Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Luke von der Tonstube.
Was muss passieren, damit die Tonstube aus allen Nähten platzt?
Haha. Gute Frage – die haben wir uns in der Vergangenheit selbst oft genug gestellt. Die Tonstube ist in unseren Augen ein kleines Phänomen und besticht sicherlich durch ihren räumlichen Schnitt sowie natürlich durch ihre Gäste. Sobald das Wetter keine 20 Grad mehr hat und die Outdoor-Locations langsam schließen, platzen wir aus allen Nähten. Sprich, unsere Primetime ist sicherlich von September bis Mai. Das kommt uns aber eigentlich sehr gelegen. Wir haben die letzten paar Sommer sehr genossen, mit unserem kleinen, schicken urbanen Schanigarten vor der Tür. Im Sommer haben wir viel mehr Zeit, selbst an einem Tisch zu sitzen und uns um unsere Gäste zu kümmern. Eine gute Mischung, wie wir finden.
Mit der Tonstube Beach habt ihr auch eine Sommerlocation am Donaukanal. Kommt man da heutzutage gar nicht mehr drum herum, wenn man im Sommer angesagt sein will?
Der Tonstube Beach war eigentlich wie auch schon die Tonstube an sich eine gehörige Kurzschlussreaktion. Uns wurde die Chance geboten, eine Sommerlocation am Kanal zu betreiben und wir haben nicht lange darüber nachgedacht. Wie oben erwähnt, ist es kein Geheimnis, dass es in der Tonstube in der Laimgrubengasse gerade im Sommer eher später losgeht und prinzipiell durch die Räumlichkeiten eher eine Herbst-, Winter- und Frühlingslocation ist. So bieten wir heuer unseren Gästen ein wenig Urlaubsfeeling mit Sand am Donaukanal. Dort öffnen wir ja bereits um 16 Uhr, schließen allerdings auch schon um 23.00 Uhr. Die perfekte Zeit um anschließend in die Tonstube zu pilgern.
Gebt doch bitte mal euren Senf zum generellen Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen ab.
Was sollen wir dazu sagen: "Lassen wir das lieber".
Wie und was hat sich eurer Meinung nach die/in der Clubkultur oder Ausgehkultur in Wien in den letzten 5-10 Jahren verändert?
Wir denken doch einiges. Es wird ja immer darüber diskutiert, ob Wien in der Clubszene im Vergleich zu anderen Städten mithalten kann oder nicht. Geheule auf hohem Niveau wie wir finden. Sehen wir uns nur um. Die Forelle, in welcher ein gewisser Herr Laminat in regelmäßigen Abständen Kapazunder hinter die Decks bestellt. Oder die Pratersauna, die seit Jahren (was keine Leichtigkeit ist und auch mal gesagt werden muss) versucht ganz vorne mitzuspielen. Wir haben neulich ein Interview von Hennes gelesen, in dem er eine sehr treffende Aussage getätigt hat. Heutzutage sind die lokalen Kollektive fast wichtiger als riesig große und teure Bookings. Wir glauben, das ist eine der wesentlichen Veränderungen in den letzten Jahren in Wien.
Gibt es einen typischen Tonstube-Gast? Mit welchem Publikum kann man bei euch rechnen?
Einen typischen Tonstuben-Gast gibt es nicht wirklich. Allerdings ist zu sagen, dass wir mit unserem Publikum äußerst zufrieden und glücklich sind, Gäste wie "euch" haben zu dürfen.
Bei einer Lokaleröffnung will man anfangs jeden willkommen heißen. Auch ihr habt gesagt, dass keiner ausgeschlossen werden soll. Habt ihr eure Meinung mittlerweile geändert? Gibt es eine Art von Gast, auf den ihr in der Tonstube verzichten könntet?
Wir glauben, dass die Tonstube an sich mittlerweile ihren Namen hat und somit geht eine gewisse Strahlkraft einher. Wir hatten noch nie Probleme in irgendeiner Art und Weise – was sehr schön ist.
Wie soll es weitergehen mit der Tonstube? Seid ihr mit der jetzigen Situation zufrieden oder würdet ihr noch gerne etwas ändern? Gibt es Pläne für die Zukunft?
Uns taugt es, wie es ist. Die Tonstube wird immer unsere Homebase bleiben. Durch die ganzen anderen Lokalen, die in den letzten 1,5 Jahren dazugekommen sind, ist es uns natürlich nicht mehr möglich, täglich selbst hinterm Tresen zu stehen. Mit Christian Michor haben wir aber einen Geschäftsführer und Freund gefunden, der unsere Philosophie voll und ganz verkörpert und die Stube in unserem Stil und Sinne führt. Weiteres haben wir mit Tomi Amann einen weiteren verlässlichen Mann hinter der Schank. Mathias und ich sind aber selbst so oft wie möglich in der Stube – auf einen gemütlichen Einkehrschwung mit Freunden.
In der Tonstube gibt es nicht nur Beats, Events und Livemusik, sondern auch Getränke und wunderbares Essen. Von Schweinsbraten bis Weißweinschorle ist hier alles vertreten. Die Herren sind jung und deshalb wird hier auch niemand ausgebeutet. Faire Preise und faire Türpolitik. Soll heißen: In der Tonstube ist jeder willkommen.
Mehr zur kleinen Clubkultur gibt es hier:
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Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu
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