Fixstern zwischen Wohnzimmer und Club

Die Linzer Clubkultur ist nicht überschäumend, wenn man sie mit Wien vergleicht, aber der Vergleich hinkt eben auch. Linz ist nicht Wien, genauso wenig wie Wien Berlin ist. Wir haben mit den Betreibern des Linzer Solaris über die Szene in Linz und ihr Lokal gesprochen.

Wie hat sich euer musikalisches Programm entwickelt?

Klara: Das Booking hat ja begonnen mit dem Markus Reindl von A.G. Trio/Ages. Der kommt eben auch aus der Szene. Er hat das dann nach 5 Jahren an den Flo abgegeben und der macht es jetzt seit 2 Jahren.

Simone: Der Markus hat auch eine ewig lange Geschichte mit den Besitzern vom Moviemento, die auch alle wie er aus Freistadt kommen. Da gibt es schon lang eine Zusammenarbeit und er kennt sich einfach aus und das war dann naheliegend, dass er es macht.

Simone: Markus hat da schon unseren Ruf, was das Musikalische betrifft, gut aufgebaut.

Was sind so Abende, wo ihr wisst, dass die Bude voll ist?

Alle: State of Yo. Lost in Linz.

Simone: Das sind eh die zwei Paradebeispiele. Also Lost in Linz machen der Markus Reindl und der Jakob Bouchal, die legen selbst auf und laden dann immer noch einen Gast-DJ ein. Und dann gibt’s noch State of Yo, das läuft über den Plattenjoe, der Gast-DJs aus dem Hip-Hop Bereich mitnimmt und das sind die zwei Abende, die echt immer brechend voll sind. Linz ist halt schon eine Hip Hop-Stadt.

Gibt’s nicht schon genug Hip Hop in Linz, wenn man an Kapu und Strom denkt?

Simone: Offensichtlich nicht (lacht). Hip Hop gibt’s anscheinend nie genug hier. Unser Fokus ist eher auf elektronischer Musik, aber wir wollen ja auch ein breites Publikum bedienen.

Miri: Und die Hip Hop Leute sind auch komote Leute, die wir echt gern da haben.

Habt ihr viele externe Veranstalter?

Miri: Wir haben am 5. Dezember diese FM4-Licht ins Dunkel Geschichte gehabt.

Flo: Susi Klub hatten wir… Here To Stay haben einen fixen Abend im Monat. Lost in Linz.

Klara: Seit letztem September haben wir jetzt Schmusen, das ist eine Queer Veranstaltung. Das hat halt auch eine wichtige Außenwirkung, um zu sagen, es sind alle Leute willkommen. Aber der Großteil der Abende soll trotzdem von uns gestaltet werden.

Simone: Aber es ist selten, dass wir gar keinen Einfluss haben aufs Booking.

Was jetzt elektronische Musik betrifft, glaubt ihr, dass es da eine Lücke gibt? Mir fallen immer wenige Alternativen zum Solaris ein…

Simone: Es gibt schon wenig, wenn man jetzt über hochwertige elektronische Musik spricht.

Flo: Naja, was heißt schon hochwertig…

Klara: Also wenns um House geht.. da bedienen wir vielleicht einfach die Lücke. Ansonsten macht die Stadtwerkstatt halt „schwierigere“ elektronische Musik, Future Sound zum Beispiel.

Was hebt euch sonst noch ab?

Simone: Wir verkaufen keine Energy Drinks und keinen Jägermeister und keinen Tequila. Wenn dann wer kommt und wir sagen, es tut uns voll Leid, wir haben kein Red Bull… dann kommt oft: „Was gibt’s denn dann?“ (lacht) Aber wir sind draufgekommen, dass man durch die Getränkeauswahl schon das Publikum steuern kann. Kein Red Bull zu verkaufen, da sortiert man wirklich manche Leute aus… oder Captain Morgan oder Malibu oder sowas. Auf den Zug sind wir nie aufgesprungen.

Miri: Durch die Nähe von der Remembar kommen halt auch viele kurz rüber…

Flo: Das waren eben auch Leute, die gekommen sind um sich mit billigeren Cocktails zu besaufen oder die kurz eine Runde Tequila saufen und das sind halt genau die Leute, die du nicht so ganz willst.

Miri: Wir wollen eigentlich die Leute haben, die wegen unserer Party kommen und die die Musik schätzen…

Ich hab jetzt schon mit ein paar Leuten geredet und der Tenor ist, dass alle gern bei euch auflegen und nach Linz kommen. Was macht ihr da richtig, womit bestecht ihr die DJs?

Flo: Wie wir angefangen haben mit DJs, war der Markus Booker und hat halt auch selbst als DJ mitbekommen wie man behandelt wird. Die DJs waren immer ein Teil vom Abend und es war uns immer wichtig, dass wir uns da gut um sie kümmern, weil die die Party machen. Die DJs sind ein Teil des Teams an dem Abend und stehen nicht irgendwo am Eck und haben drei Getränkemakerl.

Simone: Ich mein die DJs verdienen ja bei uns nicht ihre goldene Nase.. das muss ja für uns bezahlbar sein, da ist es doch das normalste der Welt, dass ich sie freundlich behandle und dass sie was zum Trinken bekommen. Und wenn sie gut drauf sind, sind es wir auch – und das Publikum ist es auch. Die wenigsten gehen nüchtern raus… aber leer saufen kann dich so ein DJ eh nicht. (lacht)

Flo: Das ist halt auch eine Chance, dass Leute kommen, die wir uns sonst wahrscheinlich nicht leisten könnten.

Klara: Wir behandeln DJs so, wie wir auch selbst gern behandelt werden würden. Mit viel Bier. (lacht)

Was fehlt der Linzer Clubkultur?

Klara: Eine große Tanzfläche.

Flo: Ja. Clubsachen, sowas wie der Stadtkeller.

Klara: Wir bedienen das schon, aber man muss auch ganz ehrlich sagen: unsere Tanzfläche war ursprünglich nicht als Tanzfläche konzipiert.

Flo: Da wird einfach ein Tisch weggeräumt. (lacht)

Miri: Und die Öffis sind in Linz auch echt scheiße. Also man kommt halt auch schwierig wo hin.

Wie hat sich die Lokalszene in Linz in den 8 Jahren verändert, was gab es damals, was heute?

Flo: Früher gabs noch das Kijani in der Altstadt.

Simone: Die Locations in Linz, die ein ähnliches Konzept wie wir haben, sind nicht unbedingt mehr geworden. Eher weniger. Kapu, Stadtwerkstatt und Strom haben sich in den letzten Jahren eben auch entwickelt und sind besser geworden.

Klara: Was sich für unser Publikum sehr verändert hat war der Verlust vom Rothen Krebs. Unser Publikum hat damit praktisch ein Lokal verloren hat. Und eine Alternative zu uns.

Wie ist das Verhältnis zu den anderen?

Klara: Gut. In Linz hilft man sich da halt auch gegenseitig viel. Wenn die Kapu die neue Bar aufmacht, hilft wer von uns aus oder hilft beim Einrichten der Bar. Es gibt nicht wirklich einen Neidgedanken in Linz. Wir haben nicht so viele Lokale und deswegen… streiten müssen wir uns nicht um die Leute.

Gibt es Zukunftspläne?

Flo: Nichtraucher ist ein großes Thema.

Simone: Das beschäftigt uns eigentlich am meisten, weil wir halt eine reine Raucherbar sind und auch immer waren. Und nachdem das 2018 sowieso verpflichtend wird.

Flo: Naja, reine Raucherbar.. wir sind ja offiziell der Raucherbereich vom Restaurant.

Simone: Ja, das war bisher eben das Konzept. Aber das wird das Thema Nummer 1 werden. Wir sind alle ganz stark dafür, dass wir das noch vor dem Gesetz umsetzen, also früher die Bar auf Nichtraucher umstellen, weil das auch beim Arbeiten eine Belastung ist.

Klara: Ja und nachdem ich jetzt dann mit Flo gemeinsam das Booking übernehme, wird neben der House-Schiene auch ein bisschen mehr Hip Hop kommen. Genauso wie Neo Soul. Also das Booking soll abwechslungsreicher werden.

Aktuelle Infos zu Veranstaltungen gibt es auf der Facebookseite oder auf der Homepage. Das nächste mal "brechend voll" kann man das Solaris übrigens bei State of Yo am 26. Dezember erleben. Top Tipp: Green Destiny bestellen!

Bild(er) © Fotos 1-3: Dimitrios Vellis: http://www.dimitriosvellis.com/, Foto 4-6: Andreas Kepplinger: http://www.a-kep.at/
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