FM4 bekommt ein neues Home, Baby! – Ein Blick in die Zukunft des Senders

Ende November zog Radio FM4 samt Studios und Büros ins ORF-Zentrum auf den Wiener Küniglberg und verließ, wie später auch Ö1, das Funkhaus in der Argentinierstraße. Nun steht der 25. Geburtstag des Senders an. Aus gegebenen Anlässen porträtieren wir sechs RedakteurInnen, die die Zukunft von FM4 mitbestimmen werden.

© Radio FM4 / Gerlinde Egger

Würde es all die »FM4-Musik«, die Sounds der Bilderbuchs und Leyyas, der Voodoos und Wandas, ohne FM4 in dieser Form überhaupt geben? Würde die Jugend des Landes so gut Denglisch sprechen, gäbe es die »Morning Show« nicht? Wo würden 16-Jährige erste Live-Kontakte zu ihren Idolen haben, wenn nicht am von FM4 präsentierten Frequency? Sich die gegenwärtige heimische Musikszene ohne FM4 auszumalen, ist fast unmöglich. Die Institution hat die österreichische Jugendkultur in den letzten 25 Jahren signifikant geprägt und ist wiederum von dieser und ihren Subgenres und Subkulturen geprägt worden – und so wird es wohl auch in Zukunft sein.

Der Sender schafft es, neben Streaming-diensten und Podcasts zu bestehen, und legt, etwa mit dem »FM4 Soundpark« den Fokus nach wie vor stark auf heimische Musik (30,5 % ÖsterreicherInnenanteil im Musikprogramm laut AKM-Sendezeitstatistik für 2018). Ende November wird es einen Relaunch dieser Plattform geben – mit zusätzlicher Sendung am Donnerstagabend. Ohne Personenkult zu betreiben, sind es vor allem die RedakteurInnen, DJs und ModeratorInnen, die mit ihren jeweiligen (Musik-)Spezialgebieten und nicht wenig Nerdtum die Identität des Senders beeinflussen und auch zukünftig beeinflussen werden. Einige von ihnen – VertreterInnen der jüngeren Abteilung – stellen wir hier in Kurzporträts vor.

Dalia Ahmed

© Eva Zar
  • Zum Senderstart drei Jahre alt
  • Macht etwas mit Medien seit: 2008
  • Bei FM4 seit: 2015
  • Fan von: Hip-Hop, R’n’B, Afro-Beats, Dancehall, Globale Clubsounds
  • FM4 in einem Wort: homebaby

Wer sich in Wien auch nur ein bisschen für Popkultur interessiert, kennt den Namen Dalia Ahmed. Sie kuratierte das diesjährige Electric Spring und ihre DJ-Sets sind mitt- lerweile mindestens stadtbekannt, darüber hinaus erfrischt sie samstagabends landesweit FM4-HörerInnen mit ihrer Show »Dalia’s Late Night Lemonade«. In dieser Stunde betreibt sie (Pop-)Musikerziehung, präsentiert ihre Lieblingsmusik und bespricht – auch mit Artists gemeinsam – Neuigkeiten aus den Pop-Welten. Darüberhinaus co-moderiert sie auch die »Morning Show«. Mit 27 ist Dalia der jüngste Host des Senders und trägt als selbsternannte Beyoncé-Jüngerin den »Gopsel Of Bey« in die Welt – sie berichtete etwa über den Coachella-Auftritt der Ikone. In ihrer Arbeit verdichtet sie Mainstream und weniger sichtbare Genres zu einer persönlichen Mischung und lässt Stimmen aus den unterschiedlichsten Szenen zu Wort kommen.

»Ich hoffe, FM4 kann weiterhin ein Ort sein, wo die Zuhörenden Dinge entdecken, die sie sonst vielleicht nicht entdeckt hätten, und wo sie gemeinsam mit uns RedakteurInnen und ModeratorInnen über die unterschiedlichsten Themen abnerden können.«

Daniel Grabner

© Roman Prostejovsky
  • Zum Senderstart zehn Jahre alt
  • Macht etwas mit Medien seit: 2011
  • Bei FM4 seit: 2012
  • Fan von: Kebab, FKA Twigs und allen Interviews von Alexander Kluge
  • FM4 in einem Wort: effemmvier

Die Stimme von Daniel Grabner kennt man aus Sendungen wie »Hallo FM4«, daneben auch aus »Connected«, der »Homebase« und der »Morning Show«. Neben Buchrezensionen verfasst er selbst auch literarische Texte und initiierte das »FM4 Proseminar«, bei dem Songtexte auf ihren literarischen Gehalt abgeklopft werden – ein gutes Beispiel für jene RedakteurInnen, die ihre Leidenschaft beim Sender beruflich ausleben und zur Expertise ausbauen konnten. Die Regelung, die es FM4 und dem ORF untersagt, Inhalte online länger als sieben Tage abrufbar zu halten, würde er abschaffen, außerdem wünscht er sich ein stärkeres Bewusstsein für die Relevanz eines unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Nicht unerwähnt sollte auch Daniels Instagram-Account fur_fur_away bleiben, auf dem er seine weniger ernste Seite auslebt und Vermisstenanzeigen von Haustieren sammelt. Und die Zukunft von FM4? Sieht er rosig, mit einem fetten Gelbstich.

»Viele Leute nimmt ein Vollzeitjob so sehr ein, dass sie irgendwann aufhören, aktiv an Popkultur zu partizipieren. Vielleicht könnte man auch sagen: Sie werden erwachsen. Bei mir gehört die Popkultur angenehmerweise zum Job.«

Sophie Liebhart

© Marie Bleyer
  • Zum Senderstart drei Jahre alt
  • Macht etwas mit Medien seit: 2009 Bei FM4 seit: 2017
  • Fan von: allen Gerichten, die Erdäpfel beinhalten
  • FM4 in einem Wort: kanarienvogelgelb

Sophie Liebhart absolvierte die ORF-Akademie (ein zweijähriges Ausbildungsprogramm, in dem vier verschiedene Redaktionen des ORF durchlaufen werden) und blieb bei FM4. Ihr Herz schlägt für Klima- und Umweltthemen, sie probierte aber für die Serie »FM4 Tanz mit mir« vor der Kamera auch schon mal Tanzstile wie Line-Dance oder Voguing. Für die Zukunft des Senders ist ihr eine starke Fokussierung auf dessen Kernkompetenzen wichtig: österreichische Musik und Themen, die junge Menschen betreffen. Außerdem: dass genügend Zeit und Ressourcen für längere Recherchen, das Einholen von Hintergrundinformationen und neue Zugänge aufgewendet werden. Junge JournalistInnen sollen hier weiterhin Platz haben und sich ausprobieren können, sagt Sophie. Sie selbst hat die Arbeit in der Redaktion vor allem offener für Themen gemacht, die davor in ihrem Alltag keine Rolle gespielt haben. Für die anderen Kanäle des ORF wünscht sie sich mehr Mut zu neueren, jüngeren Formaten.

»Ich gehöre, typisch für meine Generation im Journalismus, zu den eierlegenden Wollmilchsäuen. Ich mach ein bisschen was von allem.«

Weiter zu: Lukas Lottersberger, Ambra Schuster und Christoph Sepin.

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