dabei mit Alltagssprache, Dialektfetzen und Medienfloskeln jongliert, das bringt eine ganz eigene Verve hervor. Querverweise und Fußnoten tun ihr Übriges, wenn in dem ganzen Irrsinn zum munteren Pointenhalali geblasen wird. Da darf das Buchcover schon an das Filmplakat des französischen Berufskillerthriller „Der Profi“ mit Jean Paul Belmondo erinnern. Und im Metaebenen- und Pointengewitter ist es auch kein Problem, wenn der Plot ganz, ganz lose an die Jean Paul Satire „Dr. Katzenbergers Badereise“ angelehnt ist. Alles, was so vorbeizieht wird also zu erledigen versucht. Das ist Entertainment à la Austrofred.

Abgehen im XXXLarge

Der ist in diesem „autobiografischen“ Roman in der Türkei gestrandet. Seine letzte Tour "Fire, Light & Austrofred" ist nämlich nicht von sonderlichem Erfolg gekrönt gewesen. Musikkritiker haben Schmähungen fabriziert und den Champion in seiner sensiblen Künstlerseele schwer getroffen. Zudem ist auch der Fiskus hinter ihm her. In Istanbul kommt Austrofred langsam wieder auf die Beine, indem er in Clubs, die so schillernde Namen wie „Sailor’s Heaven“, „Pink Hercules“, „XXXLarge“, „Golden Fountain“ oder „Hard on!“ wie die Post abgeht.

Schnauzbärtige, durchtrainierte, türkische Männer jubeln sehr körperbetont ihrem „Üz-trü-früd“ dabei zu. Als ein Anruf kommt, dass ihn das österreichische Gesundheitsministerium als Testimonial zur Verbesserung des Images von Kuren buchen will, sieht der Austrofred sein Comeback zum Greifen nahe. Mit dem Orient Express geht es in Richtung Heimat. Und zum Comebackwillen gesellt sich noch eine schöne Portion Rachelust, denn der Austrofred hat eine Mission: Dem Journalisten Didi oder Sigi Neidhart für seine miesen Kritiken ordentlich eine einzuschenken. Das soll in Bad Schallerbach passieren, wo die „Kur-nee“ startet. Der Champion ist also wieder zurück und zeigt seiner Fangemeinde neue, auch nicht ganz lupenreine Facetten seiner vielschichtigen Persönlichkeit.

Austrofred liest live. Am 18. 10. stellt der Freddie Mercury Impersonator im Wiener Rabenhof seinen neuen Roman „Hard On!“ vor. Beginn: 20 Uhr.

Bild(er) © Ingo Pertramer
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