2014 haben wir euch an dieser Stelle erzählt, was wir bei den Amadeus Awards gelernt haben. Damals waren es noch 8 Dinge. Dieses Jahr soll es – sehr subjektiv – darum gehen, was man dort nicht lernt.
Wie eine Welt aussehen könnte, in der Frauen was zu sagen haben
Wer von ausgeglichenen Verhältnissen träumt, ist bei den Amadeus Awards falsch. Das betrifft sowohl die nominierten Acts und dementsprechend auch die Gewinner (Wanda gleich drei Mal) des gestrigen Abends als auch das Publikum. It’s a man’s world – wo man hinschaut: Männer in Anzügen, Männer in Goldketten (nur um den Hals), Männer in Tracht. Sarah Connor dann einfach zwei Mal auftreten zu lassen, macht das auch nicht besser. Ist das nicht eine österreichische Musikveranstaltung?
Wie gute Moderation funktioniert
Rubey, das war nichts. Moderation, die darauf aufbaut die Versammelten auf einen gemeinsamen Feind, den ORF einzuschwören, gehört eher zur Marke "ultima ratio". Klar, Kritik ist berechtigt und soll auch geäußert werden – die Form, in der das gestern passiert ist, war aber eher billig. Vice 2016 als "Krone des Internet-Hipsters" zu bezeichnen, also ein Medium zu verarschen, das mit seinen Verticals – allen voran Noisey – wahrscheinlich mehr für österreichische Musik tut, als dieser Award, ist mittellustig.
Wie das Internet funktioniert
Aber nicht nur Rubey versteht 2016 nicht, auch bei den Awards selbst konnte man wenig über Social Media lernen. Da die Veranstaltung leicht zeitversetzt übertragen wurde, wurde der Community – um Spoiler zu vermeiden – geraten, nicht in den sozialen Medien unterwegs zu sein. Das ist 2016 halt einfach absurd.
Überraschungen
Nicht, dass es viel zu spoilern gab. Wie Überraschungen aussehen, konnte man bei den diesjährigen Amadeus Awards nicht lernen. Da war es dann schon aufregend, dass zumindest Nino endlich den Preis bekam, den er schon längst hätte bekommen sollen. Ein Leo-Moment, wenigstens.
Begeisterung heucheln
Die wenigsten Acts zeigten sich so richtig erfreut über ihren Preis – abgesehen von Turbobier, die auch gleich eine Ansage gegen Fremdenfeindlichkeit machten – sehr sympathisch, auch wenn die Musik vielleicht nicht jedem gefällt.
Anwesend sein
Gabalier kam nicht. Einen Preis bekam er trotzdem.
Wie man in einer Veranstaltung sitzen bleibt
Vielleicht war das gar keine schlechte Idee von Gabalier. Denn viele der Leute, die da waren, wollten definitiv woanders sein. Das Feeling im Volkstheater erinnerte eher an Shakespeares Globe – ein reges Kommen und Gehen. Wobei: Sie wollten nicht woanders sein im Sinne von "am Strand", sie wollten draußen sein, rauchen am Balkon oder in der Roten Bar mit Bier – Business besprechen. Die wenigsten Gespräche, die man da so hörte, drehten sich in irgendeiner Form um den Amadeus. Aber es ging viel um Musik(wirtschaft). Offenbar gibt es eine große Nachfrage nach einer Veranstaltung, bei der sich die Szene austauschen kann. Kurzerhand wurde eben der Amadeus dazu gemacht.
Die Amadeus Awards 2016 waren eh nett, gut organisiert, wenig kontroversiell und nicht besonders spannend.