Fixstern zwischen Wohnzimmer und Club

Die Linzer Clubkultur ist nicht überschäumend, wenn man sie mit Wien vergleicht, aber der Vergleich hinkt eben auch. Linz ist nicht Wien, genauso wenig wie Wien Berlin ist. Wir haben mit den Betreibern des Linzer Solaris über die Szene in Linz und ihr Lokal gesprochen.

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"Im Solaris legst du halt auch nicht wegen dem Geld auf, sondern einfach wegen dem Solaris. Das ist wie auf einer Geburtstagsfeier von einem Freund", hat mal ein DJ zu mir gesagt. Es ist schwierig das Lokal als Linzer einerseits nicht zu kennen und andererseits nicht zu mögen. Im Herzen von Linz kann man am Wochenende tanzen, im Sommer davor gemütlich herumsitzen und unter der Woche nach dem Kino noch auf einen Drink vorbeischauen. Wobei: Wenn am Wochenende viel los ist, ist es eng, heiß und stickig, die Tanzfläche ist im Endeffekt die Fläche, die neben den Tischen schlichtweg noch frei ist und der Weg zur Bar vorbei an all den anderen Leuten oft eine Odyssee. Wenn du raus gehst, stehst du auf einmal in einer Videothek oder im Vorraum eines Museums/Kinos. All das nimmt man aber gerne in Kauf, denn das Solaris ist seit Jahren einer der wenigen Locations in Linz, die es schaffen, sich irgendwo zwischen Wohnzimmer (Größe) und Club (Musik) positionieren. Neben Stadtwerkstatt, Kapu und Strom ist die Bar im Offenen Kulturhaus (OK) aber auf jeden Fall eine der Locations, die Clubkultur in Linz widerspiegeln. Auch aufgrund der mangelnden Alternativen.

Wir haben gleich mit 4 Leuten gesprochen, die zum Kernteam des Solaris gehören und es (mit)aufgebaut haben. Ein Interview über Clubkultur in Linz, die Entwicklung des Solaris und darüber, wie die Getränkeauswahl die Gästeauswahl beeinflussen kann.

Wie lange gibt es das Solaris und wie ist es entstanden?

Flo: Das Solaris gibt es jetzt seit 8 Jahren und wir sind eigentlich nur Untermieter im OK. Also die Moviemento Gaststätten GmbH, das ist halt das Gelbe Krokodil, das Solaris und das Café Stern. Angefangen hat es im Prinzip, dass man zum Restaurant unten eine Bar dazu machen wollte.

Simone: Und es ist das OK-Gebäude als Landeseinrichtung damals saniert, der obere Bereich dazugebaut und die Kinokassa dort hinverlegt worden – es hat sich aufgrund der räumlichen Gegebenheiten angeboten. Das Solaris ist eigentlich entstanden, weil der Raum da war.

Klara: Es gibt keine ständige Kooperation mit dem OK, aber immer wieder Abende, wie die OK Night bei der ARS oder das LaDo, die gemeinsam mit dem OK gemacht werden.

Was ist der LaDo genau?

Simone: Das ist der lange Donnerstag, da sind die Ausstellungsräume vom Museum länger geöffnet, also bis 10. Und im Anschluss daran gibt es oben im 4. Stock eine Party, da machen wir die Gastro und der Markus Reindl das Booking. Veranstalter ist grundsätzlich aber das OK. Und seit Neuestem gibt’s auch noch ab halb 9 eine Diskussion mit Personen, die in verschiedenster Art und Weise in Clubs oder deren Umfeld arbeiten.

Was war euer Plan für die Bar?

Simone: Also es war schon immer das Konzept, das wir jetzt haben. Von Sonntag bis Donnerstag ist der Hauptfokus eigentlich schon die Kinogäste zu betreuen und ihnen die Möglichkeit zu geben, vor und nach dem Kino was zu trinken. Fokus war eben auf Cocktails und hochwertigen Getränken, guter Musik und wir wollten ein anderes Publikum in Linz bedienen als die Großraumdiskos. Freitag und Samstag eben die DJ-Geschichten, das war das Konzept, das hat sich eigentlich wenig verändert.

Flo: Ganz am Anfang haben wir DJs überhaupt nur am Samstag gehabt.

Wie sieht euer Publikum aus?

Simone: Das Grundpublikum besteht viel aus Studenten, Künstlern, Lehrern.

Flo: Hipster. (lacht)

Was hat sich am meisten verändert, seit ihr geöffnet habt?

Simone: Es wird immer mehr, also Besucher und Umsätze. Am Anfang waren wir zu viert am Wochenende und haben die Hälfte vom Umsatz gemacht und waren fertig und jetzt stehen wir zu fünft da, machen den doppelten Umsatz und sagen es war ein chilliger Abend.

Flo: Ja, es wird echt mehr, auch die Mengen, letztes Lost in Linz, sechseinhalb Fass Bier. (lacht)

Klara: OK Night waren fast 20 Fässer Bier.

Wenn man jetzt ans Wochenende denkt, seht ihr euch eher schon als Club oder doch als Wohnzimmer?

Flo: Am Wochenende ist es… ja, ein kleiner Club. Aber das liegt auch daran, dass es sonst in Linz nichts gibt. Der letzte Club war der Stadtkeller. Beziehungsweise ja, es gibt die Tischlerei, aber da war ich noch nie.

Simone: Aber das ist vom Publikum nicht vergleichbar.

Flo: Aber es wär zumindest ein Club.

Habt ihr einen Idee warum der Großteil von eurem Publikum beispielsweise eher nicht in die Tischlerei geht?

Simone: Weil die Location scheiße ist. Es ist einfach zu weit weg.

Miri: Linz hat sich auch noch immer nicht daran gewohnt, dass sie, wenn sie in einen Club gehen, Eintritt zahlen müssen. Das ist sowas, das kennt hier niemand. Man geht voll gern gratis fort und sobald man mehr als 5 Euro Eintritt zahlen muss, wird’s schwierig. Und in der Tischlerei sinds halt doch 10 bis 12 Euro.

Wie faul sind die Linzer was die Lage betrifft?

Alle: Unglaublich faul.

Flo: Dieselben Leute, die in Wien mit der U-Bahn eine dreiviertel Stunde wohin fahren und zweimal umsteigen sind zu faul, dass sie in Linz über die Brücke gehen.

Habt ihr je über Eintritt nachgedacht?

Simone: Nein. Es soll einfach für jeden offen stehen. Wir haben auch noch nie Türsteher oder Securitys gehabt

Klara: Es gibt keine Türpolitik.

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Bild(er) © Fotos 1-3: Dimitrios Vellis: http://www.dimitriosvellis.com/, Foto 4-6: Andreas Kepplinger: http://www.a-kep.at/
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