Angst vor Krabbeltieren und Quallen? Nicht doch, solche Monster können nicht nur schön sein, sondern auch noch Kunst.
lat. Discomedusae - Scheibenquallen
Schirmquallen, oder auch Scheibenquallen genannt, sehen nicht nur auf Papier leiwand aus, sondern haben auch in Natura coole Eigenschaften. So besteht der Körper der rund 130 verschiedenen Arten aus einer dicken, durchsichtigen Gallertmasse. Die Tentakel der größten Genossen können bis zu 30 Meter lang werden, wobei deren kleinste Gattungen nur einige wenige Millimeter groß sind. Am Ende der Tentakel sitzen die bekannten Giftdrüsen, die schon vielen lieben Menschen ihren Urlaub an der Adria versüßt haben.
lat. Ascidiacea - Seescheiden
Die Seescheiden, die bei Ernst Haeckel wie ein Print der nächsten Versace-Sommerkollektion aussehen, gehören zur Gattung der Manteltiere. Die Spezies zeichnet sich dadurch aus, dass sie sessil agieren, also nicht ihren Standort verändern können. Die Fortpflanzung findet ungeschlechtlich statt, meist durch Knospenbildung.
lat. Batrachia - Froschlurche
An alle Girls: Wer schon als Kind den Froschprinz gern hatte und sich diese Zeichnung ins Wohnzimmer holen möchte, kann sein Poster hier bestellen.
Conchylien - Muscheln und Weichtiere
Wer Muscheln und Schalentiere nur als Frutti di Mare auf seiner Pizza oder seinen Spaghetti kennt, kann hier die stolzen Artverwandten bestaunen.
lat. Siphonophorae - Staatsquallen
Die Farbkomposition der hier gezeichnete Staatsquallen erinnert stark an 3-D Bilder. Also Brillen auf und einmal Zurück in die Zukunft bitte. Anno 1899 versteht sich, das Jahr, in dem Haeckels Werk "Kunstformen der Natur" erstmals erschien.
lat. Arachnida - Spinne
So schöne Spinnen können vermutlich selbst Phobiker in ihr Schlafzimmer hängen.
lat. Siphonophorae - Staatsquallen
Haeckels Quallen-Zeichnungen würden vermutlich auch gut als fluoreszierende Dekoration in die nächste Goa-Party passen, Rave on.
(lat.) Siphonophorae - Staatsquallen
Staatsquallen
Die Quallenart hier als mächtige Übermedusa zu sehen. Durchaus Ähnlichkeiten mit dem Spaghettimonster, nur viel eleganter.
lat. Stephoidae - Ringelstrahlinge
...Schneeflocken einer fremden Galaxie? Ja bitte.
lat. Ophiodea - Schlangensterne
Die Artverwandten der Seesterne bestehen bereits seit über 500 Mio. Jahren und umfassen schätzungsweise 2000 verschiedene Arten.
lat. Acanthophracta - Wunderstrahlinge
Ernst Haeckels Wunderstrahlinge würden sich auf jeden Fall gut als Tattoo machen, die dafür notwendige Vorlage im Buch gibts hier.
lat. Chaetopoda - Borstenwürmer
...sind das jetzt Pflanzen, Pfauenfedern oder eine voluminöse Wurmart? Auf jeden Fall Gesamtkunstwerk.
lat. Actiniae - Seeanemonen
In der Landschaft aus Seeanemonen würde sich vermutlich auch Alice im Wunderland wohl fühlen.
lat. Nudibranchia - Nacktkiemenschnecken
Nacktkiemenschnecken - so hässlich der Name, so schön die Zeichnung.
lat. Florideae - Rote Algen
Wäre der Autor stolzer Besitzer einer Villa an der Cote d'Azur, sein Sofa dort hätte dieses Muster.
lat. Discomedusae - Scheibenquallen
lat. Siphoneae - Riesenalgen
Wer Algen zwar gesund findet, aber dennoch ein Problem mit dem Schleim hat, keine Sorge, die Vitaminbomben gibt es auch auf Papier als Kunstdruck.
lat. Gamochonia - Trichterkraken
lat. Peromedusae - Taschenquallen
Nochmal zum Ende. Wer so ein schönes Bild bei sich oder seinen Lieben im Wohnzimmer hängen sehen möchte oder alle Zeichnungen Haeckels lieber in einem Buch vereint hat, darf sich dies hier und hier holen.
Staatsquallen, Strahlentierchen, Seeanemonen und weitere Mikro-Organismen aus den Untiefen der Meere. Kann das Kunst sein? Nun, erstens wurde – ob erfolgreich oder nicht, darüber lässt sich trefflich streiten – gerade auf der letzten Documenta in Kassel der Kunstbegriff deutlich erweitert um so lustige Dinge wie Eco-Futurismus und Bio-Ästhetik. Aber auch auf Biennalen, in Museen und Galerien wurden diverse Lebensformen und die Sorge um die biologische Zukunft dieses Planeten immer wieder aufgegriffen. Und zweitens kann eine künstlerische Auseinandersetzung mit diversen Quallentieren etwas anderes als eine schematische Zeichnung eines Quallentieres. Dass das nicht ganz neu war, kann man an den cirka 100 Jahre alten Arbeiten von Ernst Haeckel sehen.
Staatsquallen wtf
Ernst Haeckel, deutscher Naturwissenschaftler, Philosoph und Evolutionstheoretiker aus späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nannte sein Buch "Kunstformen der Natur". Seine Illustrationen und Lithografien über meeresbiologische Tierchen, Pflanzen und insekten-ähnliche Einzeller sind nicht nur wissenschaftlich höchst interessant (Staatsquallen sind so etwas wie schwimmende Ameisenkolonien!), sondern bilden seltsame Muster, Strukturen und fremdartige Stilisierungen.
So sind es Formen und Farbspiele aus der Natur, die Haeckel für seine Zeichnungen inspirierten. Was in Wirklichkeit wie furchterregende Seemonster aussieht, wirkt in den Bildern seines Werkes "Kunstformen der Natur" wie intergalaktische Blumenknospen und fluoreszierende Schneeflocken der maritimen Unterwelt. So erscheinen giftige Quallen wie pompöse Gestalten anderer Sphären und Schalentiere wie geheimnisvolle Sternenbilder des Weltraums.
Dürer, Da Vinci, Haeckel
Am Beispiel von Ernst Haeckel sieht man, Kunst und Naturwissenschaft sind sich im allgemeinen Verständnis oft fremd. Wo mathematische Präzision der Naturwissenschaft auf freigeistige Ideen schöner Künste treffen, scheinen zumindest manche ein Problem zu sehen. Man könnte auf Dürer oder Da Vinci verweisen. Oder Haeckel.
Wenn man den Kunstbegriff diskutiert, was ja ständig und überall passiert, könnte man ja auch zur Auffassung gelangen, die evolutionären Formen der Natur dienen als Ausgangspunkt um Neues zu schaffen, also Gefühle, Eindrücke und das ganze Zeug miteinzupacken.
Poster von Ernst Häckel gibt es natürlich auch, zum Beispiel hier. Oder "Kunstformen der Natur" als Taschenbuch.