Am 11. September flimmerte nach acht Seasons die letzte Folge von Entourage über die US-Bildschirme. Acht Seasons bedeuten acht Jahre feinste Serienunterhaltung.
Die Ausgangslage: Vinnie Chase hat gerade seinen ersten großen Film abgedreht. Gemeinsam mit seiner "Entourage", bestehend aus seinen besten Freunden Eric und Turtle, sowie seinem Halbbruder Johnny "Drama" Chase und seinem Agenten Ari Gold, versucht er in Hollywood Fuß zu fassen.
It’s not TV it’s HBO
Was anfänglich als oberflächiges Unterhaltungsgeplänkel daherkommt, erweist sich bereits nach den ersten Folgen als sehr unterhaltsame und kurzweilige Dramedy mit interessanten, weil vielschichtigen Charakteren. Klar, der Guilty-Pleasure-Faktor ist sehr hoch. Schließlich geht es ja um das Leben eines A-List Hollywoodstars, wo es an fetten Parties ebenso wenig mangelt, wie an den damit einhergehenden schönen Frauen und den dicken Autos. Diese Erfüllung eines jeden feuchten Bubentraums wird vor allem in den ersten Seasons bis zur Vollendung zelebriert. HBO wäre aber nicht HBO, wenn sich alles an der Oberfläche abspielen würde. So wird natürlich auch der Umgang mit Tiefschlägen eingehend behandelt. Als tragendes Element dient hier Male-Bonding in Reinkultur. Immerhin kennen sich die Jungs der Serie seit Sandkastenzeiten. Das heißt, wenn es Probleme gibt, ist jeder bereit für den anderen grade zu stehen und ihn notfalls auch aus der Scheiße zu ziehen. Diese Männerfreundschaft zieht sich durch alle acht Staffeln hindurch und dient als eigentliches Hauptmotiv der Serie.
Die Protagonisten
Die Hauptcharaktere sind der Gefolgschaft von Mark Wahlberg nachempfunden, auf dessen erste Jahre in Hollywood sich die Serie bezieht. Herausragend ist dabei Jeremy Piven als Ari Gold, ein beinharter Agent, der seinem Zynismus freien Lauf lässt und sich mit Fortdauer der Serie zu einem der mächtigsten Männer der Traumfabrik entwickelt. Als Anerkennung für seine schauspielerischen Leistungen gab es drei Emmys und einen Golden Globe.
Auch Kevin Dillon (der Bruder von Matt) als untalentierter, aber stets ehrgeiziger und bemühter Schauspieler, der ständig im Schatten seines Halbbruders Vinnie steht, wurde drei Mal in Folge für einen Emmy nominiert, konnte die Auszeichnung jedoch nie gewinnen. Er sorgt mit seinen One-Linern, neben den Schimpftiraden von Ari, wohl für die humorvollsten Momente der Serie (alleine deshalb bitte unbedingt im Original genießen). Adrian Grenier gibt den neuen Stern am Hollywoodhimmel ebenso souverän, wie Kevin Conolly den ambitionierten Jungagenten Eric "E" Murphy. Letzterer dürfte den Meisten aus der Serie "Auf schlimmer und ewig" ein Begriff sein. Und dann wäre da noch Turtle (Jerry Ferrara), der zunächst vor allem als kiffender Mitläufer auffällt, später aber auch sein Gespür fürs Geschäft unter Beweis stellt.
Blick hinter die Kulissen
Der Unterhaltungsfaktor von "Entourage" befindet sich auch auf Grund des Backstageelements ständig auf hohem Niveau. Bei den diversen Entstehungsprozessen von Filmen und den Schlammschlachten von Agenten ums Klientel, kann man sich dabei nie wirklich sicher sein, ob es sich jetzt um satirische Übertreibung oder doch Realismus handelt. Möglich wäre beides. Seinen Charme bezieht "Entourage" auch aus den mehr als zahlreichen Gaststars. Die Liste umfasst Namen wie Martin Scorsese, James Cameron, Scarlett Johansson, Sasha Grey, Eminem oder Lebron James. Viele spielen sich selbst, andere wiederum, wie etwa Malcolm McDowell, verkörpern einen fiktionalen Charakter.
Der Entourage-Film
Zugegeben, "Entourage" hat mit den letzten Seasons etwas nachgelassen, mitunter auch, weil sich bereits eine gewisse Routine eingeschlichen hat. Damit hatte bis dato aber wohl fast jede Serie, die sich so lange oben hält, zu kämpfen. Der Suchtfaktor bleibt dennoch ständig erhalten. Und ein Film befindet sich auch in Planung, nur das Skript fehlt noch.