»Far Cry 6« bleibt auch mit seinem ersten DLC »Vaas: Wahnsinn« dem eigenen Weg treu. Es wäre mehr möglich gewesen.
Selbst beim tendenziell ungewöhnlichen Setting in »Far Cry 5« gab es viele Stimmen, die der Serie vorwarfen, das Ewiggleiche zu bieten. Damals spielte der Titel in den USA – selten genug – und als Gegner gab es eine Gruppierung radikaler Christen – das ist noch seltener. Mit dem Nachfolger geht es nun wieder auf eine mehr oder weniger fiktive Inselgruppe und darum, deren despotischen Machthaber zu bekämpfen und auszuhebeln. Und ja, Ubisoft hat in den letzten zehn Jahren ihr Muster für Open World-Games nicht unbedingt kreativ auf diverse Spielserien ausgedehnt: Ein »Far Cry« spielt sich nur mehr bedingt anders als ein »Ghost Recon« oder letztlich auch ein »Assassin’s Creed«. Eine der absolut erfreulichen Ausnahmen war letzten Winter die Einführung der neuen Marke »Immortals Fenix Rising«, die sich zwar auch einer offenen Spielwelt bediente, aber humorvoll und erzählerisch auf dem Punkt und gleichzeitig beinahe oldscool ein buntes Abenteuer unter Göttern bot.
»Far Cry 6« ist nun wieder das große, glatte Revolutions-Spiel. Auf der fiktiven, aber klar an Cuba angelegten Inselgruppe Yara gilt es den diktatorischen Machthaber zu stürzen. Erzählerisch werden hier in erster Linie Klischees bedient, noch stärker fällt aber ins Gewicht, dass sich das Spiel nach einem leicht intensiveren Start nur mehr sehr wenig um die Story kümmert und in erster Linie ein großer Shooter-Spielplatz ist, der jede Menge Action und Unterhaltung bietet, aber auf dem Weg jeden Zusammenhang verliert.
Dabei ist dieser Spielplatz nach wie vor genau das, was Fans der Serie erwarten und erhoffen. Ein perfektioniertes Feuerwerk an Missionen, Nebenmissionen und Aufgaben, das für viele, viele Stunden unterhält. Wirklich Neues gibt es hier nicht, aber das braucht es für Fans von »Far Cry« auch einfach nicht. Ich bin einer dieser Spieler, die sicher noch unzählige Stunden auf Yara verbringen werden und sich dabei unterhalten fühlen. Die Diskrepanz zwischen der behaupteten Story und dem eigentlichen Spielgeschehen fällt immer wieder aber glücklicherweise nicht all zu oft negativ auf. Das alles ist so dermaßen künstlich und unernst, dass auch jede Aufregung über Details wie Hahnenkämpfe recht lächerlich wirkt. Was umgekehrt nicht heißen soll, dass es nicht an der Zeit wäre, wenn Ubisoft sich und seine Spiele hier endlich ein wenig ernst nehmen würde.
Mittlerweile ist auch der erste Zusatzcontent erschienen – eine grundsätzlich willkommene Anknüpfung an vergangene Teile der Serie. Im ersten Teil des DLCs geht es um Teil-3-Bösewicht Vaas: Dieser muss in seinem Todeskampf seinem Wahnsinn entrinnen. Als Spieler geht es darum auf einer kleineren Map eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen — wer stirbt, muss von vorne beginnen. Hier zeigt ist dann eine der objektiv größeren Schwächen von »Far Cry 6«: Während Vielspieler hier all zu schnell keine Herausforderung mehr sehen, scheitern andere zu häufig. Das Balaning könnte besser sein.
Zusammengefasst: »Far Cry« ist eine Rückkehr der Serie – ungefähr zu Teil 4. Daran änder auch alle neuen Waffen und Möglichkeiten nichts. Man würde sich freuen, wenn Ubisoft statt Schauspieler zu zahlen, die Story irgendwie ernst nehmen würde. Bis dies der Fall ist, ist »Far Cry 6« aber ein weiteres Ubisoft-Spiel, dass viele Stunden Unterhaltung bietet.
»Far Cry 6« ist für Xbox One und Series, PC, PS4 und PS5 erschienen.