Österreichische Schmankerl

Nach drei Jahren Pause kehrt das Palaverama Festival zurück und belebt das Waldviertel mit einem bunten Eintopf aus der österreichischen Musikszene. Ein paar deutsche Freunde werden dazu eingeladen und fertig ist das g’schmackige Line-up.

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Kurz nachdem Elke Lichtenegger mit ihrer Aussage über unbekannte österreichische Bands einen Shitstorm losgelöst hatte, machen die Veranstalter des Palaverama das einzig Richtige: statt zu jammern, wie schlecht es doch der Musikszene geht, füllen sie einfach mal ein Festival-Line-Up mit guter österreichischer Musik. Ein paar Nachbarn durften natürlich auch dabei sein, aber im Grunde war das Festival in österreichischer Hand.

Tag #1

Wien, immer Richtung Horn, bis man irgendwann glaubt am Ende der Welt angelangt zu sein. Und dann noch ein Stück weiter, zum Palaverama nach Gmünd. Das feine Festival an der tschechischen Grenze wurde am Freitag dann gleich von einer Band aus der Gegend – SCO – eröffnet. Dann gab’s nachdenklichen deutschen Rap, frisch serviert von Gerard, der ein bisschen besseren Version von Casper. Nachdem der sich von der gefüllten Halle mit seinem Lied „Lissabon“ nach Hamburg verabschiedete, wurde mit Bilderbuch, die österreichische Band der Stunde, auf die Bühne geholt. Mit „Feinste Seide“ begannen sie ihre Show, bei der Lieder wie „Plansch“ und „Maschin“, die sie bekannt gemacht haben, und das theatralisch zuckende Tanzen von Frontsänger Maurice Ernst natürlich nicht fehlten durften. Zu Gitarrensolos gab’s kreischende Mädels und „let me be your maschine“-Schilder. Die Band rund um den nun zum wasserstoffblonden Vorzeige-Hipster avancierten Leadsänger war den Besuch wie immer wert, scheint sich nun ihres Erfolges bewusst zu sein und ließ sich von der Menge feiern.

Dann kam mit Thees Uhlmann Headliner-Besuch aus dem Nachbarland. Der sympathische Ex-Tomte-Leadsänger brachte neben seinen Liedern von Lachsen und Römern, seiner Heimat und Jay-Z, mit dieser unverwechselbaren, geerdeten Romantik, Geschichten über Bailoni (sein Lieblingsgesöff) und nette Polizisten, die beim Palaverama mitarbeiten, auf die Bühne. Das Publikum sang wie gewohnt bei seinen Konzerten, seine assoziationsreichen Liedtexte, in denen er Bilder derart spielerisch aneinander reiht, mit und solange weiter, bis selbst Thees nicht mehr da ist und nur noch eine Klangwolke aus uh-uhh-uh und ein kollektiver Glückszustand übrig bleibt. Den Abschluss des Abends machten Mr. Dero und Klumzy Tung, die mit einer Mischung aus wortgewandten Rap und elektronischen Beats die Menschen noch einmal zum Tanzen brachten.

Tag #2

Am nächsten Tag eröffneten Amalea aus Krems die Konzerte. Dann machten Dawa mit ihrem österreichischen Folk-Pop, in dem sich männliche und weibliche Vocals gekonnt mit einem wehmütigen Cello paaren, weiter. Für all jene, die am Wochenende davor am Acoustic Lakeside waren, gab’s dann auch ein Wiedersehen mit den Grazern Farewell Dear Ghost, ihren gitarrenlastigen Songs, die Richtung Chillwave gehen um dann im nächsten Moment mit einem mitreißenden Refrain überzeugen.

Mehr Gitarren, Provokation, viel mehr rotziger Attitüde und krachendem Sound boten die Sex Jams mit ihrem Noise-Pop. Um 20:30 beehrten die Wahlberliner Ja, Panik ihr Heimatland – im Gepäck ihr neues Album "Libertatia" und einem von der Polizei belehrten Andreas Spechtl. Sie überzeugten mit ihrer Musik, die irgendwo an der Grenze zwischen deutsch und englisch, Wahnsinn und Depression oder Aggression und Zärtlichkeit liegt.

Shantel und das Bucovina Club Orkestar brachten Balkan(-Pop) nach Niederösterreich und das Publikum mit ihrer Mischung aus Folklore und Disko wieder zum Tanzen. Der Abschluss wurde auch wie am Vorabend wieder elektronischer. HVOB gaben ihre zuckersüße Vocals und ihre Beats mit sanften Piano-Inlays zum Besten – frische elektronische Musik mit Schlagzeug und Mirko. Das Au-revoir kam dann von den Mädels von Etepetete, die noch einmal die Leute und selbst die Kollegen von Ja, Panik (auf der Bühne) zum Tanzen brachten.

Beilagen

Und da nur Konzerte allein ja auch noch kein Festival machen und man ja nicht davon ausgehen kann, dass alle Festivalbesucher sich mit Trinkspielen und dergleichen selbst beschäftigen können, bot auch das Palaverama ein Rahmenprogramm in Form eines Basketballspiels und eines Plansch-Contests an, bei dem Bilderbuch in der Jury saß. Oder man kombinierte den Festivalbesuch einfach mal mit einem Ultrakurzurlaub in Tschechien.

Das Palaverama bot eine bunte Musikmischung, die die Vielfalt und Größe der österreichischen Musiklandschaft in einem kleinen, gemütlichen Rahmen präsentierte.

www.palaverama.at

Bild(er) © Tanja Schuster
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