»Forspoken«: Perlen und Kleister

Das neue Spiel des Studios hinter »Final Fantasy XV« überzeugt nur punktuell. Der Rest wirkt überambitioniert und zusammengeschustert.

© Square Enix

Am Anfang, so scheint es, waren da ehrgeizige Pläne. Nach einem kurzen Vorspiel in New York verschlägt es Frey, die Heldin von »Forspoken« in eine Fantasy-Welt, der man anmerkt, dass sie nicht nur hohle Kulisse sein sollte. Da haben sich Menschen Zeit genommen und ein ungewöhnliches und geheimnisvolles Setting entworfen. Und auch Frey selbst soll ganz offensichtlich mehr sein, als eine platte Hülle für die spielerische Selbstverwirklichung: eine Schwarze Frau, die als Waise aufwuchs, die keine Heldin sein will, sich und anderen nicht vertraut und Unsicherheiten mit Coolness überspielt. Da sollte vieles thematisiert und anders gemacht werden. Und teilweise gelingt das auch – etwa über Freys Bewegungsanimationen, die weitestgehend auf stereotype Weiblichkeit verzichten.

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Auch spieldynamisch ist der Versuch zu spüren, von gewohnten Pfaden abzuweichen. Frey ist unbewaffnet und verlässt sich ausschließlich auf verschiedene Formen von Magie, die ihr auch überirdische Agilität verleihen. So rast sie zwischen ihren Feinden herum, kombiniert Nahkampfzauber mit magischen Geschoßen und spektakuläre Salti mit donnernden Kontern. Ganz übersichtlich ist das nicht. Aber zunehmend spaßig, wenn die Palette an Zaubersprüchen sich immer mehr füllt.

Blöd nur, dass es so sperrig ist, schnell zwischen den Sprüchen zu wechseln. Blöd auch, dass das Spiel nicht will, dass wir unseren eigenen Zauberkoffer packen, aus dem alles aussortiert wird, was wir ohnehin nicht brauchen. Hier beginnt sich der Eindruck aufzudrängen, dass da in der Entwicklung vieles nicht in Ruhe abgeschlossen werden konnte: die Steuerung, die Balance von Fähigkeiten und Herausforderungen, die Level-Verbesserungen der Heldin. Letztere machen sich fast nur über die Zauber bemerkbar. Andere Systeme wie Erfahrungslevel sind zwar integriert, aber kaum von spürbarer Relevanz.

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Im Kern finden sich hier Elemente eines guten und faszinierenden Spiels. Aber mit näher rückendem Release-Termin scheint hier immer gröber mit Kleister gepappt worden zu sein. Die Spielwelt ist übervoll mit Nebenaufgaben, die oft gar nicht so tun, als wären sie die Zeit wert, die sie verbrauchen. Das Mana, mit dessen Hilfe neue Zauber freigeschaltet werden, wabert unmotiviert in der Gegend herum und muss lustlos aufgesammelt werden. Und die streunenden Monster und Zombies werden immer mehr zum lästigen Beiwerk.

»Forspoken« fesselt ein bisschen mehr, als man angesichts all dieser Schwächen vermuten würde. Das liegt in meinem Fall daran, dass da eben diese Perlen zwischen dem Kleister schimmern. Denen – und den Menschen die sie entworfen haben – hätte ich ein fertigeres, ein runderes Gesamtprodukt als Rahmen gewünscht. So wie das Spiel nun veröffentlicht wurde, ist das Risiko hoch, dass wir Frey und ihre Fantasy-Welt trotz allen Potenzials nicht mehr wiedersehen.

»Forspoken« ist bereits für PC und PS5 erschienen.

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