Albert Einstein, Karl Kraus und Paula Wessely vor der Kamera, rauschende Feste im Fotoatelier zu Werbezwecken, dann die Flucht, Hals über Kopf ins Exil. Das Wien Museum zeigt aktuell eine Trude Fleischmann-Retrospektive.
Aktstudie der T nzerin Claire Bauroff Wien 1925 Foto by Trude Fleischmann
Aktstudie Wien 1925 Foto by Trude Fleischmann
Albert Einstein Physiker New Jersey 1954 Foto by Trude Fleischmann
Die T nzerin Mila Cirul Wien um 1925 Foto by Trude Fleischmann
Karl Kraus Schriftsteller Wien 1928 Foto by Trude Fleischmann
Sibylle Binder Schauspielerin Wien um 1935 Foto by Trude Fleischmann
Tilly Losch T nzerin Wien um 1925 Foto by Trude Fleischmann
Trude Fleischmann im Atelier Wien 1929 Foto by Annie Schulz
An Dramatik und Glamour mangelte es wohl nie in Trude Fleischmanns Leben. Geboren 1895, wuchs die jüdische Fotografin in Wien auf. Die erste Kamera bekam sie bereits als Kind, der Schule folgte eine Fotografie-Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt. Nach einem Praktikum bei der berühmten Madame d’Ora und dem Fotografen Hermann Schieberth eröffnete Trude Fleischmann 1920 ihr eigenes Atelier im Ersten Wiener Bezirk. So mutig und visionär dieses Unterfangen auch war, leicht war es nicht. Denn nach dem Zusammenbruch der Monarchie herrschte Armut, zudem war die männerdominierte Domäne der Fotografie kein Spielplatz für Frauen – erst recht, wenn sie Talent besaßen und sich in den Kopf gesetzt hatten, Aktstudien in Angriff zu nehmen. Doch Trude Fleischmann war eine offene, selbstbewusste Frau, eine begnadete Networkerin und durch rauschende Feste entwickelte sich ihr Atelier schnell zu einer beliebten Anlaufstelle für allerlei Künstler und sie selbst zu der Gesellschaftsfotografin schlechthin. In ihrer Porträtarbeit zeigte Trude Fleischmann im Gegensatz zu mehreren Zeitgenossen wenig exaltierten Avantgardismus, dafür sorgte sie mit Aktstudien diverser Tänzerinnen für Furore.
1938 folgte dann ein jähes Ende ihrer Karriere. Nach dem Anschluss Österreichs flüchtete Trude Fleischmann im letzten Moment nach New York – im Gepäck lediglich ihre Kamera und eine Handvoll Negative. 1940 eröffnete die Fotografin in Manhattan ein Atelier für Mode- und Porträtfotografie und begann eine zweite Karriere.
Das Wien Museum präsentiert nun – mehr als 20 Jahre nach ihrem Tod – mit "Der selbstbewusste Blick" die erste große Überblicksausstellung zu Trude Fleischmann, in deren Mittelpunkt ihre Wiener Zeit von 1920 bis 1938 steht. Die Ausstellung zeigt dazu auch andere Werke zeitgenössischer Fotografinnen.
"Trude Fleischmann – Der selbstbewusste Blick"
Wien Museum Karlsplatz, Wien
27. Jänner – 29. Mai 2011