Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute beim Kollektiv vom Café Prosa.
Das Café Prosa im 15. Bezirk ist weder ein normales Café noch eine Bar. Hier gibt es jede Menge Konzerte, Lesungen und andere Zusammenkünfte wie zum Beispiel einen Yoga-Treff. Doch eigentlich ist es ein Projekt der Initiative Prosa – Projekt Schule für alle.
Klingt erst mal seltsam, aber wenn Live-Bands zu Gast sind, kann das Café schon mal übervoll sein. Und wenn man dann sogar noch selbst entscheiden darf, was man für sein Bier zahlen will, dann wird’s kurios. Wir haben nachgefragt, was dahinter steckt, wie sich das Ganze finanziert und was passieren muss, dass die Hütte bebt.
Das Café Prosa ist ja mehr als ein Café. Doch was genau ist es?
Das Café Prosa ist ein Kunst- und Kulturraum, eine Begegnungszone ohne Konsumzwang. Es ist gleichzeitig Veranstaltungsraum für Konzerte oder Lesungen, Büro, Treffpunkt für die Schülerinnen und Schüler unseres Schulprojekts Prosa, ein Coworking Space und der Peace Space, ein Ausstellungsraum für Kunst.
Das Café Prosa fällt in letzter Zeit immer wieder wegen Veranstaltungseinladungen und Konzerten auf. Doch woher ist es gekommen und wieso ist es entstanden?
Die Bildungsinitiative Österreich, der Trägerverein von Prosa – Projekt Schule für alle, hat Büroräumlichkeiten gesucht und sie im jetzigen Café Prosa gefunden. Und nachdem der Raum Potenzial für mehr bot, entstand schnell die Vision eines Kultur- und Nachbarschaftszentrums.
Kann man davon ausgehen, dass, wenn man nicht gezwungen wird, der Wille zur Partizipation höher ist? Oder wie finanziert sich ein Café ohne Konsumzwang?
Die meisten Einnahmen kommen durch Einmietungen oder Konzerte zustande. Und die meisten Leute, die vorbeikommen, möchten schon etwas trinken. Durch unsere freie Preispolitik ist es möglich, dass diejenigen, die genug Geld haben, ein bisschen mehr für ihre Getränke zahlen und diejenigen, die nicht viel Geld haben, eben ein bisschen weniger geben und trotzdem zu ihrem Getränk kommen. Hauptsächlich geht es dem Café allerdings nicht um einen monetären, sondern einen kulturellen und künstlerischen Gewinn für uns, unsere Schülerinnen, Schüler und unsere Gäste.
Im musikalischen Programm habt ihr ja auch immer wieder ziemlich experimentelles Zeugs dabei. Wie würdet ihr euer Programm beschreiben?
Das Café soll ein offener Raum für alle möglichen Arten von Kunst und Kultur sein. Deshalb gibt es keine vordefinierte Schiene, das Programm ändert sich mit seinen wechselnden Gestalterinnen und Gestaltern.
Veranstaltet ihr alle Konzerte selbst? Nach welchen Kriterien gestaltet ihr euer Programm?
Ja, wir veranstalten alle Konzerte selbst in Kooperation mit den Künstlerinnen und Künstlern, meist sind zwei Personen von uns anwesend und betreuen dann die jeweilige Veranstaltung. Unser Café-Kollektiv trifft sich in regelmäßigen Abständen um alles rund um das Café zu besprechen, darunter auch das Programm. Meist fragen wir an, die wir schon kennen oder die wir empfohlen bekommen haben. Auch unsere Schülerinnen und Schüler gestalten manchmal einen Abend selbst.
Es ist auch schon vorgekommen, dass jemand durch Zufall oder durch eine andere Veranstaltung auf unser Café gestoßen sind und nach einer Auftrittsmöglichkeit gefragt haben. Von der musikalischen Stilrichtung her wollen wir uns an keinen fixen Kriterien orientieren, sondern Vielfalt bieten. Wer bei uns auftreten möchte, kann das auch meistens tun.
Gibt es Grenzen oder findet hier jedes musikalische Projekt Zuflucht?
Wir sind offen für sehr unterschiedliche musikalische Projekte, aber natürlich gibt es auch Grenzen. Die kommunizierten Inhalte sollten den Werten der Bildungsinitiative nicht widersprechen. Und wir versuchen so gut es geht auf unsere Nachbarn Rücksicht zu nehmen, was die Lautstärke von Konzerten angeht.
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