Love West Story

Kanye West hat "Bound 2" so visualisiert wie sich "Yeezus" nicht angehört hat: Simpel. Warum es deswegen trotzdem nicht zu seinen schlechtesten Videos gehört.

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Es muss ein harter Schlag für den Hip-Hop gewesen sein: Montags hatte Kanye West bei der Talkerin Ellen sein Musikvideo zu "Bound 2" vorgestellt. Sämtliche West-Follower teilten mit diesem Link also auch ein kleines Stück Werbung für Amerikas prominenteste Lesbe und ihre Tratsch-Show. Das ist schon einmal ziemlich witzig.

Bämm

Und dann kamen galoppierende Pferde. Nicht so coole wie bei Game of Thrones, sondern solche am Sprung zum Einhorn. Außerdem kitschige Landschaftsaufnahmen ähnlich der voreingestellten Bildschirmschoner, die man auf sein Macbook laden kann. Ein Adler fliegt über den Grand Canyon – so viel Patriotismus hat Amerikas Tourismus nicht verdient. Dass die Kulisse dann zur Road-Trip-Fotomontage wurde, haben viele nicht kapiert (aka "Warum trägt Kanye nur ein T-Shirt wenn es hinter ihm schneit") oder aber sie fanden es furchtbar billig. Ja eh – billig im Sinne von Low-Budget aber nicht im Sinne von einfallslos. Vielleicht waren die Hater auch einfach nur eifersüchtig auf Kim Kardashian und den Geschlechtsverkehr, den West mit ihr haben darf. Während sie sich zum lustvoll gestöhnten "Uh Oh Honey" räkelt, erinnert uns West mit unaufhörlichen "Bääms" wie Hammer ihre Brüste sind. Mit Mond im Hintergrund sieht das ein bisschen so aus wie die Cover dieser Soft-Porno Liebesromane, die man sich beim Billa an der Kasse kaufen kann. Bämm!

Pop(ulistisch)

Nach dem bedrohlichen "Black-Skinhead", der ersten Video-Auskoppelung aus "Yeezus" ist "Bound 2" tatsächlich sehr pop(ulistisch) geworden. Im Hintergrund seines kürzlich erschienen sechsten Album ist das allerdings nicht nur klug, sondern auch mega-sympathisch: Kanye West hat es so visualisiert wie sich "Yeezus" nicht angehört hat: Simpel. Sein Artwork war das übrigens auch.

Und auch wahr: West darf heute alles. Er ist einer der meistbeachteten Künstler der Jetztzeit. Man nennt ihn schon den Mozart Amerikas. Dass dieser Pop-Messias am Höhepunkt seine Karriere lieber den Sexismus im Rap mit Kuschel-Sex am Motorrad zerschellen lässt, als sich am Pool mit einer Horde Bitches zu brüsten, sollte uns heilig sein. Damit beendet er das "Yeezus" Projekt genauso gelungen wie er es begonnen hat: unerwartet.

Das Video zu "Bound 2" ist am 18. November erschienen. Aus Qualitätsgründen sollte man es sich hier anschauen.

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