»Fake Leather« von The Crispies: Nach der Rebellion ist vor der Rebellion

Das Wiener Rotzrock-Quartett The Crispies ist mit neuem Album »Fake Leather« back on track. Das Prädikat »Lederjacke« ist trotzdem noch angebracht.

© (c) Lukas Gansterer

Man hat es krachen gehört, man hat sie rumpeln gesehen – am Popfest, beim Donaukanaltreiben, in irgendeinem verschwitzten Gürtelbogen. The Crispies haben sich einen Namen im österreichischen Musikbiotop erspielt und ihren Newcomer-Status längst überwunden. Mit dem Debüt »Death Row Kids« haben sie 2016 einen gefeierten Start hingelegt, daran gilt es jetzt anzuschließen.

Mit ihrem zweiten Album streift die Band die abgetragenen Lederjacken ihrer Rock-Alter-Egos ab und tauscht diese gegen »Fake Leather« – zumindest legt dies der Album­titel nahe. Die elf neuen Tracks poltern dabei jedoch ähnlich ungestüm wie jene des Erstlingswerks. Neben rotzigem Image und Gitarrenverzerrung mischen sich aber auch andere Facetten in den Sound der Crispies. Denn was kommt nach der großen Rebellion? Vielleicht ein bisschen Depression. Und Teen Angst zum Drüberstreuen. Vielleicht weniger Draufhauen, dafür mehr nachdenkliche Zwischentöne. Trotz omnipräsenter Rockgitarren klingen außerdem wieder Referenzen an andere Genres im knusprigen Crispies-Sound durch: Diffuse Trap-Anleihen lassen an »Auto-Tune« denken (»Candy«, »Fake Leather«). Hie und da gibt es auch ein paar Rap-Lines zum Mitnuscheln für all die Hip-Hop-Kids (»H-Bomb«). Und natürlich ganz viel Punkrock, der sich wie die Anti-alles-Haltung der Teenagertage durchs Album schlängelt. Über allem liegt Frontmann Tino Romanas unique, bohrende Kopfstimme. In »Easy«, der ersten, hitverdächtigen Singleauskoppelung, fragt er sich: »Why are my friends always high? / I don’t know how to keep them from dying.« Eine fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrte E-Gitarre, die entfernt an entschleunigtes Dubstep-Röhren erinnert, begleitet die Frage nach dem Warum.

»Fake Leather« beweist, dass hinter dem Wiener Quartett mehr als bloß archetypische cocky punkrock dudes stecken, dass sie eben auch anders können. Neben Hits wie »Easy« finden sich zwar leider auch Lückenfüller, »Fake Leather« gefällt aber anyway.

Das Album »Fake Leather« von The Crispies erscheint am 9. März 2018 bei Seayou Records und darf bei der Release-Party am 13. April im Flex in exzessiver Crispies-Manier gefeiert werden. Weitere Gelegenheiten, die Band live zu sehen: am 22. März in Graz im PPC, am 24. März in Linz in der Stadtwerkstatt und am 29. März in Klagenfurt im Stereo.

 

 

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