Bestseller und der Verlag mit dem größten Werbebudget lenken bei vielen Buchmessen oft von kleinen, unbekannten Veröffentlichungen ab: Diesem Manko will Clemens Ettenauer mit der BuchQuartier-Messe im Oktober entgegenwirken.
Auch wenn das Internet heutzutage den Boten spielt: Die klassische Buchmesse gibt es noch und sie ist als Knotenpunkt zwischen Autoren, Lesern, Journalisten und Bücherhänderln nach wie vor unverzichtbar im Verlagswesen. Wer internationale Messen wie die BuchWien kennt, weiß aber auch, wie schnell kleinere Indie-Verlage im Schatten von etablierten Marktgrößen verschwinden können. Dieser Machthierarchie wirkt ein neu initiiertes Projekt namens BuchQuartier entgegen, das heuer zum ersten Mal über die Bühne gehen soll. 32 Verlage werden ab 26. Oktober ihre Werke im Wiener Museumsquarier präsentieren. Messeleiter Clemens Ettenauer hat mit The Gap das Projekt bereits im Vornherein näher beleuchet:
Auf der BuchQuartier werden 32 Verlage ihre Werke präsentieren. Wie viele davon kamen aus Österreich? Gab es einen großen Andrang?
Von den 32 angemeldeten Verlagen kommen 23 aus Österreich, der Rest aus Deutschland und der Schweiz. Der Andrang war auf jeden Fall größer als erwartet. Wir hatten ja nur 20 Verlage gebraucht, damit alle Kosten gedeckt sind, deshalb sind wir mit der jetzigen Zahl natürlich sehr glücklich!
Trotz immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Rahmenedingungen im Buchhandel: Wie kann ein Indie-Verlag in der österreichischen Szene überleben?
In Österreich gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Verlag wird subventioniert, oder man hat nebenbei noch irgendein anderes Ding laufen, mit dem man Geld einnimmt. Im Idealfall betreibt man als Verlag gleich seine eigene Buchhandlung.
Was sind die spannendsten Novitäten die im Zuge der BuchQuartier Messe präsentiert werden sollen und welche inhaltlichen Themen sind interessant?
Grundsätzlich soll es beim BuchQuartier gar nicht so stark um Neuerscheinungen gehen. Es erscheinen jedes Jahr so dermaßen viele uninteressante Bücher und gleichzeitig liegt so manche Perle unter jeder Wahrnehmungsgrenze. Ich persönlich freue mich schon sehr auf die Lesung des Comiczeichners "Frajo", der sein Buch "1160 Ottakring" vorstellen wird: Dieses Werk wurde bereits 2011 veröffentlicht und trotzdem wurden noch keine 300 Stück verkauft! Neben Novitäten soll der
Fokus vor allem auf solche Schätze gelegt werden!
Eine starke Kooperation mit den Medien ist bei einer Buchmesse vor allem für Autoren von Vorteil: Wird es medial gesehen einen großen Andrang geben?
Das hängt natürlich davon ab, wie viele bekannte Autoren letztendlich dabei sein werden. Die Bücher an sich werden den großen Zeitungen und Fernsehanstalten ja eher egal sein….
Der Residenz Verlag hat kürzlich das Konzept des klassischen Fortsetzungsromans für das E-Book konzipiert. Ab sofort wird auf jiffystories.com wöchentlich eine neue Story vorgestellt. Ersetzt dieser Trend nicht die klassische Buchmesse?
Wohl kaum, bei einer Buchmesse geht es ja vor allem darum, dass Verleger, Autoren, Leser, Buchhänder und Journalisten aufeinander treffen. Aber wer weiß, vielleicht finden Buchmessen in Zukunft ja in Chatrooms statt.
Kulturpolitisch diktiert die österreichische Regierung ebenso ein Sparziel wie in anderen Sektoren. Aktuellstes Beispiel ist der Bachmann Preis. Für dessen Zukunft sollen neben einer Gebührenrefundierung auch Sponsoren eine wichtige Rolle spielen: Gilt ähnliches für den Buchmarkt?
Werbung in Büchern ist ja noch eher unüblich, aber je mehr Fördergelder gestrichen werden, desto mehr Werbung und Produktplatzierung in Büchern wird es geben!
Bezüglich Platzmiete hat die BuchQuartier-Messe sehr günstige Preise. Die billigste Variante bei der BuchWien ist ein Eigenbaustand um 149 Euro pro Quadratmeter, dazu kommt noch eine obligatorische Anmeldegebühr von 230 Euro. Bei euch kann man einen Verkaufstisch um 250 Euro mieten, dafür keinen vollmöblierten Luxus-Stand. Erleichtert dieses Konzept, dass international anerkannte Verlage mit großem Budget kleinere Interessenten verdrängen?
Ja, denn bei den großen Buchmessen fühlt man sich ja wie in einer Filiale einer Buchhandelskette: Man nimmt vor allem die Bestseller der großen Verlage wahr. Das war genau der Hauptgrund, warum ich das BuchQuartier initiiert habe. Um den kleinen und unabhängigen Verlagen die Chance zu geben, ihre Bücher an einem Ort zu präsentieren, an dem das Augenmerk der Besucher nicht nur auf die Verlage mit dem größten Werbebudget gelenkt wird. Und ja, wir sind wirklich sehr günstig und das obwohl wir keinen Cent Förderungen bekommen und die Messe bei freiem Eintritt stattfindet!
Clemens Ettenauer ist Initiator der BuchQuartier, eine Buchmesse für unabhängige und kleine Verlage die heuer zum ersten Mal stattfindet. Und zwar am Samstag den 26. Oktober und Sonntag den 27. Oktober, jeweils von 10-20 Uhr im Wiener MQ. Eine Liste mit den Ausstellern ist hier verfügbar.