"Sonic Highways" nennt sich das aktuelle und sehr ambitionierte Projekt von Bandchef Dave Grohl, das ein neues Foo Fighters-Album und eine achtteilige TV-Musikdoku vereint.
Wurde das letzte, sehr erfolgreiche Foo Fighters-Album "Wasting Light" in Grohls Garagen-Homestudio aufgenommen, ging die Band nun einen völlig anderen Weg, indem sie die acht neuen Songs in acht unterschiedlichen Städten und Studios aufnahm. Passend dazu produzierte Neo-Regisseur Grohl acht einstündige TV-Episoden für den US-Sender HBO und dokumentierte musikhistorische Meilensteine der jeweiligen Stadt sowie die damit verbundene Entstehung jeder Nummer des neuen Foo Fighters-Albums. Oftmals drohen scheinbar überambitionierte Projekte schiefzugehen, nicht so bei "Sonic Highways". Sowohl Album als auch die TV-Serie, die kürzlich auf HBO ausgelaufen ist, enttäuschen nicht.
Acht Städte, acht Studios, acht Songs
Acht Titel sind für ein Foo Fighters-Album vergleichsweise wenig, was sich in einer längeren Spieldauer der Nummern jenseits der üblichen 4-5 Minutengrenze niederschlägt. Mit "Something From Nothing" eröffnet die Band ihr neues Werk gleich mit einer der stärksten Kompositionen, ein archetypischer Foo Fighters-Song mit einer schön konstruierten Steigerung vom sanften Einstieg zum gut gebrüllten Finale. Dazwischen schichten sich Gitarren übereinander und verschmelzen perfekt mit den funky Clavinet-Sounds von Rami Jaffee. Der Text ist sowohl Hommage an die Musiker von Chicago, wo der Song aufgenommen wurde, als auch Beschreibung von Dave Grohls Lebensmotto, aus dem Nichts heraus etwas Besonderes zu kreieren.
Härter und schneller rockt sich die Band durch "The Feast And The Famine", ehe der Stil mehr in Richtung Classic Rock umschlägt. Etwa beim zweigeteilten Epos "What Did I Do?/God Is My Witness", bei dem sich die Band im von "All You Need Is Love"-inspirierten Schlussteil Unterstützung vom jungen texanischen Bluesgitarristen Gary Clark Jr. holt. Es ist interessant zu hören, wie die unterschiedlichen Aufnahmeorte, mehr noch als die zahlreichen Gastmusiker, auf die Songs einwirken. "Outside" lädt zur Fahrt im offenen Cadillac durch Kalifornien ein, während "In the Clear" mit seinen Bläsersätzen eine Prise New Orleans Jazzspirit einatmet.
Mit akustischen Gitarren und durchgängig sanften Vocals kreiert "Subterranean" eine melancholische Stimmung, ein Blick zurück auf die laid-back Momente des Albums "There Is Nothing Left To Lose". Der Song mündet mit einer E-Bow Rückkoppelung, einer der schönsten Momente des Albums, direkt in die 7-Minuten-Hymne "I Am A River", die sich allmählich bis zum orchestralen Finale steigert und sowohl in Punkto Länge als auch Einsatz von Streichern ein Novum im Foo Fighters Œuvre markiert.
Sonic Highways – die TV-Dokuserie
Die ergänzende TV-Serie bietet nicht nur jedem der neuen Foo Fighters-Songs eine Plattform, sondern ist in erster Linie eine musikalische Liebeserklärung an ausgewählte Musikhochburgen Amerikas. So widmet sich die Nashville-Folge der dort ansässigen und über die letzten Jahrzehnte gewachsenen Singer/Songwriter- und Country-Szene, während in der Chicago-Episode Blueslegenden wie Buddy Guy in aktuellen, von Grohl geführten Interviews zu Wort kommen. Nebst den Musikern werden auch Produzenten, Club- und Labelbetreiber interviewt und geben spannende Einblicke in die lokalen Musikszenen. Am Schluss jeder Folge rundet eine effektvoll gefilmte Studioperformance der Foo Fighters das Bild ab.
Mit "Sonic Highways" entfernen sich die Foo Fighters wieder von den teils rauen, teils hitlastigen Tönen ihres letzten Albums "Wasting Light" und besinnen sich auf große, klassische und zeitlose Rockkompositionen. Dank der unterschiedlichen Aufnahmeorte und Gastmusiker ist "Sonic Highways" das gleichzeitig vielschichtigste wie auch in sich stimmigste Foo Fighters-Album geworden, das eine perfekte Synthese mit der achtteiligen Musikdoku bildet.
Die kürzlich auf dem US-Sender HBO gelaufene Serie ist nun als leistbarer HD-Download über die Bandhomepage erhältlich. Wer die Band mal live erleben möchte, im Tourplan für 2015 finden sich u.a. Termine für Großbritannien und Deutschland.